Auf der Wincor World hat s.Oliver einen kleinen Shop eingerichtet, in dem das Unternehmen Anwendungen zeigt, die so oder ähnlich in Flagshipstores oder Filialen der vier Konzernmarken ausgerollt werden könnten. Als Partner auf Technologieseite sind Wincor Nixdorf auch Pyramid mit im Boot. Die Umsetzung geht noch ein wenig weiter, als eine bereits in Großbritannien umgesetzte Lösung.
Dort haben seit November 2013 Pyramid und Wincor für Marks & Spencer 700 Polytouch-Systeme mit Chip & PIN-Technologie ausgerollt beziehungsweise bestehende Geräte aufgerüstet, was bei den modular aufgebauten Polytouch über Modifizierung der in den seitlichen abnehmbaren Teilen befindlichen Technik geschieht. Diese Wangen können bei Polytouch jeweils benutzt werden, um mit neuer Hardware ausgestattet zu werden.
Einsatz von NFC und RFID
Für s.Oliver hat man die Polytouch-Tische noch weiter aufgebohrt. Auf der Messe in Rheda-Wiedenbrück wurde ein großer 32-Zöller gezeigt, der NFC- und RFID-fähig ist. Er ist nur Teil einer Kette von Hard- und Software-Komponenten, die gemeinsam eine Omnichannel-Lösung bilden, von der man sich bei s.Oliver bisher zumindest so sicher ist, dass man das Test-Projekt sehr zeitnah aufgesetzt, realisiert und nun auch der Öffentlichkeit präsentiert hat.
Mitte letzten Jahres gab es erste Gespräche, innerhalb von 3 Monaten wurde das Projekt für das Modeunternehmen realisiert, dass mit seinen vier Marken s.Oliver, Sir Oliver (früher Selection), QS und Triangle etwa 1,5 Milliarden Euro in den Vetriebskanälen Wholesale, Franchise, Retail, E-Shop, Concession und via Outlet umsetzt.
So könnten zu einem späteren Zeitpunkt zumindest einige der weltweit etwa 3.400 PoS aussehen, an denen s.Oliver aktiv ist: Es ist egal wo der Kunde ist, ganz gleich wo sich die Ware befindet; und es spielt keine Rolle, welche Bezahlart gewünscht wird – geliefert wird der gewünschte Artikel in der passenden Größe und Farbe.
Reservierung im Backstore, Verkauf im Frontstore
Beispiel RFID: Mit Hilfe der Technik kann vorne in einem Store nachgeschaut werden, ob sich im Lager noch das grüne T-Shirt in Größe XS befindet, dass die Kundin unbedingt kaufen möchte. Man könnte es über ein Tablet aus dem Bestad des Backstores reservieren. Auf dem Polytouch könnte am PoS eine Bestellung im Ladengeschäft über den Onlinestore erfolgen.
Auch hier wären alle Varianten der Lieferbarkeit und Bezahlart möglich. Beispielsweise Bestellung in der Filiale A durch den Kunden mit oder ohne Unterstützung des Mitarbeiters, Lieferung aber an Filiale B zu einem Wunschtermin, Bezahlung via NFC in Filiale A am Touch-Tisch. Das ganze Prozedere kann durch den Einsatz von Kundenkarten noch angereichert werden.
Ebenfalls darstellbar: Eine Kundin füllt über den Touch-Tisch den Warenkorb mit Artikeln, sucht im Laden weitere Teile aus, deren Codes via Tablet eingelesen und dem Warenkorb hinzugefügt werden. An der Kasse lassen sich dann problemlos weitere Artikel hinzufügen, kann eine Kundenkarte eingesetzt werden oder etwas aus der Bestellung herausgelöt werden.
Kassiert wird auf der Fläche
A propos Kasse: Filiale A ist an einem Samstag gut besucht – und der Kunde hat eine (Einkaufs-) Schlangenphobie? Auch der Bezahlvorgang könnte künftig in Teilen auch auf die Fläche verlegt werden. Wenn der Mitarbeiter mit einem entsprechenden Mobilgerät ausgestattet ist (Smartphone, Tablet). Auf Wunsch könnte der Kunde nicht nur einen elektronischen Bon auf sein Mobil-Device erhalten. Da der Mitarbeiter einen kleinen Bondrucker am Gürtel befestigt hat, kann auch dort ein Papierbon ausgedruckt werden.
Zudem könnte noch ein passendes Teil, aus der Vorkollektion ausgewählt werden – bei 12 Kollektionen pro Jahr, die im Wochenrhythmus an die Filialen ausgeliefert werden. Und für die Kunden, die es wünschen, kann ein Outfit aus zusammengestellt werden, dessen einzelne Kleidungsstücke im Lookbook zusammen präsentiert werden.
Ob dieses Szenario so bei s.Oliver umgesetzt werden wird, ist noch nicht entschieden – man testet und evaluiert gerade. Allerdings wäre die in Rheda-Wiedenbrück gezeigte Lösung für viele Händler eine Wunschkonfiguration, die besonders im Fashionbereich ihre Vorteile ausspielen kann.
Kostensparend umsetzbar
Weitergedacht sind durch solche Konzepte auch kleinere Filialen denkbar, was angesichts hoher Mieten in 1a-Lagen von Vorteil wäre. Aber auch eine nicht verkleinerte Filiale könnte den Umsatz pro Quadratmeter erhöhen. Retourenkosten könnten ebenfalls gesenkt werden, da Bestellungen häufiger zwischen Filialen, aber nicht zum Kunden nach Hause und retour geschickt werden müssten. Für die Kunden gäbe es einige sehr gute Argumente, zurück auf die Fläche zu kommen, und Online auch in der Filiale zu nutzen. Heraus kommen im Idealfall eine Frequenzerhöhung und eine deutlich verbesserte Customer Experience.