Interview mit Fabian Scholz, Inhaber und Geschäftsführer, komma,tec redaction GmbH:
Der Digital Signage-Markt konnte auch in 2014 seinen Wachstumskurs fortsetzen. Jedoch war das allgemeine Wachstum nicht mehr so stark wie in dem Jahr davor. Wie beurteilen Sie das vergangene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und wie hat sich aus Ihrer Sicht der Digital Signage-Gesamtmarkt entwickelt?
Fabian Scholz: Unserer Erfahrung nach entwickelt sich der Digital Signage-Markt in Richtung Qualitätslösungen. Denn letztlich übersteigen die Folgekosten günstiger Lösungen deren Anschaffungskosten. Dies erkennen Kunden, wie z.B. große Retailunternehmen, zunehmend und verlangen deshalb keine Standardsoftwareprodukte, sondern individuelle, qualitative Lösungen. Der Preis steht somit immer weniger im Vordergrund, sondern vielmehr spezifische Mehrwerte wie die Anbindungsmöglichkeit an Fremdsysteme. Das haben wir erkannt und im vergangenen Geschäftsjahr ein Wachstum von 20 Prozent verzeichnen können.
Die Digital Signage-Branche hat sich seit der Gründungsphase Anfang der 2000er Jahre in den letzten Jahren deutlich beruhigt und professionalisiert. Wie schätzen Sie die Wettbewerbssituation für Content Anbieter zurzeit ein?
Fabian Scholz: Unser größter Wettbewerber Scala – heutiger Marktführer im Bereich Digital Signage – war bereits vor über 25 Jahren der Meinung: „Content ist König“. Es ist erfreulich, dass nun immer mehr Unternehmen nachziehen und der deutsche Markt den Content zunehmend in den Fokus stellt. Auch die komma,tec redaction GmbH hat ihre Strategie in der Vergangenheit bereits verstärkt in Richtung Contentproduktion ausgerichtet und ihre Expertise dahingehend erweitert. Derzeit öffnen wir uns gegenüber den anderen Marktteilnehmern und bieten an, auch für sie Content zu gestalten.
Technologische Trends kommen und gehen. Welche wichtigen Entwicklungen sehen Sie im Bereich Digital Signage in den nächsten 12 bis 24 Monaten? Welche Trends werden sich durchsetzen und welche werden verschwinden?
Fabian Scholz: Wir nehmen die Entwicklung wahr, dass kleine Displays von 10 Zoll und 15 Zoll zunehmend gefragt sind. Ungeachtet dessen sind wir aber der Überzeugung, dass es weniger darum geht, Trends zu folgen. Denn auch Trends sind letztlich nur Werkzeuge. Für uns geht es vielmehr darum, den Dialog mit den Kunden zu suchen, sie zu beraten und auf ihre individuellen, derzeitigen Werbeziele abgestimmt das optimale Werkzeug anzubieten. Das können u.U. auch Lösungen sein, die aktuell im Trend liegen.
Denken Kunden in einzelnen Spots oder in ganzen Programmkonzepten? Haben sich die Konzepte in den letzten Jahren geändert? Wenn ja, in welcher Form?
Fabian Scholz: Kunden denken in Kampagnen und somit an Spots. Digital Signage ist dabei zumeist nur ein Medium von vielen, mittels dessen eine Kampagne umgesetzt werden soll und ergänzt somit den Kommunikationsmix. Für uns geht es dann darum, dass wir die Kampagne signagegerecht aufbereiten.
In wie weit wirkt sich die Nutzung unterschiedlicher Endgeräte auf die Content-Erstellung aus? Gibt es hier besondere Herausforderungen, die durch Hardware oder Betriebssysteme bestimmt werden?
Fabian Scholz: Eine 4K-Videowall braucht natürlich entsprechenden Content, um ein gutes Anzeigeresultat zu erzielen. Davon abgesehen bestimmen aber eher der Displaystandort und die dortige Verweildauer der Passanten die Gestaltung des Contents und z.B. dessen Geschwindigkeit. So haben wir z.B. festgestellt, dass gerade Spots, die an der Schaufensterfassade zu sehen sind, sehr kurz sein und eine Länge von maximal 7 Sekunden haben sollten, um die Aufmerksamkeit von Passanten zu erregen. Darüber hinaus müssen z.B. die Kerninformationen permanent sichtbar sein. In den Shops ist das wieder völlig anders, da die Verweildauer z.B. an der Kasse viel länger ist.
Welche Rolle spielt die Content-Syndizierung, also die Nutzung von redaktionell vorgefertigten Inhalten, in Ihrer Arbeit? Glauben Sie, dass das Angebot von speziellen, vorgefertigten Digital Signage-Inhalten (News, Wetter etc.) ausreichend ist?
Fabian Scholz: Vor über 25 Jahren mussten Unternehmen noch einen eigenen Fernsehsender ins Leben rufen, wenn sie auf Displays eigene Inhalte anzeigen lassen wollten. So sind u.a. die Sender Bahn TV und Wella TV geschaffen worden. Scala hatte damals die Idee, dass dies auch einfacher und günstiger gehen muss. So ist unsere Branche ursprünglich entstanden. Das heißt, Kunden wollen eigene Inhalte zeigen, v.a. im Instore-Bereich. Denn würde man z.B. in einer Einzelhandelsfiliale nur Nachrichten anzeigen, die tendenziell leider eher negativ sind, würde das die Kaufstimmung der Kunden verschlechtern und keine Kaufanreize schaffen. Aus diesem Grund hat sich die komma,tec readaction GmbH in den letzten Jahren ein großes Know-How im Content-Bereich aufgebaut und die Contentabteilung vergrößert. Nun wollen wir auch Wettbewerbern anbieten, für sie Content zu erstellen und freuen uns auf Anfragen.
Wenden wir uns nochmals der Zukunft zu. Wo sehen sie die Branche in 24 Monaten?
Fabian Scholz: Der Einsatzbereich von Digital Signage ist und bleibt sehr vielfältig. Wir konnten in den letzten Jahren Projekte in vielen verschiedenen Branchen realisieren und gehen davon aus, dass der Markt weiter wachsen wird. Denn immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile, die ihnen Digital Signage bietet und verlangen Individualität, Qualität und werbepsychologisch optimale Contentgestaltung. Darauf wollen wir auch in Zukunft setzen.
Besten Dank für das Gespräch.