Studie

Deutsche informieren sich online, kaufen dann aber am PoS

Showrooming - im Geschäft stöbern, aber online kaufen - sorgt manchem stationären Händler für tiefe Sorgenfalten. Allerdings zeigt eine aktuelle Studie, dass Webrooming - online stöbern, am PoS kaufen - in Deutschland der größere Trend ist.
Insgesamt 87% der deutschen Konsumenten recherchieren online - kaufen dann aber im Geschäft (Grafik: DigitasLBi)
Insgesamt 87% der deutschen Konsumenten recherchieren online – kaufen dann aber im Geschäft (Grafik: DigitasLBi)

Showrooming oder Webrooming – welcher der beiden Trends ist stärker ausgeprägt? – In den letzten Jahren haben sich Marktforscher näher angeschaut, wie Kunden weltweit die Angebote aus Online-Welt und Offline-Handel nutzen.

Dabei zeigt sich, dass nebeneinander zwei gegensätzliche Trends existieren. Das Showrooming ist Ausdruck der viel gefürchteten Tendenz zum Kauf im Web („Schönes Rolf Benz Sofa. Das kriege ich online aber 10 Euro günstiger.“), steht Webrooming für den entgegengesetzten Trend („Nachdem ich mir das Rolf Benz Sofa nun online in allen Farbkombinationen angeschaut habe, werde ich es in ocker-orange bei meinem Fachhändler bestellen.“).

Eine neue Untersuchung der Marketing- und Technologieagentur DigitasLBi zeigt, dass das Webrooming in Deutschland deutlich ausgeprägter als das Showrooming ist. Ergo haben die Brick and Mortar Händler hierzulande offenbar immer noch einen Vorteil gegenüber den Kollegen vom E Commerce. Sprich: Produkte werden in vielen Fällen zuerst im Web recherchiert, bevor diese in Geschäften gekauft werden.

Dies zeigt die Studie „Connected Commerce 2015“ über das Kaufverhalten der Deutschen, für die das Marktforschungsinstitut IFOP im Auftrag von DigitasLBi über 1.000 deutsche Verbraucher befragt hatte. Auch im Vorjahr hatte es eine entsprechende Erhebung gegeben. Innerhalb von zwölf Monaten hat sich das Nutzungsverhalten der Konsumenten nicht wesentlich verändert.

Eindeutiges Ergebnis im Jahr 2015 wie bereits 2014: Die Verbraucher nutzen das Einkaufserlebnis im Geschäft immer noch gerne. Aktuell recherchieren neun von zehn Konsumenten (87%) die Produktinformationen zuerst im Internet, bevor sie die Waren im stationären Einzelhandel kaufen. Rund ein Drittel folgt regelmäßig diesem Kaufverhalten, das als Webrooming oder „Research Online, Purchase Offline“ (ROPO) bezeichnet wird.

Im Gegensatz dazu geben 65% der Verbraucher an, Produkte im Geschäft erst auszuprobieren, bevor sie diese in einem Online-Shop bestellen. Das Showrooming ist bereits für jeden zehnten Verbraucher üblich. Zugleich zeigt auch diese Studie, dass Multichannel immer wichtiger wird – denn die Kunden kennen offenbar kein reines „Entweder – oder“, wenn es um den Einkauf geht: Off- und Online-Kanäle werden demnach häufig abwechselnd innerhalb eines konkreten Kaufprozesses genutzt.

Warum machen sich Menschen die Mühe, den Retailer vor Ort mit Umsätzen zu beglücken? – Ein Produkt zu sehen, anzufassen und auszuprobieren gilt mit einigem Abstand als häufigster Grund, warum Konsumenten nach der Online-Produktrecherche ein Geschäft aufsuchen (60%). Von den Verbrauchern sehen 48% den Vorteil darin, das Produkt sofort mitnehmen zu können. Weitere 42% wollen Rabatte oder Sonderangebote direkt im Geschäft aushandeln. Nur ein Viertel der Befragten (26%) möchte Gutscheine einlösen und knapp ein Fünftel (22%) bezieht Preisinformationen ausschließlich im Internet.

Die Studie identifiziert digitale und mobile Endgeräte als starke Treiber des Kaufprozesses im Einzelhandel: Schon bei der Beschaffung der ersten Infos entscheiden sich Konsumenten zumeist für denjenigen Kanal, der relevante Informationen für ihre Kaufentscheidung liefert. Dazu zählen Produktinformationen, Preise oder Empfehlungen. So geben sechs von zehn Verbrauchern an, dass die Nutzung von Laptops (63%) und Desktop PCs (59%) ihr Kaufverhalten verändert hat. Für viele Konsumenten spielen Tablets (47%) und Smartphones (43%) eine entscheidende Rolle, bevor sie sich im Geschäft für ein Produkt entscheiden oder dieses noch vor dem Gang zur Kasse direkt im Internet bestellen.

Die Studie „Connected Commerce 2015“ – hier kann das PDF heruntergeladen werden – von DigitasLBi wird in insgesamt 17 Ländern durchgeführt, darunter Australien, Belgien, China, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Hongkong, Indien, Italien, Japan, Niederlande, Singapur, Spanien, Schweden, Vereinigte Arabische Emirate und USA.