Interview mit Dietmar Otto, Geschäftsführer, Radio P.O.S. GmbH und P.O.S. Television GmbH:
Der Digital Signage-Markt konnte auch in 2014 seinen Wachstumskurs fortsetzen. Jedoch war das allgemeine Wachstum nicht mehr so stark wie in dem Jahr davor. Wie beurteilen Sie das vergangene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und wie hat sich aus Ihrer Sicht der Digital Signage-Gesamtmarkt entwickelt?
Dietmar Otto: Die Feststellung, dass das Wachstum des Digital Signage-Marktes in 2014 nicht mehr dem der Vorjahre entspricht – also geringer ausgefallen ist – können wir uns für unsere Häuser nicht anschließen. Es mag sein, dass sich der Markt für Produkte ein wenig verlangsamt hat, aber für Lösungen keinesfalls. Und damit wären wir auch schon bei der Frage nach der Entwicklung. Unternehmen wie P.O.S. haben in den vergangenen Jahren immer auf kundenbezogene Lösungen gesetzt. Offenheit für Technologiepartner und vor allem sehr gute und umfassende Servicedienstleistungen werden die Zukunft sein. Es bringt nichts, allein eigene Produkte auf den Markt zu werfen – man muss Makler und Integrator sein, um im Digital Signage-Markt eine Rolle zu spielen. Berührungsängste bedeuten in diesem Geschäftsfeld den schnellen Tod.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den einzelnen Ländern des-DACH Marktes?
Dietmar Otto: Ganz klar – Deutschland konstant, Österreich eher zögerlich und die Schweiz als den Motor im DACH-Markt. Gerade Waren und Lizenzen, die wir in EURO anbieten sind in der Schweiz seit 2015 extrem gefragt. Die Abwertung des EURO hat uns in der Schweiz Wachstumsraten von mehr als 40 % gebracht. Wir waren vorher da und sind in 2014 und 2015 stärker denn je geworden. Unsere Partner und Kunden in der Schweiz profitieren selbstverständlich von der Erfahrung, die wir aus dem Leitmarkt Deutschland mitbringen. Und das gilt für den gesamten Handels- und Markenbereich. Vom Discounter bis zur Weltmarke – alle sind in der Schweiz am Expandieren. In Österreich wird der nächste Schub kommen, da bin ich ganz sicher. Wir sind vorbereitet und freuen uns auf diesen Markt, der auch immer die Brücke nach Süd-Osteuropa ist.
Die Digital Signage-Branche hat sich seit der Gründungsphase Anfang der 2000er Jahre in den letzten Jahren deutlich beruhigt und professionalisiert. Wie schätzen Sie die Wettbewerbssituation für Integratoren zurzeit ein?
Dietmar Otto: Grundsätzlich möchte ich dazu aus unserer Sicht anmerken, dass sich viele Häuser, die sich heute noch als Integratoren am Markt tummeln, bald wieder um ihr Kerngeschäft kümmern müssen. Das heißt, sie werden wieder in ihre alte Rolle als Zulieferer für Software, Hardware oder Endgeräte fallen und werden dann den wirklichen Integratoren wie uns gute Partner sein. Man kann sich Integrationswillen und -fähigkeit eben nicht einfach so zusammenkaufen – das muss wachsen – im Unternehmen und am Markt.
Technologische Trends kommen und gehen. Welche wichtigen Entwicklungen sehen Sie im Bereich Digital Signage in den nächsten 12 bis 24 Monaten? Welche Trends werden sich durchsetzen und welche werden verschwinden?
Dietmar Otto: Zunächst einmal ist unserer Meinung nach der Begriff Digital Signage schon zu eng gefasst. Der Trend geht ganz klar zum Multichannel-Marketing. Und da sind wir durch unsere TV- und Radiokompetenz prima aufgestellt. Die Menschen im stationären Handel wollen hören, sehen und erleben. Digital Signage ist da nur eine Komponente. Wer es versteht, die richtigen Kanäle für den Kunden zu definieren, der wird überzeugen.
Wie sehen Sie die Nachfrage nach interaktiven Konzepten? Wird Digital Signage eher für die one-to-many oder mittlerweile auch für die one-to-one Kommunikation genutzt?
Dietmar Otto: Beides – one-to-many wird immer da sein, weil es da um emotionales Kommunizieren geht – das ist sehr wichtig. Was nützt die beste interaktive Schnittstelle zum Kunden, wenn die Musik gruselig ist und der Laden unaufgeräumt wirkt. Klar werden wir weiter die one-to-one Kommunikation forcieren – die Kunden fragen das explizit nach. Das auch aus gutem Grund, denn es wird immer wichtiger für den stationären Handel, den Käufer zu einem Kunden zu machen. Da muss man viele Wege gehen – einer sollte für jeden Käufer zum Kunden führen.
Wie prägt das Thema Multichannel die aktuellen Digital Signage-Projekte?
Dietmar Otto: Massiv – die Fähigkeit Plattformen zu bieten, auf denen der Kunde wählen kann, welchen Kanal er wann und wo nutzen kann ist überlebenswichtig. Aber – und das darf man nicht vergessen – die Möglichkeiten sollten nicht dem Kunden allein überlassen werden. An dieser Stelle spielen wir unsere Rolle als Integrator aus und bringen unsere Kompetenz für die Kommunikation am PoS ein. Im Zusammenspiel mit dem Kunden unterstützen wir so die Ressourcen des Händlers.
Wie bewerten Sie die Leistungsfähigkeit aktuelle Digital Signage-Softwaren in Bezug auf Multichannel?
Dietmar Otto: Grundsätzlich haben wir dazu anzumerken, dass wir diesen Bereich als ausbaufähig betrachten. Uns fehlen allzu oft die Basisversionen. Klar, man kann tolle Sachen machen, aber eine zu große Komplexität ist unserer Erfahrung nach dauerhaft nicht gewünscht. Der Handel, die Marken und die öffentliche Hand wollen einfache und überschaubare Lösungen mit offenen Schnittstellen. In erster Linie muss es gut wirken und gut „rüberkommen“. Zu oft vergessen Anbieter, das der Inhalt zählt und nur der Inhalt. Da werden viele der großen Kunden im Markt dann gerne alleine gelassen und an Agenturen verwiesen. Das ist ein großer Fehler – denn im Agenturbereich – sowohl Design, Kommunikation als auch Media herrscht immer noch ein großer Nachholbedarf, was unser Gewerbe angeht.
Wenden wir uns nochmals der Zukunft zu. Wo sehen sie die Branche in 24 Monaten?
Dietmar Otto: Für uns kann ich nur ausführen, dass ich schon sehe, wo wir in 24 Monaten sein werden. Meine Mitarbeiter kennen das schon und können es nicht mehr hören – ja, wir werden auch in zwei Jahren noch eine Weihnachtsfeier haben! Aber jetzt mal im Ernst: Die Branche wird sich weiter konsolidieren. Ich denke an maximal 10 Player im DACH-Markt, die auch fähig sind, sich als Integrator anzubieten und Generalunternehmer zu sein. Kurz, für diese wird die wirtschaftliche Situation gut sein. Die Kundenanforderungen werden aber weiter steigen, weil die Qualifikation bei den Kunden wächst. Was heißt das? Die Kunden werden gezielter nachfragen und nicht mehr pauschal sagen, wir brauchen mal Monitore im Laden. Sie werden auch mit konkreten Kommunikationsanliegen kommen – auch temporären – und Projekte realisieren wollen, die auch mal nur eine Woche dauern können. Wir sehen somit auch in diesem sich weiter verändernden Umfeld gute Chancen unsere Ideen einzubringen. Also abschließend kann ich festhalten, dass wir optimistisch in die Zukunft schauen – sehr sogar.
Besten Dank.