Herr Thäsler, welche Bedeutung hat der Launch des Digitalen Out-of-Home-Channels für Ströer?
Kai-Marcus Thäsler: Der Out-of-Home-Channel läutet die Zukunft der digitalen Außenwerbung ein und ist für uns ein wichtiges Projekt. Damit gehen wir in die Passagebereiche der großen Fern-, U- und S-Bahnhöfe. Infoscreen stößt als etabliertes Medium in den Wartebereichen an eine Wachstumsgrenze, da wir an allen großen U- und S-Bahnhöfen in Deutschland bereits insgesamt 250 Anlagen betreiben.
Welchen Einfluss hat das auf die Vermarktung?
Kai-Marcus Thäsler: Der Out-of-Home-Channel ist ein „Reichweitenprodukt“. Das bedeutet, dass wir nicht einen oder zwei Bahnhöfe ausstatten, sondern ein großes Netz an digitalen Werbeträgern aufbauen, das in ganz Deutschland präsent sein wird.
Inwieweit unterscheidet sich diese Situation von der bei den Infoscreens?
Kai-Marcus Thäsler: Infoscreen bietet eine ganz andere Rezeptionssituation. Das Produkt ist an Orten installiert, an denen Menschen mehrere Minuten warten, ist somit ein Warte-Medium. Der Out-of-Home-Channel dagegen ist ein Passage-Medium. Wir stellen die Bildschirme so auf, dass Menschen angesprochen werden, die diese im Vorbeigehen betrachten.
Sie werden 200 Bahnhöfe ausstatten. Das sind sehr viele. Heißt das, dass auch die kleineren Bahnhöfe Screens bekommen?
Kai-Marcus Thäsler: Ja, wir bestücken auch Bahnhöfe des ÖPNV mit dem neuen Medium. In München zum Beispiel den Marienplatz, in Berlin den Bahnhof Friedrichstraße, den Alexanderplatz und den Ostbahnhof.
Berlin Friedrichstraße? Dort ist die Wall AG bereits aktiv.
Kai-Marcus Thäsler: Der Bahnhof Friedrichstraße ist ein Kreuzungsbahnhof. Lediglich der untere Bereich, der U-Bahnhof, ist von Wall belegt. Ströer vermarktet den frequenzstarken S-Bahnbereich, wo auch der Out-of-Home-Channel aufgestellt werden wird. Dort gibt es viele Geschäfte und somit viel Passanten-Verkehr, was den Standort für Werbung höchst attraktiv macht.
Das sind Bahnhöfe, an denen es sich lohnt?
Kai-Marcus Thäsler: Ja, denn wir bauen den Out-of-Home-Channel an Bahnhöfen mit hoher Frequenz auf. Wie viele Screens jeweils an den 200 Bahnhöfen stehen werden, hängt von der dortigen Frequenz ab. Der Top-Bahnhof Hamburg verzeichnet tagsüber beispielsweise 450.000 Besuche, hier werden entsprechend viele Screens aufgestellt.
Digitale Außenwerbung ist die Zukunft – wie steht es um die klassische Außenwerbung? Wird sie verschwinden?
Kai-Marcus Thäsler: Nein, denn digitale Medien funktionieren am besten im Innenbereich, daher nutzen wir auch Bahnhöfe. Auf der Straße können Bildschirme solcher Art beim aktuellen Stand der Technik wegen der Sonneneinstrahlung und auch der Genehmigungssituation nicht aufgestellt werden. Dies wird auch auf absehbare Zeit noch so bleiben.
Kai-Marcus Thäsler: Die Bedeutung der Außenwerbung wird im Allgemeinen zunehmen, da sie unseres Erachtens das letzte verbliebene Massenmedium ist. Für eine große Reichweite müssen Sie Außenwerbung buchen – das heißt Mega-Lights, Großflächen und City-Light-Poster, allesamt Plakatmedien für eher große regionale und nationale Kampagnen. Einige Außenwerbeträger werden aber auch vorwiegend von spezifischen Kundengruppen gebucht, wie beispielsweise die klassische Ganzsäule, die für regionale Kultur- und Kinowerbende interessant ist. Mit der Digitalisierung schaffen wir ein Medium, das sich an ein sehr stark fernseh-orientiertes Kundenklientel richtet. Und genau das ist unser Ansatz: Wir befriedigen die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Kundenzielgruppen.
Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, wie Kai-Marcus Thäsler die Wettbewerbssituation am deutschen Außenwerbemarkt einschätzt.
Auf der 4. Münchner Digital Signage Konferenz wird Stefan Kuhlow, Geschäftsführer Ströer Infoscreen, die Digital-Strategie von Ströer vorstellen.