Wie die SBB und die APG|SGA nun mitteilten, hat sich der größte Schweizer Außenwerber lukrative Vermarktungsrechte bei dem größten Schweizer Bahnbetreiber gesichert: Ab 1. Januar 2019 erhält die APG|SGA einen neuen Vertrag für sämtliche Werbeflächen in den Bahnhöfen und Zügen. Vorangegangen war eine öffentliche Ausschreibung, da sämtliche Mietverträge für Fremdwerbung bei der SBB laufen Ende 2018 nach einer zehnjährigen Laufzeit mit der APG|SGA auslaufen.
Die Ausschreibung startete im Januar 2017 und dauerte rund sechs Monate, wie die SBB nun mitteilte. Laut Website des Bahnbetreibers waren die Angebote bis 14. Juli 2017 einzureichen. Damit wurde nun innerhalb einer angemessen kurzen Frist eine Entscheidung getroffen. Die APG|SGA wird laut SBB „die Werbeflächen entlang der gesamten Reisekette verantworten: Analoge Plakatwerbeflächen, digitale Werbeflächen, Megaposter- und Investitionswerbeflächen sowie Werbeflächen im und am Zug“.
Der letzte Punkt verweist wohl auch auf das gesteigerte Interesse, dass der Konzern JCDecaux in mehreren nationalen Märkten (Deutschland, Schweiz) beim Thema Fahrgast-TV gezeigt hat – invidis berichtete im Dezember 2016 an dieser Stelle. Da zumindest einige der SBB-Regionalstrecken auch mit dem werbefinanzierten Fahrgast-TV von passengertv der Livesystems AG laufen, liegt es nahe, dass sich die APG in naher Zukunft bei der SBB auch mit ihrem als Pilot bereits in Bern beim Verkehrsunternehmen Bernmobil eingesetzten Fahrgastprogramm TrafficMediaScreen (TMS) oder einem ähnlichen Angebot positionieren kann; in Bern startet der Regelbetrieb im Januar 2018. Die beiden Außenwerber waren bisher für eine Stellungnahme zu diesem Punkt nicht erreichbar. Die SBB will am heutigen Donnerstag eine entsprechende Frage unserer Redaktion beantworten (Update folgt dann).
Unabhängig von diesem Detail ist die grobe Linie der Entwicklung aber glasklar: Dank den digitalen Werbeflächen entstehen künftig neue Möglichkeiten, die nicht nur Werbungtreibenden zugute kommen. So können etwa im Störungsfall schnell Kundeninformationen auf den Screens ausgespielt werden. Zudem hatte die SBB bereits vor Jahren und mindestens so konsequent wie beispielsweise die Deutsche Bahn mit der Digitalisierung der Bahnhöfe und weiterer Betriebsbereiche begonnen. So läuft seit längerem die Umstellung respektive der Ersatz der Fallblattanzeiger auf LED-Boards, auf denen Zuginformationen ausschließlich digital angezeigt werden.
Allgemein hat die APG|SGA angekündigt, gemeinsam mit der SBB „ein völlig neues, innovatives und umfassend digitalisiertes Out-of-Home-Medienangebot lancieren“ zu wollen. Die Vertragsdauer beginnt am 1. Januar 2019 und liegt je nach Los zwischen fünf und zehn Jahren – mit jeweils zusätzlichen Verlängerungsoptionen seitens der SBB. Der Außenwerber werde „erhebliche Investitionen insbesondere in die Digitalisierung in den Bahnhöfen vornehmen“. Das Promotionsflächen-Geschäft, das bereits heute und bis auf weiteres durch die APG|SGA Promotion betrieben wird, war nicht Bestandteil der Ausschreibung.