Eine saisonal sehr schwache Nachfrage sowie neu hinzugekommene Kapazitäten in China hatten in den ersten drei Monaten des Jahres zu einem starken Überangebot von 20% geführt, hatten die Marktforscher von IHS in ihrem IHS Display Supply Demand & Equipment Tracker festgestellt.
Nun hat der Markt eine Selbstkorrektur vorgenommen – und diese werde sogar bald zu einer Angebotsverknappung führen, so die Analysten in ihrem aktuellen Bericht. Dieser Effekt wird von ihnen für das zweite Halbjahr 2016 erwartet.
Während Verbraucher aufgrund der zuvor gefallenen Preise größere TVs orderten und sich auch die Nachfrage bei Monitoren und Notebook Screens stabilisierte, hat die Industrie ihrerseits gegengesteuert So wurden auf der Angebotsseite neue Produktionsverfahren eingeführt, die komplizierter sind. Letzteres führte zu einem etwas geringeren Ausstoß. Vor allem die Schließung unrentabler Fabriken der älteren Generationen hat das Gleichgewicht wieder hergestellt.
Vor allem die südkoreanischen Hersteller haben Gen5 LCD Fabriken dicht gemacht. Ende des Jahres soll sogar eine große Gen7 Fabrik in Korea die Tore schließen. Laut IHS wird dies zur bislang größten Fabrikschließung im Flat Panel Display Markt führen. Mit einem Schlag würden dadurch 4% der weltweiten Produktionskapazität wegfallen.
Von 2016 bis 2018 soll der Bedarf an Flat Panels um 5% bis 6% jährlich wachsen. Hingegen würden die Produktionskapazitäten im Jahr 2017 lediglich um 1% steigen. Im Jahr 2018 soll der Anstieg bei etwa 5% liegen.
Allerdings sollten ab 2018 vor allem die Chinesen wieder stark expandieren. Dann wird die weltweit erste Gen10.5 Fabrik ihre Produktion aufgenommen haben. Aufgrund der auch 2016 stark bemerkbaren Expansion der chinesischen Branchenunternehmen hätten bisherige Marktstrategien wie das Aufschieben von Investitionen in neue Fabriken nicht ausgereicht, um die im ersten Quartal verzeichnete Schwemme abzufedern.
Die möglichen Folgen aus der IHS Analyse liegen auf der Hand: So könnte auch der kurzfristige Engpass in der zweiten Jahreshälfte 2016 zunächst einmal nicht mehr als eine reine Atempause sein – vor allem für Hersteller in Hochlohnländern wie Japan und Korea. Die Branche dürfte also mittelfristig eine weitere regionale Verschiebung von LCD Produktionskapazitäten in die Volksrepublik China erleben. Ein Vergleich mit einer konkurrierenden Displaytechnologie würde diese Interpretation der Daten stützen: Im Bereich LED ist China bereits seit einiger Zeit de facto der einzige nennenswerte Lieferant am Weltmarkt.
Für den Produktionswert der in Südkorea hergestellten Screens für den B2B Teilmarkt Digital Signage hatten die ebenfalls renommierten Marktforscher von Digitimes Research vor knapp zwei Monaten hingegen eine Steigerung prognostiziert, die für den Zeitraum bis 2020 errechnet wurde.