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Digitalisierung & Einzelhandel

Omnichannel-Ausbau absehbar – C&A digitalisiert europaweit

Bei C&A wird offenbar ein größerer strategischer Schwenk durchgeführt. Die Mosaiksteine, die das Gesamtbild zeigen: stärkere Verzahnung von Offline und Online, ein frecheres und preis-aggressiveres Auftreten, die Erweiterung des Sortiments und große Investitionen in den E-Commmerce.
Mode am Point of Sale –Symbolbild (Foto: Pixabay / Counselling)
Mode am Point of Sale –Symbolbild (Foto: Pixabay / Counselling)

Seit 1841 ist die so verschwiegene wie bekannte Familie Brenninkmeijer im Geschäft, inzwischen in der sechsten Generation – und seit dem vergangenen Jahr erstmals mit einem extern angeworbenen Chef, dem Handelsexperten Alain Caparros (zuletzt: Rewe). Hierzulande ist C&A ein Gigant. Das Unternehmen ist – nach Otto und H&M – der drittgrößte Modehändler in Deutschland. Allein hierzulande werden etwa 2,3 Milliarden Euro umgesetzt.

Europaweit verfügt das Unternehmen nach Angaben aus dieser Woche über inzwischen mehr als 1.500 Shops. Nach sehr glaubhafter Eigendarstellung bezeichnet sich die Firma als eines der größten Textilhandelsunternehmen in Europa. Auf diesem Kontinent ist man in 18 Ländern mit Geschäften vertreten. Auch in Mexiko, Brasilien sowie im immer wichtiger werdenden Markt China ist man inzwischen aktiv. Das letztgenannte Land könnte auch nach den nach wie vor nicht bestätigten Presseberichten aus dem Januar 2018 die Heimat möglicher neuer Inhaber oder Mit-Inhaber werden. Damals hatte der Spiegel berichtet, dass auch das Einwerben einer größeren Menge Kapitals – im Milliarden-Euro-Bereich – einer der Gründe dafür sein könnte.

Schon damals hatten externe Handelsexperten analysiert, dass das Unternehmen vor allem Mittel für die weitere Digitalisierung freischaufeln (oder eben: einwerben) wolle.

Dass diese Analysten in diesem Punkt so falsch nicht liegen können, zeigen die Nachrichten der vergangenen Tage. Jetzt hat C&A selbst angekündigt, dass man seine Online-Präsenzen deutlich ausbauen wird. Bislang betreibt das Unternehmen in neun europäischen Ländern Online-Shops – in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz sowie in Spanien. Diese Shops sind in der oder den jeweiligen Landessprachen erreichbar; Ausnahme: Rätoromanisch in der Schweiz.

Diese Angebote werden so weitergeführt. Und sie können so schlecht für den Retailer nicht sein – das deutsche und europäische Online-Business legte zuletzt etwa 14% zu. Zumindest in einigen dieser Märkte sind auch Multi- und Omnichannel-Angebote dabei. Beispiel Deutschland: Lieferungen in die Filialen sind längst Routine. Betrachtet man H&M in Deutschland sieht man, dass dies im Handel immer noch nicht selbstverständlich ist. Mancher große Händler hat erst in den letzten zwölf bis 24 Monaten Vergleichbares pilotiert oder eingeführt.

Nun wird im E-Commerce ein gehöriges Schüppchen draufgelegt: In insgesamt elf europäischen Staaten wird ein neuer EU-Shop ausgerollt. Dieser ist im Gegensatz zu den bisherigen Online-Angeboten nur englischsprachig. Er wird eingeführt in Kroatien, Portugal, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik sowie Ungarn. Alles Länder, in denen man auch mit Brick and Mortar Stores Präsenz zeigt. Der neue Onlineshop wird auch in Dänemark, Finnland, Griechenland sowie Schweden verfügbar sein – Länder, in denen C&A zumindest bislang keine stationären Filialen betreibt. Das Pricing der Ware ist in allen genannten elf Ländern ausschließlich in Euro zu sehen.

Auch beim Sortiment selbst wird weiter an einer Diversifikation gearbeitet. Gegenüber der Fachzeitschrift Textilwirtschaft verriet CEO Caparros, dass man auch daran denkt, Markenartikel ins Sortiment aufzunehmen: „Wir müssen ganz gezielt bekannte Labels integrieren, die unsere Attraktivität nach oben abrunden.“ Außerdem berichten verschiedene Medien davon, dass bei günstigen Textilien durchaus auch Anpasssungen nach unten geplant sind. Konkurrenten aus dem Handel sollen Grund für ein angeblich geplantes preis-aggressiveres Auftreten sein.

Im selben Interview verriet Alain Capparos auch einiges zu den Zahlen – auch wenn C&A offiziell keine Umsatzzahlen vermeldet. „Wir haben in jedem Land Marktanteile hinzugewonnen“, sagt Capparos. C&A habe 2017 europaweit 0,1 Prozentpunkte zugelegt auf einen Marktanteil von 7,3 %, in Deutschland sei ein Plus um 0,2 Prozentpunkte auf 7,9 % erreicht worden. Diese Marktanteilszahlen beziehen sich nach Firmenangaben auf das Segment Oberbekleidung, Unterwäsche und Strümpfe in den europäischen C&A-Kernmärkten wie Deutschland, Holland, Belgien und der Schweiz.

Und die Stores vor Ort? – Auch hier wird investiert. In diesem Jahr wolle das Unternehmen in 134 seiner Häuser in Europa investieren, somit fast in jedes zehnte, verriet der Unternehmenslenker der in Frankfurt erscheinenden Textilwirtschaft. Es wäre naiv anzunehmen, dass hier nicht auch Investitionen in digitale Infrastrukturen, Tools wie Beacons, Digital Signage oder IoT enthalten sind. Bekanntlich hat C&A schon seit längerem einiges regulär im Einsatz und auch verschiedene Piloten durchgeführt.

Mit dem Textilhändler ist also nach wie vor zu rechnen. Und zusammengenommen ergeben die verschiedenen Nachrichten das Bild einer Weiterentwicklung der konzernweiten Omnichannel-Strategie.

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