Ihre Präsenz mit heute 1.000 Bildschirmen möchte sie in den kommenden drei Jahre deutlich ausbauen. Im invidis-Interview erklärt Geschäftsführer Hans-Jürgen Beckmann, wie das gelingen soll und welche Herausforderungen bestehen.
Herr Beckmann, Sie sind selbst praktizierender Chirurg. Hilft Ihnen das die Branche besser zu verstehen?
Hans-Jürgen Beckmann: Ja, durchaus. Zum einen bin ich dadurch erst zu dieser Geschäftsidee gekommen. Denn vor zehn Jahren habe ich für meine Praxis ein eigenes, sehr einfaches System aufgesetzt. Ein Patient, ein Student der Medieninformatik, hat es gesehen und weiterentwickelt. Er gehört heute zu unseren drei Kernentwicklern.
Außerdem habe ich natürlich sehr viele Kontakte, nicht nur zu Kollegen, sondern auch zu Verbänden. Das hilft uns im Vertrieb, aber auch bei der Gestaltung des Programms.
Das Programm unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von ihrem Konkurrenten TV-Wartezimmer: Sie schalten keinerlei Werbung. Weshalb?
Hans-Jürgen Beckmann: Werbung ist für Ärzte ein ganz heikles Thema. Einerseits darf laut Heilmittelwerbegesetz in Praxen nicht für Medikamente oder Therapien geworben werden. Andererseits hat der diesjährige „Deutsche Ärztetag“ im Mai über Änderungen der Berufsordnung noch einmal die Möglichkeiten für Werbung Dritter, zum Beispiel für das lokale Autohaus, deutlich eingeschränkt. Auch steuerrechtlich kann es zu Problemen kommen. Auf dieses Glatteis wollten wir uns nicht begeben und haben deshalb von Anfang an auf Werbung verzichtet – was uns einige schwierige Jahre beschert hat.
Wie finanzieren Sie sich dann?
Hans-Jürgen Beckmann: Über Lizenzen. Wenn gewünscht, liefern wir auch ein Rundum-Sorglos-Paket, also das komplette Programm, die Software und die Bildschirme. Dafür müssen wir übrigens handelsübliche Fernseher nehmen, da laut Gesetz die Patienten die Möglichkeit haben müssen, das Programm abzuschalten.
Als einen Ihrer Pluspunkte nennen Sie Ihre Software. Was ist daran besonders?
Hans-Jürgen Beckmann: Entscheidend ist, dass das System so einfach ist, dass die Praxen es selbst bedienen können. Unsere Software ist per drag-and-drop zu bedienen und ermöglicht flexible und individuelle Inhalte. Es gibt eine Vielzahl von Vorlagen und die Praxen können sich von unserer Zentrale jederzeit Hilfe und Beratung holen. Um unsere Software bedienen zu können, braucht man maximal eine einstündige Einführung.
Sie sind selbst Arzt und haben früh auf digitale Kommunikation gesetzt. Warum sind Ihre Kollegen so zögerlich?
Hans-Jürgen Beckmann: Die Medizin ist ein konservatives Berufsfeld, was bezüglich neuer Therapien und Behandlungsmethoden auch sinnvoll ist. Aber es überträgt sich auch auf die Nutzung neuer Medien. Die Einführung der heute üblichen Praxis-EDV-Systeme hat 30 Jahre gedauert! Aber je jünger die Ärzte, desto aufgeschlossener stehen sie dem Wartezimmer-TV gegenüber.
Wird es noch lange dauern, bis eine signifikante Zahl an Praxen Bildschirme installiert?
Hans-Jürgen Beckmann: In den vergangenen 18 Monaten haben wir eine hohe Dynamik gespürt, deshalb denke ich, dass in fünf Jahren ein Drittel der Praxen bereits Digital Signage nutzen wird. In zehn bis 15 Jahren werden es zwei Drittel sein.
Und wo sehen Sie Ihr eigenes Unternehmen?
Hans-Jürgen Beckmann: Die momentanen Trends, Anfragen und auch Bestellungen deuten daraufhin, dass wir in drei Jahren deutlich mehr Bildschirme haben werden als jetzt. Spätestens dann möchten wir die Bildschirmzahlen von TV-Wartezimmer erreichen.
TV-Wartezimmer ist Marktführer. Wie überzeugen Sie Ärzte von Ihrem System?
Hans-Jürgen Beckmann: Ganz klar: Wir haben eine deutlich flexiblere Software als TV-Wartezimmer. Deren Vorteil ist der Vertrieb, aber wir bauen unsere Vertriebsmannschaft deutschlandweit seit einem Jahr sukzessive aus und werden dadurch deutlich schneller wachsen als bisher.
Vielen Dank für das Interview!