Autonome Autos sind bereits vielerorts in der Erprobung und auch Remote-Steuerung von Flughäfen werden in der Praxis bereits realisiert. Auch beim Militär sind kontinentalübergreifend remote-gesteuerte Drohnen bereits seit Jahren Alltag. Nun folgt auch die maritime Verkehrsschifffahrt. Alle Remote-Konzepten setzen auf Control Rooms die mit mehr oder weniger großen Digital Signage Videowalls ausgestattet sind. invidis berichtet heute über ein spannendes Projekt von Rolls Royce das die Schifffahrt revolutionieren könnte. Artifical Intelligence trifft auf Remote.
Während einer Presse-Demonstration Anfang Dezember führte das finnische Fährschiff Falco mit 80 geladenen VIP-Gästen an Bord eine Fahrt völlig autonom durch. Das Schiff erkannte bewegliche und feste Objekte mit Hilfe von Sensoren und künstlicher Intelligenz und präsentierte die Praxistauglichkeit mit einer testweisen Kollisionsvermeidung. Eine besondere Herausforderung im Fährbetrieb ist das automatische Anlegen – mit Unterstützung eines neuentwickelten autonomen Navigationssystems beherrscht die finnische Testfähre auch diese Manöver voll automatisch ohne menschlichen Eingriff.
Das Fährschiff Falco – eine 53,8 Meter lange Doppelendfähre die seit 1993 bei Finferries in Betrieb ist, wurde mit zwei Azimuttriebwerken von des britischen Motorenhersteller ausgestattet – wurde von Rolls Royce zusätzlich mit einer ganzen Reihe an modernen Sensoren ausgestattet, die es ermöglichen in Echtzeit ein detailliertes Bild der Umgebung zu erstellen die die Genauigkeit von menschlichen Augen um ein Vielfaches übersteigt. Das Situationsbewusstseinsbild wird durch die Zusammenführung von Sensordaten erzeugt und an das Remote Operating Center von Finferries an Land, etwa 50 Kilometer entfernt im Stadtzentrum von Turku, weitergeleitet. Hier überwacht ein echter Kapitän die autonomen Operationen und kann bei Bedarf die Kontrolle über das Schiff übernehmen.
Bei den autonomen Betriebstests im Archipel von Turku hat Rolls-Royce bisher fast 400 Stunden Seeversuche absolviert. Das Rolls-Royce Autodocking-System gehört zu den Technologien, die erfolgreich getestet wurden. Diese Funktion ermöglicht es dem Schiff, den Kurs und die Geschwindigkeit beim Annähern an den Kai automatisch zu ändern und das automatische Andocken ohne menschlichen Eingriff durchzuführen. Während der Seeversuche wurde die Kollisionsvermeidungslösung auch unter verschiedenen Bedingungen für mehrere Betriebsstunden getestet.
Anfang 2018 begannen Rolls-Royce und Finferries mit der Zusammenarbeit an einem neuen Forschungsprojekt namens SVAN (Safer Vessel with Autonomous Navigation)
Control Room: Airport Saarbrücken wird aus der Ferne überwacht
Mikael Makinen, Rolls-Royce, President – Commercial Marine, sagte: „Der heutige Tag markiert einen großen Schritt vorwärts auf dem Weg zu einer autonomen Schifffahrt und bekräftigt genau das, was wir seit mehreren Jahren sagen, dass eine autonome Schifffahrt stattfinden wird. Das SVAN-Projekt war eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Rolls-Royce und Finferries und eine ideale Gelegenheit, der Welt zu zeigen, wie die Ship Intelligence-Technologie große Vorteile für den sicheren und effizienten Betrieb von Schiffen bringen kann.
„Dies ist ein sehr stolzer Moment für uns alle und markiert unseren bisher bedeutendsten Meilenstein. Die heutige Demonstration zeigt, dass das autonome Schiff nicht nur ein Konzept ist, sondern etwas, das die Schifffahrt, wie wir sie kennen, verändern wird.“
Mats Rosin, CEO von Finferries, fügte hinzu: „Wir sind sehr stolz darauf, dass auf der Strecke Parainen-Nauvo wieder einmal Seegeschichte geschrieben wurde. Zuerst mit unserem weltbekannten Hybridschiff Elektra und jetzt mit der Falco als erste autonome Fähre der Welt. Als moderner Reeder war es unser Hauptziel in dieser Zusammenarbeit, die Sicherheit im Seeverkehr zu erhöhen, da dies sowohl für die Umwelt als auch für unsere Passagiere von Vorteil ist. Aber wir sind auch darüber erfreut, wie diese Demonstration die Tür zu den neuen Möglichkeiten der autonomen Schifffahrt und Sicherheit öffnet.“