Es ist ein totales Wow-Projekt, was sich der Betreiber The Jacques Cartier and Champlain Bridges Incorporated / Ponts Jacques Cartier Champlain (PCCI) da geleistet hat. Seit 2017 verwöhnt es die Augen (vgl. auch das eingebettete Video). Das kanadische Staatsunternehmen verwaltet Infrastrukturprojekte und Bauwerke wie Brücken und Tunnel.
Anlässlich des 375. Geburtstags von Montreal und dem gleichzeitig begangenen Jubiläum des 150. Geburtstags Kanadas, das 1867 erstmals seine Eigenständigkeit von Großbritannien erhielt, sollte die Jacques Cartier Bridge (Pont Jacques-Cartier) zur „world’s most connected bridge“ geadelt werden. Für das gelungene Mammutprojekt wurden insgesamt zwei Jahre an Planung und Arbeit investiert. Neben PCCI (Projektmanamgement) waren das Konsortium WSP-AECOM (WSP) (AECOM) für Ingenieurarbeiten, Pomerleau (Lichtsysteminstallation) und die beiden Hersteller Lumenpulse und Philips Lighting (Lichttechnik) an dem Projekt beteiligt.
Dazu waren nicht weniger als sieben spezialisierte Unternehmen aus dem Sektor Kreation und Technologie mit im Boot: Federführend beim künstlerischen Konzept war Moment Factory, ein weltweit mit Büros vertretenes Multimedia-Studio aus Montreal, das mit Video, Lighting, Sound und Spezialeffekten ebenso aktiv ist, wie im Bereich Architektur. Sechs Multimedia- und Lichtstudios aus Montreal gehörten ebenfalls zum Team: Ambiances Design Productions, ATOMIC3, Éclairage Public / Ombrages, Lucion Média, Réalisations und UDO Design.
Die ursprünglich als Harbour Bridge 1934 eröffnete Brücke mit fünf Fahrspuren ist sowohl für Autos wie Fußgänger zugelassen, so dass sich die spektakuläre Interactive Lighting-Installation auch aus der Nähe sehr gut betrachten lässt. Dass sie aus der Ferne hervorragend wirkt zeigen die Bilder und das Video.
Nun wird die Brücke mit Real-Time-Daten aus Sensorik, Datenbanken, Social Media und weiteren Quellen versorgt: Diese Daten wiederum werden genutzt, um Lichtstimmungen zu erzeugen. Dank der intelligenten Programmierung eine an jedem Abend sich verändernde, lebendige Lichtquelle – fast wie ein Organismus aus Stahl und Licht. Montreals Jahreszeiten, das lokale aktuelle Wetter, der Verkehrsfluss und Social Media-Aktivitäten liefern dafür die Impulse.
Nach diesen Grundprinzipien arbeitet die Installation:
- Die Beleuchtung wird auf vier Bereiche des Stahl-Oberaufbaus der Brücke gerichtet: Pfeiler, Türmchen, Innenkern oder „Herz“ und die Außenfassade oder „Haut“
- Ein weiches Licht wird nach innen zum „Herz“ der Struktur gerichtet, wodurch der Lichtverlust minimiert wird. Zudem wird damit eine Ablenkung der Autofahrer vermieden
- Dynamisches Lighting der äußeren „Haut“ nach außen in Richtung der umliegenden Metropole
Nach diesen Kriterien wird das Lighting während der verschiedenen Tageszeiten verändert:
- Tageszeitabhängig wird das Licht abends, beziehungsweise mit dem Beginn der Dämmerung hochgefahren. Mit Aufgehen der Sonne wird auch die Lichtstimmung gedimmt
- Das subtile Lichtspiel auf der Außenhaut der Brücke nutzt jeweils für 52 Minuten pro Stunde die pulsierenden Signale aus Social Media. Konkret werden die sozialen Gesprächen der Stadt, die auf Twitter in Echtzeit getrackt und in Lichtsignale umgewandelt. Intensität, Geschwindigkeit und Dichte dieser Lichtfragmente ändern sich je nachdem, wie oft Montreal-bezogene Hashtags gemocht und geteilt werden.
- Interaktivität ist der Brücke ebenfalls in ihr Stahlgerippe eingeschrieben: Zuschauer, die den Hashtag #illuminationMT nutzen, erzeugen quasi ihre eigenen kleinen Lichtimpulse auf der Brücke. Bis zu 500 Lichtquellen werden via Twitter angesprochen
- Stündliche Show: Zu jeder Stunde – nachts – werden 8-minütige Animationen gezeigt. Eine Art große, datengesteuerte Show, die die Aktivität und Stimmung von Montreal auf der Grundlage verschiedener Arten von Tagesdaten visuell übersetzt. Daten über Wetter, Verkehr, Nachrichten, Großveranstaltungen und vieles mehr sind die Quellen.
- Nach Jahreszeiten abhängige Inhalte: Die Brücke ändert den Farbton mit den Jahreszeiten dank eines 365-Farben-Kalenders. Tag für Tag wechselt das „Herz“ der Brücke: von einem erfrischenden Frühlingsgrün zu einem strahlenden Sommerorange, über ein üppiges Herbstrot und schließlich bis zu einem eisigen Winterblau. Damit nutzt man die Brücke auch als eine Art technologischen Verstärker des die Stadt umgebenden Ökosystems, das aus bewaldeten Bergen besteht