Interview mit Thorsten Wien, Managing Partner, Visual Art Germany:
Der Digital Signage-Markt konnte auch in 2014 seinen Wachstumskurs fortsetzen. Jedoch war das allgemeine Wachstum nicht mehr so stark wie in dem Jahr davor. Wie beurteilen Sie das vergangene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und wie hat sich aus Ihrer Sicht der Digital Signage-Gesamtmarkt entwickelt?
Thorsten Wien: Aus meiner Sicht ist die Branche erwachsen geworden und hat aus Erfahrungen gelernt. Es finden zwar weniger Schnellschüsse statt, aber die Projekte gewinnen an Ernsthaftigkeit.
Wie sehen sie die Entwicklung in den einzelnen Ländern des DACH-Marktes?
Thorsten Wien: Ich denke, dass sich ein Markt wie Deutschland im Vergleich zu kleineren Märkten immer etwas schwerer tun wird. Gerade mit dem Hinblick auf hohe Anfangsinvestitionen.
Die Digital Signage-Branche hat sich seit der Gründungsphase Anfang der 2000er Jahre in den letzten Jahren deutlich beruhigt und professionalisiert. Wie schätzen Sie die Wettbewerbssituation für Content Anbieter zurzeit ein?
Thorsten Wien: Nach wie vor gibt es aus unser Sicht wenige Unternehmen mit den Erfahrungswerten, Content für dieses junge Medium entsprechend umzusetzen. Klassische Kreativagenturen versuchen aus unserer Sicht ihre Erfahrungen aus anderen Medien 1 zu 1 umzusetzen, was selten funktioniert, und gleichzeitig bieten immer mehr technische Unternehmen einen Content Service an, ohne in dem Bereich überhaupt mit Erfahrungen aufwarten zu können. Natürlich werden beide Seiten dazulernen, aber speziell aus unserer Sicht haben wir mit unserer Erfahrung in diesem Bereich eine klaren Vorteil. Vermutlich werden in Zukunft Partnerschaften den Weg skizzieren.
Technologische Trends kommen und gehen. Welche wichtigen Entwicklungen sehen Sie im Bereich Digital Signage in den nächsten 12 bis 24 Monaten? Welche Trends werden sich durchsetzen und welche werden verschwinden?
Thorsten Wien: Inhaltlich wird sich meiner Meinung nach der Kunde an den Erfahrungen aus dem Online Bereich orientieren und daher würde ich den Themen lokale und individuelle Inhalte am meisten Chancen geben.
Aber auch der Trend zu 4K wird auf Grund der damit attraktiver werdenden Größen zunehmend Standard werden. Zumal die Produktions- und Anschaffungskosten jährlich sinken.
Und als letztes wird das Zusammenlegen von Display und Mediaplayer natürlich eine Rolle spielen, das unter Umständen auch größere Netze schneller entstehen lassen wird.
Content ist King und wichtigster Bestandteil der Kommunikation mittels Digital Signage. Ist dies bei Kunden in dem Sinne angekommen, dass die notwendigen Budgets dafür bereitgestellt werden?
Thorsten Wien: Nein. Aber es wird auch von Seiten der jeweiligen Partner nicht immer richtig vermittelt. Wie oben schon erwähnt, weiß der technische Partner im Zweifelsfall nicht einmal wirklich was damit gemeint ist bzw. was das für ihn und den Kunden bedeutet, und die Kreativpartner verlassen sich häufig auf ihre Erfahrungen aus den anderen Medium.
Außerdem setzt aus meiner Sicht doch das Problem schon viel früher an. Der beste Content kann doch auch nur funktionieren, wenn das ganzheitliche Konzept stimmt und häufig sitzen in den Projekten dafür ja nicht einmal die richtigen Partner und Abteilungen alle an einem Tisch. Das fängt glücklicherweise an sich langsam zu ändern.
In wie weit beeinflussen Multichannel Konzepte die Inhalte, die für Digital Signage entwickelt werden?
Thorsten Wien: Sollte es ein gesamtheitliches Multichannel Konzept geben, natürlich maßgeblich. Das ist aus unserer Sicht aber noch sehr selten der Fall.
In wie weit fließen die Themen One-to-one Kommunikation und Customer Engagement in die Konzeption von Inhalten ein?
Thorsten Wien: In unseren Projekten meistens. Schließlich sehen wir hier auch die nachweislichen Business Cases. Reine Image- oder Markenlösungen spielen bei uns kaum eine Rolle – und da sind tatsächlich auch einige Kreativagenturen sehr gut drin.
Wenden wir uns nochmals der Zukunft zu. Wo sehen Sie die Branche in 24 Monaten?
Thorsten Wien: Ich denke, dass wir in den folgenden zwei Jahren zunehmend größere Roll-outs und Netze sehen werden. Die Branche wird vermutlich auch zusammenwachsen und gleichzeitig globaler auftreten. Aus meiner Sicht wird das dazu führen, das wir zunehmend Anbieter aus anderen Ländern mit längeren Erfahrungswerten in kleineren oder innovativeren Märkten auch hier antreffen werden. Das gilt dann aber doch eher für die technischen Bereiche.
Vielen Dank für das Interview.