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Retail

Tuft & Needle – im Bett mit Amazon, Showrooming trifft Echo

Showrooming war eines der Unworte der vergangenen Jahre. Der stationäre Einzelhandel befürchtet zum Showroom zu verkümmern, gekauft wird vom Konsumenten nach ausgiebigen offline Test dann primär online beim Wettbewerb. Ganz so ist es nicht gekommen. Einige Online-Retailer eröffnen jetzt sogar eigene Showrooms und erstaunliche Allianzen zeichnen sich ab: im Bett mit meinem Feind Amazon.
Auch Amazon eröffnet Stores - hier in Washington DC (Foto: invidis)
Auch Amazon eröffnet Stores – hier in Washington DC (Foto: invidis)

Matratzen sind einer der Online-Trends schlechthin. Gleich eine Handvoll Anbieter versuchen die Matratzen-Muffel in Deutschland zu einem häufigeren Tausch der Schlafunterlage zu motivieren. In Nordamerika hat sich der Markt durch die neuen Online-Anbieter bereits stark gewandelt. Einer der Anbieter ist Tuft & Needle aus Phoenix. Mehr als eine halbe Million Matratzen hat das Start-up aus Phoenix bereits online verkauft. Auch dank 100 Tage Rückgabe-Garantie ein erfolgreiches Geschäft.

Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass Konsumenten insbesondere Möbel und somit auch Matratzen erst physisch anfassen und persönlich erleben wollen. Tuft & Needle sah sich deshalb gezwungen, auch stationäre Showrooms zu eröffnen. Mit der Eröffnung des fünften Showrooms in Seattle in den kommenden Wochen geht Tuft & Needle einen neuen Weg. Und diese Strategie setzt voll auf den Wettbewerber Amazon. Frei nach dem Motto: Kannst Du dein Gegner nicht besiegen, umarme ihn.

Tuft & Needle Store in Scottsdale AZ (Foto: Tuft & Needle)
Tuft & Needle Store in Scottsdale AZ (Foto: Tuft & Needle)

Im neuen Showroom im Nordwesten der USA werden Tablets mit Amazon-Kundenrezessionen installiert, sprachgesteuerte digitale Assistenten via Amazon Alexa Echo können Kundenfragen beantworten, QR-Codes an den Produkten ermöglichen Direktkauf über die Amazon-App und in naher Zukunft soll die Lieferung innerhalb von zwei Stunden via Amazon Prime Now im Großraum Seattle erfolgen.

Wie die Washington Post und der Tech-Dienst Recode berichten, erfolgen bereits ein Viertel aller Tuft & Needle Bestellungen über Amazon. Laut Daehee Park, Mitgründer von Tuft & Needle, habe es intern intensive Diskussionen gegeben, ob eine so tiefe Integration von Amazon die richtige Strategie ist. Am Ende hat man sich aber entschieden, die neue Strategie zu verfolgen. Man fokussiere sich auf das Produkt und dockt beim Vertrieb bei Amazon an.

Damit steht Tuft & Needle nicht alleine im Markt. Immer mehr Marken sehen keine Alternative zu einer Zusammenarbeit mit Amazon. So haben in den vergangenen Monaten auch Nike, Samsung und Microsoft eigene Shops und tiefe Offline- bzw. Online-Integration mit Amazon realisiert. Denn 55% aller Amerikaner beginnen ihr Online-Shopping bei Amazon und sogar 90% vergleichen die Preise mit Amazon vor einer Online-Kaufentscheidung. So die überraschenden Ergebnisse einer Studie von Bloom Research.

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Was bedeutet das für den stationären Handel in Europa? Das Shopping Experience im stationären Einzelhandel muss Produkterlebnisse liefern, die online nicht möglich sind. Bei Büchern und schnelldrehenden Konsumentenprodukten (FMCG) ist das zugegebener Weise nicht einfach, bei größeren Investitionen wie Autos, Möbel oder Technik aber auch Fashion ist es einfacher, Emotionen zu wecken. In jedem Fall benötigt es meistens digitale Touchpoints am Point of Sale, die die Verbindung zur digitalen Welt herstellen.

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