Bei Movina wollen sie es ein wenig anders machen, als die meisten Mitbewerber. Das derzeit achtköpfige Team möchte aus der derzeitigen Nische herauskommen, wachsen und das Netz ausbauen – denn das ist zugegebenermaßen noch recht bescheiden.
Doch auch ein Jean-Claude Decaux hat mal klein angefangen – und mit einem sehr speziellen Ansatz ein erfolgreiches neues Geschäftsmodell in die Außenwerbung eingeführt.
Wer Kontakt zu Movina aufnimmt – das Kürzel steht für Moving interactive advertising – landet oft direkt beim CEO. Deren gibt es zwei: die Brüder Antonios Kromidas und Niko Kromidas. Letzterer hatte bereits Erfahrungen im Marketing gesammelt, ersterer war in der Softwareentwicklung.
Im Jahr 2012 begannen die Kromidas‘ sich im Event-Bereich eine Existenz aufzubauen – und landeten dann schnell beim Thema Digitale Außenwerbung. Das wollte man auch machen – nur etwas anders, als viele Wettbewerber.
Denn Interaktionsmöglichkeit sollte ein ganz entscheidendes und dauerhaftes Element der Werbeträger sein. Und beim nicht-werblichen Content fährt Movina ebenfalls ein anderes Modell, als oft üblich: keine News, kein Infotainment. Stattdessen: Artvertising, also Kunst in der Sendepause zwischen den Spots.
Seit Dezember 2015 ist Movina in Betrieb. Derzeit gibt es mit dem Ku’damm einen Standort mit hoher Frequenz (unweit der gleichnamigen U-Bahnstation). Im Schnitt werden dort 35.000 Passanten täglich gezählt, an Samstagen bis zu 70.000. Etwa 605.440 Kontakte pro Woche im Gesamtnetz (nach MA-Plakat 2013) kommen zustande. Pro 30 Sekunden Slot bedeutet dies, dass Werbungtreibende 101.576 Kontakte pro Woche erzielen.
Genutzt werden am Ku’damm die bekannten Vitrinen, die Einzelhändler seit den 1920er Jahren an der Straße nutzen, um zu werben. Vier dieser klassischen Vitrinen gehören zu Movina. In jeder Vitrine sind zwei Large Format Screens installiert. Dabei setzt man auf 2.500 nit starke Modelle aus der OM-D Serie von Samsung.
Bei der Software kommt die Eigenentwicklung E-Motion zum Einsatz. Vorteil und USP: Mit E-Motion können vorhandene Werbemittel interaktiviert werden. Die Interaktion mit den Passanten erfolgt dann mithilfe einer Tiefensensorik-Kamera durch Bewegung und Gesten. Genutzt werden Microsoft Kinect. Bei starkem Sonnenlicht nutzt Movina VGA-Technik und bei Dunkelheit Infrarot-Technik für die Interaktion.
Ein Beispiel für einige der Effekte, die mit E-Motion möglich sind: Standbilder oder Videos werden über einen Nebeleffekt miteinander verschmolzen. Mit anderen Effekten transformieren sich Gegenstände – etwa wie eine Geschenkbox in einen Geschenkartikel. Dabei wird das Spiegelbild des Betrachters in die Szene integriert. Das Potenzial für weitere spannende Arten der Nutzung ist groß, deutet der für Technik und Entwicklung zuständige Antonios Kromidas an: „Wir sind mit den Möglichkeiten, die unsere Software E-Motion bietet, erst am Anfang. Aber bereits heute können wir Effekte maßgeschneidert für unsere Kunden und deren Produkte entwickeln. Es besteht daneben die Möglichkeit, kostenlos unseren Scene-Creator zu nutzen und eigene Ideen zu entwickeln.“
Nicht nur Werbungtreibende können das Medium kreativ nutzen, Kunst- und Kulturschaffende erhalten kostenfreie Zeit-Slots – schließlich ist man in Berlin.
Movina analysiert auch die Performance einer interaktiven Kampagne, indem beispielsweise Anzahl, Dauer und Kontext der Interaktionen gemessen werden.
Künftig will das junge Unternehmen wachsen und auch das Netz ausbauen. Im invidis Interview spricht Niko Kromidas über die derzeitigen Verhandlungen mit einer kleineren Handelskette, die möglicherweise 75″ oder 85″ Screens in den Schaufenstern ihrer Filialen installieren lassen wird. Auch mit ersten Business Angels sei man im Gespräch.
Von Seiten der großen nationalen Werbungtreibenden haben bislang schon der Kaffeeröster Dallmayr (Kampagne für Capsa), der Verlag Fischer (Kampagne für Bücher als Geschenk), der Skate- und Streetwear Retailer Titus sowie Wick (Wick Blau) interaktive DooH-Kampagnen am Ku’damm durchgeführt.
Man darf gespannt sein, wie sich das interaktive DooH-Netz von Movina weiterentwickelt.