Herr Tomsu, das Thema Digital Signage gewinnt für Sie an Bedeutung, aber Sie kommen eigentlich aus einer ganz anderen Ecke.
Marco Tomsu: Ein wesentliches Geschäftsfeld von Alcatel-Lucent ist der Bereich Services. In Deutschland betreuen mehrere hundert Netzexperten Netzbetreiber, Behörden und Unternehmen dabei, die Netze, Dienste und Geschäftsprozesse für die Zukunft zu gestalten und wettbewerbsfähig zu machen. So betreiben wir beispielsweise in Deutschland das E-Plus Mobilfunk-Netz, und auch den neuen digitalen Behördenfunk für Polizei und Feuerwehren. Weitere Kunden sind die Deutsche Telekom, Bristish Telecom Global Services, Vodafone und auch die Bundeswehr.
Wie haben Sie das Thema Digital Signage für sich entdeckt?
Marco Tomsu: Wir sehen das große Geschäftspotential im Bereich der Medien- und Werbeindustrie. Der Einzug von digitalen Bildschirmen in der Werbung, aber auch im Bereich der Kunden- und Fahrgastinformation ist ja augenscheinlich. Wir sind mit unseren Multimedia-Lösungen für Interaktives Fernsehen oder Digital Content Management dort schon länger aktiv und verfügen mittlerweile über alle technischen Kompetenzen, die zur Ausrüstung und zum Betrieb eines Digital Signage-Netzes benötigt werden.
Neu für uns sind jedoch die Kunden und die verschiedenen Geschäftsmodelle. Um das Geschäft in Deutschland voranzutreiben, haben wir 2009 den Bereich Media & Advertising Services gegründet.
Der Digital Signage-Markt ist noch sehr jung, trotzdem tummeln sich dort viele Anbieter. Welche Position nimmt Alcatel-Lucent ein?
Marco Tomsu: Wir sehen dass der Markt sich in einem Umbruch befindet. Die Projekte werden größer, die Anforderungen an die Qualität und Leistungsfähigkeit steigen. Wir haben große Erfahrung darin, komplexe Projekte mit vielen Partnern als Generalunternehmer zu steuern und sehen uns dabei als technischen Dienstleister für die Planung, die Integration, den Betrieb und die Wartung der Infrastrukturen.
Welche weiteren Kompetenzen bringen Sie für Digital Signage mit?
Marco Tomsu: Die Alcatel-Lucent agiert global mit einer sehr starken lokalen, auf den Kunden fokussierten Service-Organisation. Und wir wissen, was Kunden für Erwartungen an die Verfügbarkeit und Sicherheit ihre Infrastruktur stellen. An Digital Signage-Netze werden ähnliche Anforderungen gestellt werden. Eine nicht funktionierende Hinweistafel oder ein gestörtes Bild auf einer Werbetafel kann sich keiner mehr erlauben.
Als zweiten wichtigen Punkt möchte ich die technische Innovationskraft nennen. Alcatel-Lucent investiert jährlich mehr als 2,4 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Wir begleiten unsere Kunden über viele technische Generationen hinweg. Großes Potential liegt beispielsweise in der Einführung von Interaktivität, etwa zur Steuerung der Inhalte und zur Erfassung der Wirksamkeit von Werbekampagnen.
Sie stehen mit Digital Signage noch am Anfang. Aber mit dem Projekt Taxi-TV verfügen Sie bereits über eine gute Referenz. Können Sie uns einen kurzen Einblick geben?
Marco Tomsu: Für unseren Kunden go!public mit den Branchen-Größen Taxi-Ad und Sell Media an Bord haben wir eine effiziente Digital Signage-Lösung über Mobilfunk umgesetzt. Das rein werbefinanzierte Taxi-TV-System ist nach Stuttgart gerade über drei weitere Städte ausgerollt und in 200 Taxen in Betrieb genommen worden. Es wird nun von Kunden wie der Lufthansa gebucht.
Die Attraktivität für den Fahrgast liegt in einem Informations-Mix aus Nachrichten und Stadt-Infos. Auch die Taxi-Unternehmen nutzen das Medium für interessante Eigeninformationen.
Die Alcatel-Lucent bietet als Full Managed Service die Integration, die Installation und den Betrieb des Systems. Wir betreuen das komplexe Partnersystem aus Hardware- und Software-Lieferanten, dem Mobilfunkanbieter E-Plus, und den verschiedenen Content Anbietern wie n-tv und der Stadt Stuttgart.
Sie werden sich als Generalunternehmer am Markt bewegen. Allerdings bieten Sie auch eine eigene Softwarelösung. Ist das nicht ein Widerspruch?
Marco Tomsu: Letztlich ist die Technologie für den Kunden nicht entscheidend, für ihn zählen Qualität und Wirtschaftlichkeit. Unsere Lösungen haben einen Fokus auf das Network Management und den Betrieb. Ein großer Anteil der Wertschöpfung liegt auch in der Integration mit den kundenspezifischen Systemen zur Verwaltung der Inhalte.
Worin unterscheidet sich Ihre Rolle als Generalunternehmer von der einer Telekom?
Marco Tomsu: Alcatel-Lucent ist heute Lieferant und technischer Dienstleister für eine Vielzahl von Telekommunikationsunternehmen weltweit, darunter natürlich auch für die Deutsche Telekom. Die Deutsche Telekom steht im Markt für Dienstequalität gegenüber Ihren Endkunden. Dies gilt beispielsweise auch für die Vermarktung von Werbeflächen.
Die Alcatel-Lucent macht keine eigene Vermarktung von Werbeflächen und akquiriert auch keine Standorte. Wir sind als neutraler Dienstleister offen für jegliche Partnerschaften im Bereich Technologie, Inhalte und Standorte.
Sie arbeiten momentan also am Aufbau eines Partnernetzwerkes?
Marco Tomsu: Die Alcatel-Lucent hat als Integrator für den Kunden die Qualität und die Kosten der technischen Lösungen im Auge. Dafür setzen wir neben unseren eigenen Produkten immer auch Lösungen von Dritt-Anbietern ein. Um eine hohe Qualität liefern zu können, streben wir langfristige dauerhafte Partnerschaften mit Hard- und Softwareherstellern an.
Entsprechend werden wir in Zukunft mehr von Ihnen hören und sehen?
Marco Tomsu: Davon können Sie ausgehen: Mit unserem Team verfolgen wir das Ziel, die Alcatel-Lucent als Integrationspartner der Wahl weiterhin erfolgreich und gleichzeitig deutlich sichtbarer im Markt zu positionieren.
Vielen Dank für das Gespräch!