Forspranget ligger i teknikken: Den weltbekannten Claim der Automarke mit den vier Ringen wollte Audi auch bei der Umsetzung seiner letzten DooH-Kampagne in Norwegen berücksichtigt wissen. Schließlich sollte auch eine moderne Technologie im Dienste der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Marke beworben werden.
Dazu nutzte die Marke aus Ingolstadt TV-Werbung und Digital-out-of-Home in Kombination mit klassischer Außenwerbung, um schnell eine große Reichweite aufzubauen. Als besonders stark frequentierten Ort wählte der Werbungtreibende dazu Oslo S, also den Hauptbahnhof der Hauptstadt – nach Angaben des Betreibers Bane NOR Eiendom AS auch der größte Verkehrsknotenpunkt des Landes. Media Owner mit exklusiven Werberechten in Oslo S ist der weltgrößte Außenwerber JCDecaux, der dort sowohl digitale wie analoge Werbemedien vermarktet.
Beworben werden sollte eine neue AR-App von Audi. Dazu buchte das Unternehmen im Februar 2018 eine nicht zu übersehende Station-Domination (vgl. eingebettetes Video 2 ganz am Ende des Artikels). Zum Einsatz kamen regulär installierte und vertikal ausgerichtete DooH-Screens, weitere temporär installierte Large Format Displays in horizontaler Ausrichtungen, Folierungen, weitere analoge Medien – und natürlich eigens kreierter Content für die AR-App, der direkt vor Ort genutzt werden konnte.
Mit der beworbenen und vor Ort genutzten Audi Coaster App können Nutzer eine personalisierte virtuelle Fahrbahn gestalten und dort mit ihrem virtuellen Audi Quattro durch die Gegend düsen. Wie Carrera-Bahn, nur in 360° und noch waghalsiger als eine Carrera-Bahn es je ermöglichen würde. Und natürlich überall nutzbar: an jedem Ort, am PC, im Mobile Web sowie in quasi allen Maßstäben (vgl. eingebettetes Video 1 unten). Zur Verfügung stehen zudem vier virtuelle Jahreszeiten.
Die App ist ausschließlich als iOS-Variante verfügbar – das könnte dafür sprechen, dass man hier proprietäre Technologien nutzt, die vom vormals selbstständigen Anbieter Metaio stammt, den Apple im Mai 2015 gekauft hatte. Regelmäßige invidis-Leser kennen die Company, die von München und San Francisco aus jahrelang als B2B-Anbieter AR-Projekte für Unternehmen wie Intel, Volkswagen, Audi, Lego, DHL, SAP und Daimler umgesetzt hatte.
Das SDK von Metaio hatte sich seinerzeit unter Entwicklern zu einem der meistgenutzten und dem wohl beliebtesten Tool entwickelt – mindestens 110.000 Softwareentwickler nutzten im Jahr 2014 den Baukasten; Metaio hatte damals einen Marktanteil von 40%. Auf der ge-cacheten Internetseite von Metaio aus dem Mai 2015 – an dieser Stelle bei der Wayback Machine von Internet Archive.org abrufbar – geht hervor, das zum damaligen Zeitpunkt gut 360.000 Entwickler das Metaio SDK im Einsatz hatten.
Wer jetzt umweltverträglich mit einem Quattro durch die Gegend brettern möchte, kann die App an dieser Stelle im AppStore von Apple kostenfrei herunterladen. Die für iDevices ab iOS 11.0 nutzbare App stieg schnell in die Top 20 der beliebtesten Apps auf und erfreut sich weiter großer Beliebtheit.
Bereits vor dieser Werbeaktion hatte Audi neue Technologien werblich genutzt – bei der Kampgne Enter Sandbox, für die man sich in Cannes einen der begehrten Werbe-Löwen abholen durfte. Die neue App Audi Quattro Coaster AR ließ der norwegische Audi-Importeur Harald A Møller AS gemeinsam mit der beauftragten Kreativagentur POL entwickeln. Für die Entwicklung und Umsetzung der immersiven App sowie die zugehörige Filmproduktion wurde DVA Studio aus Schweden beauftragt. Verantwortliche Medienagentur der Kampagne war Mediacom.