In Deutschland, Österreich und der Schweiz befragte das EHI die IT-Entscheider von insgesamt 72 Handelsunternehmen mittels persönlicher Interviews zu Projekten, Trends und Investitionsprioritäten. Gemessen am Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne gibt der Handel in Deutschland, Österreich und der Schweiz jährlich rund 4.2 Mrd. € für Informationstechnik aus. Die IT-Budgets bleiben damit unverändert und machen nach wie vor etwa ein Prozent des Bruttoumsatzes aus.
Konsolidierung Hardware
Warenwirtschaftsthemen stehen weiterhin im Fokus der IT-Verantwortlichen im Handel, allerdings sind in den Projekten gravierende Unterschiede zu erkennen: Während im Lebensmittelhandel und anderen ähnlich strukturierten Branchen die Systementscheidung für die mittelfristige Zukunft häufig bereits getroffen wurde, steht für 40 Prozent der Unternehmen der sogenannten Kategorie „Slow Moving Consumer Goods“, darunter vor allem viele Textilhändler, die Ablösung veralteter Systeme an. Bemerkenswert ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Standardlösungen – 72 Prozent aller befragten Unternehmen wollen künftig auf Standards setzen, das sind fast zehn Prozent mehr als heute. Generell kann laut der Studie von einem Trend zu „Aufräumarbeiten“ in der IT-Infrastruktur gesprochen werden.
Business-Intelligence-Systeme
Rund ein Viertel der Befragten plant den Ausbau von Business-Intelligence-Systemen sowie die Optimierung der Lieferantenanbindung. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen streben eine künftige Kommunikationsabwicklung mit ihren Lieferanten mittels webbasierter Portale an. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Technologie RFID (Radiofrequenz-Identifikation, berührungslose Datenübertragung auf Basis von Radiowellen). RFID wird bisher hauptsächlich auf Transport- bzw. Verpackungsebene eingesetzt, der von den Unternehmen als wünschenswert betrachtete Einsatz auf Artikelebene wird bisher kaum umgesetzt.
Green IT
Im IT-Bereich werden Umweltaspekte entweder schon seit Jahren beachtet oder kommen nur am Rande zu tragen, auch wenn Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in vielen Unternehmen generell eine wichtige Rolle spielen. Explizite „Green-IT“-Projekte sind momentan noch die Ausnahme.
Softwarelösungen für Filialen
Auf Filialseite steht nach wie vor das Thema Kassensoftware ganz oben auf der Prioritätenskala. Ältere Softwarelösungen stoßen angesichts immer komplexer werdender Anforderungen häufig an ihre Grenzen und müssen ersetzt werden. Auch auf Filialseite werden größere Teile des IT-Budgets in den nächsten Jahren in webbasierte Informationsportale investiert, die technischen Voraussetzungen (DSL o.ä.) sind bereits größtenteils geschaffen. Vorrangiges Ziel sind dabei die Unterstützung des Verkaufspersonals sowie Schulungen und Personaleinsatzplanung. Ein weiteres herausragendes Thema bei den IT-Entscheidern ist die Einführung neuer MDE- Lösungen (mobile Datenerfassung).
Self-Service und innovative Zahlungsmethoden
Knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen planen in Zukunft Self-Checkouts einzusetzen und 10 Prozent wollen sie zumindest testen. Allerdings beschränkt sich die Installation dieser Technologien weitestgehend auf Unternehmen der Kategorie „Fast Moving Consumer Goods“. In welcher Form sich Self-Checkout und Self-Scanning sich auch im Textilhandel und ähnlich strukturierten Branchen durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Über die Zukunftschancen innovativer Zahlungsmethoden wie kontaktloses Bezahlen mit Karte, Mobiltelefon (per NFC, Near Field Communication) oder Fingerabdruck gehen die Meinungen weit auseinander. Mittelfristig wird der Einzug des Mobile Payment per Handy und das kontaktlose Zahlen per Karte als am wahrscheinlichsten betrachtet – das Bezahlen mit Fingerprint wird vor allem aus Privacy-Aspekten eher kritisch betrachtet, kleinere Unternehmen können sich einen Einsatz für Stammkunden allerdings vorstellen.
Die Studie „IT-Investitionen im Handel 2009“ ist ab Ende März beim EHI Retail Institute zum Preis von € 270,- erhältlich.
(eca)