Digitalisierung, Transformation von Geschäftsmodellen und Trends wie IoT werden ab der kommenden Woche die Besucher aus aller Welt beschäftigen, die es dafür nach Hannover zieht. Rund 3.000 Unternehmen aus 70 Ländern werden digitale Anwendungsbeispiele zeigen, Start ups präsentieren disruptive Geschäftsmodelle und Kenner der digitalen Szene diskutieren über die digitale Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft bei den CeBIT Global Conferences.
Wie bei jeder CeBIT wird es ein Partnerland geben – in diesem Jahr ist dies Japan, das zu Gast ist und den größten Länderpavillon in der Geschichte der CeBIT auf die Beine stellen wird. Auf insgesamt 7.200 m² Ausstellungsfläche werden 118 Unternehmen und Organisationen ihre Produkte und Visionen präsentieren. Koordiniert wird der Auftritt von der japanischen Außenhandels-Förderorganisation JETRO (Japan External Trade Organization). Die Stände des Japanischen Pavillons in den Hallen 4 und 12 decken Themen von Infrastruktur über Fabriken bis hin zu professionellen und privaten Anwendungen ab. Zu den ausstellenden Firmen gehören solche, die sich in diversen Bereichen engagieren, etwa medizinische Versorgung und Gesundheit, Landwirtschaft und Bauwesen, aber auch Musik, Spiele und Sport.
Ebenfalls breiten Raum einnehmen wird Society 5.0, Japans Vision einer neuen, smarten Gesellschaft. Das Regierungsprogramm Society 5.0 formuliert Lösungsansätze für die zentralen Herausforderungen der japanischen Gesellschaft, etwa die zunehmende Überalterung der Gesellschaft, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen. Dazu müssen laut einem Thesenpapier des japanischen Industrieverbands Keidanren „fünf Mauern durchbrochen“ werden, die derzeit noch die Entwicklung des Landes zur Society 5.0 hemmen: die Öffentliche Verwaltung, das Rechtssystem, Wissenslücken in Sachen Digitalisierung, der Fachkräftemangel und die Akzeptanz der Bevölkerung. Alles Themen also, die auch in Deutschland und anderen Ländern wichtig sind. Wenn Premierminister Shinzo Abe und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Vorabend die Messe eröffnen, werden sie vielleicht auch intern kurz über den ein oder anderen Ansatz sprechen.
Richtig vertiefen können Fachleute und Interessierte diese Themen auch bei anderen Schwerpunkten der Messe. Dass die Digitalisierung der Verwaltung mehr bedeutet als eine elektronische Gesundheitskarte, das Einscannen von Akten oder das bürgerkriegsähnliche Austragen von Argumenten pro oder contra von Linux in einer Kommunalverwaltung (vgl. die neu entbrannte Linux- bzw. LIMUX-Diskussion in der bayerischen Landeshauptstadt München), soll der Public Sector Parc zeigen, der in Halle 7 angesiedelt ist. Entscheider von Bund, Ländern und Gemeinden können dort innovative Konzepte und Anwendungen zu E Government und E Participation kennenlernen. Schließlich sind sie derzeit schon dabei, digitale Workflows zu implementieren oder zu verbessern. Ab 2020 sind bekanntlich alle deutschen Bundesbehörden zur elektronischen Ablage ihrer Akten verpflichtet. Auch die Digitalisierung Öffentlicher Infrastrukturen wird hier thematisiert – und damit Smart City-Ansätze. Zudem sind 5G Technologien, also Gigabit, ein Thema – ohne schnelle Netze und Bandbreite läuft nun mal nüscht. Mit Visionen vom digitalen Testfeld Autobahn bis zu (rechtskonformem, barrierefreiem) ePayment für staatliche Einrichtungen wird in Halle 7 ein weites Feld eröffnet, das auch für viele Dienstleister interessant sein könnte.
Zahlreiche einzelne Unternehmen werden ebenfalls ihre Projekte und Visionen vorstellen – oder anderen dabei helfen. Für künftige Überflieger in Sachen Digitalisierung, deren Geschäftsmodelle auf den Einsatz von Drohnen angewiesen sind, oder die Drohnen handeln und herstellen (wollen), könnte ein Abstecher zu Lufthansa Technik interessant sein (Halle 17, A30). Dort wird die künftige „Verordnung zur Regelung des Betriebs von unbemannten Fluggeräten“ ein Thema sein, theoretisch in Diskussionen um UAV Eco Systems, praktisch in Form des hauseigenen SafeDrone-Programms, das auf das gesetzeskonforme Führen solcher umbemannten Luftfahrzeuge vorbereitet. Noch praktische geht es dann bei Unmanned Systems & Solutions zu (Halle 17), wo auf 2.400 m² unter einem Dach Ausstellung, Konferenz und konkrete Anwendungsdemonstrationen versammelt sind. Zudem wird sich auf der großen Messe auch der Intel Drone Park des Themas annehmen, der auf einer Freifläche nahe der Halle 2 zu finden sein wird.
Die Deutschen Bahn (Halle 11, C38) setzt bis 2018 ein 1 Milliarde Euro schweres Investitionsprogramm für verschiedene Digitalisierungsvorhaben aufs Gleis. Erste Ergebnisse aus solchen Bemühungen werden auch vorgestellt – unter anderem ein verständliches Audio Durchsage-Systeme an Bahnhöfen (Daumen hoch, wenn’s klappt!) sowie ein autonom fahrender Bus. Übrigens: Bis 2019 wird die Deutsche Bahn weitere 100 Millionen Euro an digitale Gründer ausreichen – als Start up also schön mit dem ICE anreisen, vielleicht überzeugt es ja bei der Förderung.
Da Niedersachsen ja Auto-Land respektive VW-Gebiet ist, wird auch Volkswagen sich stark auf der Messe engagieren. Hier übernimmt der Konzern in diesem Jahr die Pole Position als „Community Captain“ für die Bereiche Mobility & Automotive, Logistics & Transportation und Smart Cities bei der CeBIT Startup-Plattform SCALE 11 (ebenfalls Halle 11). Zudem gewährt man einen Einblick in Projekte der IT-Labs von Volkswagen: Jedes Lab konzentriert sich auf ein IT-Zukunftsfeld wie Big Data, Machine Learning, Smart Factory, Virtual Engineering oder Advanced Analytics. Sie dürfen den Diesel aber zu Hause lassen.
Auf der Messe kurven Sie sowieso am Besten mit dem SmartShuttle der Schweizer Post. Der wird CeBIT Messegäste vom Eingang West 1 quer durch die Halle 13 zur Halle 12 transportieren. Die beiden eingesetzten Busse bieten Platz für jeweils elf Personen, erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h und sind mit mehreren Kameras und Sensoren ausgerüstet, um Hindernisse auf der Fahrbahn zu erkennen. In Sitten im Kanton Wallis haben die chauffeurlosen Kleintransporter seit dem vergangenen Jahr bereits mehr als 15.000 Fahrgäste befördert.
Mit dem Schweizer Bus in Halle 12 angekommen, können Sie sich im dortigen M2M/IoT Pavillon über IoT informieren. Das Internet of Things ist längst Realität und wächst beständig: bis 2020 sollen weltweit 30 Milliarden Maschinen und Geräte vernetzt sein.
Unter anderem wird dort Eurotech (Halle 12, C62, D61) mit Partnern IoT-Lösungen für die unterschiedlichsten Branchen vorstellen, die auf offenen und industriellen Standards basieren. Im Fokus: die Verbesserung von Prozessen und die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle.
Auch Huawei (Hauptstand: Halle 2, C30; auch Hallen 3 und 4) zeigt Präsenz. Angekündigt sind Neuentwicklungen, die mit Partnern wie SAP, Infosys, Kuka, Intel oder ABB für die Bereiche Cloud, Big Data und Internet of Things konzipiert wurden. Darüber hinaus will der chinesische IT-Konzern erfolgreiche Kundenkonzepte aus den Branchen Smart City, Finanzen, Energie, Transport und Produktion vorstellen.
Hewlett Packard Enterprise (HPE) (Halle 4, A04) zeigt auf der CeBIT Lösungen, die Maschinen, Anlagen und Arbeitsräume über hybride IT-Architekturen verbinden. Vorgestellt werden ein neues Mikro-Rechenzentrum und ein System zur Datenanalyse in Buchgröße vor. Außerdem sollen in Hannover innovative Ideen für smarte Gebäude zu sehen sein.
Künstliche Intelligenz wird alle Branchen in den kommenden Jahren in der ein oder anderen Form begleiten. Mit Amazons Alexa oder Apples Siri sind auch Consumer vertraut. Aufgrund der Eingabe mit Sprache und der dahinterliegenden Intelligenz werden solche Systeme ebenso wie speziellere Lösungen wichtiger. Wer sich mit Cognitive Computing vertraut machen möchte, kann dies beispielsweise bei IBM tun (Halle 4, Stand C04), die das seit Jahren weiterentwickelte und in immer mehr Business-Anwendungen genutzte Watson vorstellen werden. Auch Industrie 4.0 wird ein Schwerpunkt an diesem Stand sein. Vielleicht ein guter Start, bevor man sich die Lösungen kleinerer Anbieter anschaut.
Morgen lesen Sie an dieser Stelle Teil 2 mit weiteren Anregungen zu den großen Trend-Themen auf der CeBIT 2017.