Im Drei-Länder-Eck Deutschland, Niederlande und Belgien entwickelt sich der Markt für Außenmarkt spürbar zu einem grenzübergreifendem Binnenmarkt. Der belebt Konkurrenz und Geschäft. Städte und kommunale Unternehmen können Werberechte bei Neuvergaben durchaus zu für sie günstigeren Bedingungen einkaufen.
In der Kaiserstadt jedenfalls wird gerade der Außenmarkt ein wenig aufgerüttelt. Bislang galt das ungeschriebene Gesetz: Ein großer Anbieter gewinnt Street Furniture – und hält, mit Verlängerungen, die Konzession über 20 oder 30 Jahre. Die Stadt Aachen hatte bestehende Verträge (CLP, 2 m²) fristgerecht gekündigt, europäisch neu ausgeschrieben – und JCDecaux wollte offenbar bestehende Margen nicht gefährden. Das aus Kommunen-Sicht Druckmittel installierte Street Furniture ließ die Aachener Verwaltung kalt.
Stattdessen kann nun einer der interessanteren niederländischen Anbieter in der Grenzregion sein Portfolio ausbauen, Innovationen anstoßen und zugleich zu günstigeren Konditionen den Markt Außenwerbung betreten. Zugleich wird RBL auch DooH zu pushen versuchen.
Ort des Geschehens: Aachen, Domstadt, High Tech Standort, 250.000 Einwohner groß, über 20% davon Studierende. Im öffentlichen Nahverkehr dürften an die 150.000 Fahrgäste erreichbar sein. Hier wird Reclamebureau Limburg expandieren.
Der Neuanfang beendet eine Ära: Zum Jahresende endet die seit 1986 bestehende Partnerschaft zwischen der Stadt Aachen und JCDecaux. Auf Grundlage der Rahmenbedingungen der neuen Ausschreibung sah JCDecaux nach Unternehmensangaben „keine hinreichende wirtschaftliche Grundlage für den Weiterbetrieb der Stadtmöblierung in Aachen.“ Das Unternehmen hatte sich daher zu diesen Bedingungen nicht am Verfahren beteiligt.
Nach Auslaufen des Vertrags zum 31. Dezember 2015 wird JCDecaux, beginnend ab dem 4. Januar 2016, seine 426 Fahrgastunterstände, 126 Stadtinformationsanlagen, 30 hinterleuchtete Plakatsäulen sowie fünf vollautomatischen Toilettenanlagen im Laufe der ersten Wochen des neuen Jahres zurückbauen und damit der vertraglich fixierten Rückbauverpflichtung nachkommen, so der Außenwerber weiter.
Patrick Möller, Geschäftsführer JCDecaux Deutschland: „Nahezu drei Jahrzehnte hat JCDecaux als verlässlicher Partner der Stadt agiert und mit dem Betrieb der Fahrgastunterstände, Stadtinformations- und Toilettenanlagen das Stadtbild Aachens positiv mitgeprägt. So haben wir beispielsweise das erste Bauwerk des Stararchitekten Peter Eisenmann, die Fahrgastunterstand-Sonderkonstruktion am Elisenbrunnen, überhaupt ermöglicht. Wir bedauern es außerordentlich, dass wir ab 2016 und nach so langer Zeit nicht mehr für die Stadt Aachen tätig sein dürfen. Allerdings wurden im Zuge der Ausschreibung Rahmenbedingungen festgelegt, die es uns unmöglich machten, die entsprechenden Investitions- und Bewirtschaftungsleistungen mit einer auch nur minimalen Wirtschaftlichkeit zu erbringen.“
JCDecaux wird in Aachen 17 Werbeflächen im Format City Light Board (9 m²) bis 2018 in gewohnter Premium Qualität vermarkten.
Neu im Boot sind RBL, die von Epsilon Visible Solutions unterstützt werden (selbige in einigen Märkten auch mit Clear Channel unterwegs). Bereits im niederländischen Maastricht hat RBL dem Konzern aus Paris Werberechte abgeluchst. Nun kann man dort und im südlichen Limburg etwa 1.800 Standorte vermarkten.
In Punkto Digital-out-of-Home sind die Niederländer ebenfalls schon in Aachen vorstellig geworden. Derzeitige Lage nach invidis Informationen: Denkmalpflege und Denkmalschutz bremsen in der an historischen Bauwerken nicht armen Stadt – Stadtmarketing ist offener. Immerhin zeigt sich Aachen auch jetzt schon aufgeschlossen: Dem Vernehmen nach werden an zehn Standorten DooH Screens pilotiert.
Aufgrund der Ab- und Aufbaumaßnahmen „soll das gesamte Werbekontingent wieder ab Ende März 2016 bereitstehen“, so die Stadt in einer Pressemitteilung.
Am Hauptbahnhof wird demnach „aufgrund der Besonderheiten der Architektur zunächst ein Provisorium errichtet. In Anlehnung an das bestehende Urheberrecht würden mit den für die ursprüngliche Planung verantwortlichen Architekten Gespräche geführt, hieß es Anfang Dezember 2015.
Ebenfalls werde geprüft, „ob die veraltete Technik des Anzeigenpanels am Elisenbrunnen (Eisenman) gegen eine moderne Anzeigentechnik ausgetauscht werden kann.“