Teamarbeit, Querdenken und interdisziplinäres Arbeiten: Der Berliner Modedesigner Michael Michalsky – lange Jahre an führender Stelle bei Adidas als Chefdesigner für die Marke mit den drei Streifen tätig – und der Hamburger Architekt und Designer Hadi Teherani sehen sich als Taktgeber großer Teams.
Im Rahmen der Artweek von LG Signature stellten sie sich einer intensiven Podiumsdiskussion, die von Grit Weber, stellvertretende Direktorin und Kuratorin für Design, Kunst und Medien des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt, moderiert wurde.
Bei Teherani arbeiten mehr als 100 Menschen aus 15 Nationen. „Ich habe mal nachgerechnet, über die Jahre waren bei mir etwa 1.500 Leute beschäftigt“, so Teherani, der seit 30 Jahren als Architekt und Designer arbeitet. Michael Michalsky startete vor mehr als 25 Jahren in die Kreativwirtschaft, zunächst als Designer bei Levi’s. Ab Mitte der 1990er Jahre drückte er bei Adidas der Marke seinen Stempel auf. „Anfangs hatte ich in Herzogenaurach ein Team mit einer Handvoll Leuten. Als ich Adidas 11,5 Jahre später verlassen habe, bestand meine Designabteilung aus 185 Menschen, die an den drei Standorten Herzogenaurach, Portland (Oregon) und Tokio gearbeitet haben.“
Damit wird klar: Design wird nie ausschließlich von einem Macher in totaler Einsamkeit verantwortet. Einer der Unterschiede zur Kunst. Dennoch lassen sich beide Kreativen von der Freien Kunst inspirieren.
Das Wandeln zwischen den Disziplinen ist zumindest bei Teherani und Michalsky Programm: Als Teherani 1988 sein Architekturbüro gründete, machte er nebenbei noch einen Modeladen mit eigener Designlinie auf. Michalsky ist großer Fan der Popkultur im Allgemeinen und von spannender Musik im Besonderen. Zudem sammelt der Modedesigner Fotografien aus dem 20. Jahrhundert. „Aber nur Schwarz-Weiß-Fotografie“, so Michalsky.
Hartnäckigkeit und langer Atem ist in der Architektur dabei anscheinend besonders wichtig. Wie Hadi Teherani auf dem Podium berichtete, dauerte es etwa in Köln ganze 15 Jahre, bis die bekannten Kranhäuser fertig waren – gezählt vom Sieg beim Architekturwettbewerb bis zur Einweihung. „In Deutschland ist die Architektur massiv überreguliert. Deshalb kann man heute nicht mehr günstig bauen. So ist etwa auch kein Sozialer Wohnungsbau mehrmöglich“, warnte Teherani. Beim Dockland-Gebäude in Hamburg dauerte es nicht so lange, wie am Rhein. Aber auch hier galt es, Diskussionen auszufechten. Offenbar befruchten sie die Kreativarbeit aber zumindest in Teilen. Denn durch die Bedenken, das Gebäude könne die Sicht auf die Stadt zu sehr verstellen, kam Teheranis Treppen-Entwurf zustande: Jeder kann seither außen am Gebäude eine große öffentliche Treppe zum Dach hin nutzen. An dieser Stelle finden sich Fotos des fertigen Gebäudes.
Die beiden Kreativen arbeiten jeweils auch fernab ihrer eigentlichen Disziplinen. So erschafft Teherani neben Wohn und Geschäftshäusern – in Frankfurt wird noch in dieser Woche ein neues Hotel aus seiner Entwurfsarbeit eröffnet – auch Skulpturen und Möbel. Das kann schon einmal eine Chaiselongue aus Marmor sein. Michalsky ist als Gestalter sowohl für Mode und coole Sneakers, wie auch für Gebrauchsgüter tätig, aktuell etwa Bestecke für WMF. Aber auch Unternehmen wie 3M oder DHL oder die Umweltorganisation WWF gehören zu seinen Kunden.
Hört man Michalsky oder Teherani zu, wird klar, dass gute Designer und Architekten sich zu vielen Dingen Gedanken machen, bevor sie an die Entwurfsarbeit gehen – auch wenn sich ihre Workflows in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter digitalisiert haben.