Der Fitting Room – neudeutsch für Umkleidekabine – ist das Herzstück in jedem Fashion-Store. Hier entscheidet oft der erste Blick in den Spiegel über den Kauf. Digital Retail Konzepte setzen in den vergangenen Jahren bevorzugt auf Magic Mirror Lösungen – fast alle erwiesen sich als Flop. Vergangene Woche präsentierte Niklas Reiners von Ansorg Retail Lighting ein neues Leuchtturm-Konzept auf der DSS Europe in München. Das kommt hervorragend ohne einen Magic Mirror aus.
Was als Stärke des stationären Handels gedacht war, hat sich zu einem echten Verkaufshemmnis entwickelt – die Umkleidekabine. Über 40% der Konsumenten, die durch ihren Besuch klares Kaufinteresse signalisieren, verlassen die Fashion-Stores der Republik ganz ohne Kauf wieder, nur weil ihnen die Umkleidekabinen nicht zusagen. Dies ergab eine repräsentative Studie des Forschungsinstituts Innofact im Auftrag von Ansorg. Die Studie ergab weiter, dass drei Viertel aller Deutschen beim Kauf von Kleidung nicht ohne Umkleidekabine auskommen. Gleichzeitig beklagen etwa 72% der Konsumenten die mangelhafte Ausstattung der Kabinen. Vor dem Hintergrund des massiv wachsenden Drucks durch den Onlinehandel ein äußerst bedenklicher Zustand. Die aktuelle Situation erscheint völlig unverständlich, denn die Studie zeigt auch klar: Je höher der Preis der Bekleidung, umso mehr wird der stationäre Handel bevorzugt. Das gilt ab einem Preis von 50 Euro. Bei 200 Euro Warenwert bevorzugen schon über 75% den Einkauf mit allen Sinnen vor Ort.
„Die Umkleiden sind das Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels gegenüber Online-Retailern“, meint Mario Dreismann, Geschäftsführer des Lichtspezialisten Ansorg, „wir sehen hier eine riesige Chance, den Kunden mit einem echten Erlebnisraum zu verwöhnen.“ Gelänge es damit, allein aus den oben genannten 40% der Besucher treue Kunden zu machen, wäre das ein gewaltiges Umsatzplus.
Um dieses Potential zur Stärkung des Einzelhandels zu aktivieren, hat der auf Retailer spezialisierte Beleuchtungsexperte Ansorg in seiner Studie detailliert untersucht, welche Faktoren genau die Umkleidekabine zum Absatzkiller machen. „85% der Bevölkerung ist gute Beleuchtung in der Kabine wichtig. Gleichzeitig sind über 72% der Bevölkerung von schlechtem Licht genervt. Bei Frauen sind es sogar fast 80%“, erklärt Dreismann. Damit rangiert die Beleuchtung weit vor anderen Faktoren, wie fehlenden Spiegeln (66,4 %), mangelnden Sitzgelegenheiten (63,5 %) und zu wenig Bewegungsfreiheit (62,6 %). Die klaren Ergebnisse der Studie bestätigen Ansorg bei der Entwicklung seines Konzeptes für Umkleidekabinen. Es heißt Fitting Stage, umschmeichelt die Kunden und sorgt für direkte Absatzsteigerung im stationären Handel gegenüber der verführerischen Bequemlichkeit des Onlineshoppings. Davon ist Niklas Reiners, Lichtplaner bei Ansorg, überzeugt.
Fitting Stage – eine komplette Überarbeitung des Umkleideraums entlang der Wünsche und Bedürfnisse der Kunden. Es galt, einen besinnlichen Raum der Ruhe zu kreieren, dessen Erleben der Besucher als Belohnung wahrnimmt. „In der Fitting Stage stehen nur der Kunde und seine Wunschkleidung im Mittelpunkt. Das ist die klare Botschaft“, betonte der Entwickler Reiners auf dem DSS Europe 2017 in München. Dafür müsse der Raum zurückhaltend, aber einladend gestaltet sein und eine Konzentration auf die Kaufentscheidung bestmöglich unterstützen. Mit sechs frei kombinierbaren Grundelementen hebt Ansorg den Kunden auf seine ganz persönliche Bühne. Alle eingesetzten Leuchten verfügen über stufenlos regelbares Weißlicht und eine exzellente Farbwiedergabe.
Geschmeidig strömt weiches Licht hinter dem Hauptspiegel hervor und verdeutlicht Passform und Materialität im Nahbereich. Homogen-indirekte Beleuchtung über Reflektoren macht flächige Strukturen plastisch anschaulich, ohne zu blenden. Das Deckenlicht „Lichtdusche“ gibt der Fitting Stage eine weich schmeichelnde und kompromisslos klare Grundbeleuchtung. Eine Hinterleuchtung des Oberkörpers betont die Konturen des Kunden und lässt das Haar glänzen. Eine Lichtaura gegenüber dem Hauptspiegel sorgt dafür, dass der Besucher sich selbst als strahlende Erscheinung im Spiegel erblickt. Am unteren Rand der Rückwand vermittelt eine Carvetto, genau wie die Hohlkehle des Profi-Fotografen, das Gefühl räumlicher Weite. So entsteht ein weiter, schattenfreier Raum, durchflutet von sanftem Licht.
Darüber hinaus lassen sich über Touchscreens individuelle Lichtszenarien für Business, Sport, Casual und Abendgarderobe passend zum Trageanlass der Kleiderauswahl einstellen. Gerade solche mit der Digitalisierung einhergehende Features sagen laut Studie insbesondere der konsumfreudig-modebewussten Zielgruppe zwischen 30 und 39 Jahren zu.
Magic Mirror Lösungen wurden in der Vergangenheit oft als die neue „Killer-Applikation“ für Umkleidekabinen gefeiert. Doch in der Praxis bewährten sich die digitalen Touchpoints insbesondere bei Multibrand-Händlern nicht. Nicht nur bringt die Touchscreen Steuerung täglich hunderte von Fingerabdrücke auf das verspiegelte Digital Signage Display, die mühevoll gereinigt werden müssen. Sondern die Pflege der Inhalte erwies sich im Multi-Brand Umfeld als fast nicht lösbar. Alle in die Lösung integrierte Fotos, Videos etc müssen im gleichen Stil, vor dem gleichen Hintergrund in gleicher Qualität vorrätig sein. Kleinste Abweichungen fallen auch dem ungeübten Kunden sofort ins Auge.
Erfolgsversprechend sind aber Extended Shelf Digital Signage Lösungen die Farben und Größenverfügbarkeiten anzeigen, über die Verkaufsmitarbeiter gerufen können und Styles-Empfehlungen angezeigt werden können.
Der Fitting Room der Zukunft wird somit neben digitalen Elementen auch ausgereifte dynamische Lichtkonzepte aufweisen. Interaktive Elemente erhöhen das Einkaufserlebnis in Fashion-Stores und tragen gleichzeitig den zunehmenden digitalen Ansprüchen Rechnung, um so dem stationären Handel eine umsatzstarke Zukunft zu ermöglichen.