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Digitalisierung

Foxconn setzt auf Business mit Krankenhäusern

Foxconn hat große Pläne: Energieeffiziente E-Paper-Screens sollen nun auch das Vertical Healthcare erobern. Die ersten Krankenhäuser nutzen die Technologie.
Im Krankenzimmer und – wie hier – ausserhalb sind intelligente vernetzte Screens im Einsatz (Foto: E Ink / DCI)
Im Krankenzimmer und – wie hier – ausserhalb sind intelligente vernetzte Screens im Einsatz (Foto: E Ink / DCI)

Der Display-, Digitalisierungs- und IoT-Gigant Foxconn / Hon Hai setzt verstärkt und auf mehreren Ebenen auf den Gesundheitsmarkt. Das Engagement entspringt wohl auch in einer persönlichen Tragödie.

Denn Terry Gou, Foxconns Gründer und Chef, verlor zwei nahe Angehörige an den Krebs. Im Jahr 2005 verstarb seine Frau an Brustkrebs; Leukämie war 2007 die Todesursache seines Bruders. Daraufhin gründete Gou eine gemeinnützige Organisation namens Yonglin Health Foundation, die in die Krebsforschung investiert. Terry Gou spendete dazu 10% seines milliardenschweren Vermögens.

Auch die Foxconn Health Technology Business Group will die Patientenversorgung durch Kooperationen und Innovationen in Gesundheitstechnologie verbessern.

Ein kleines Mosaiksteinchen in dieser Strategie bilden die Services der zu Foxconn gehörenden Digital, Connected, Intelligent Health Technology, Inc. (DCI). Bislang gehörten 2 Lösungspakete zum Portfolio:

  • Smart-TV – eine LCD-basierte Smart-TV-Lösung für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, die neben einem personalisierten Entertainment-Programm auch IoT-basierte Smart Room-Funktionen inklusive möglicher Anbindungen an diagnostische Tools sowie mit Voice Assistent-Technologie zur Arzt-Patient-Kommunikation arbeitet
  • ViSi Mobile – das laut Hersteller bislang einzige von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassene CE-zertifizierte drahtlose Patientenüberwachungssystem, das kontinuierlich Herzfrequenz, SP02, Blutdruck, Atemfrequenz und Hauttemperatur misst

Selbstredend sind visuelle Systeme bei beiden Lösungen integraler Bestandteil.

Nun hat DCI gemeinsam mit E Ink eine auf deren E-Paper-Technologie aufsetzende Lösung entwickelt, die seit diesem Jahr auch in den Kliniken einer ersten Krankenhausgruppe genutzt wird, ebenfalls in den USA. Inwieweit diese Lösung in derselben Form auch in anderen Ländern genutzt werden wird, bleibt abzuwarten. Da aber auch in der EU immer mehr Gesundheitsbehörden auf vernetzte digitale Lösungen für Patienten setzen und in asiatischen Staaten wie Japan oder Taiwan ebenfalls Bedarf besteht, könnte Foxconn hier durchaus gute Chancen haben.

Aufgrund der Eigenschaften von E-Paper – extrem gute Lesbarkeit bei allen möglichen Lichtverhältnissen, besonders stromsparend – kann man auch Devices, die mobil genutzt werden sollen oder bei denen die Lesbarkeit sofort und schnell gewährleistet sein muss, anbieten.

Bislang entwickelt wurden ein Patient Information Display (PID) und ein Room Information Display (RID) auf E-Paper-Basis.

  • Das RID befindet sich qua definitionem außerhalb des Patientenzimmers und zeigt wichtige Informationen  – etwa besondere Vorsichtsmaßnahmen – für das Pflegepersonal an.
  • Das PID wird im Patientenzimmer genutzt. Der Screen ermöglicht dem Patienten, dessen Familie und dem Pflegepersonal den sofortigen Zugriff auf die aktuellsten Patienten- und Gesundheitsinformationen.
  • Wireless – Sowohl PID als auch RID werden über drahtlose Kommunikationsprotokolle in einem zentralen Verwaltungssystem aktualisiert, was eine Skalierbarkeit über ein gesamtes Krankenhaus- und Gesundheitssystem ermöglicht.

Mit den Lösungen sollen etwa handbeschriebene Whiteboards durch die gut lesbaren Displays auf E-Ink-Basis ersetzt werden. Um eine genaue Kommunikation zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten zu ermöglichen und einen genauen Informationsaustausch sicherzustellen, können wichtige Informationen aus der elektronischen Patientenakte (Electronic Health Record, EHR) übermittelt werden. Das soll die korrekte Diagnostik und Behandlung verbessern – und dürfte auch eine schnellere Versorgung zumindest begünstigen.

Landmark Hospitals in Naples, Florida, ist die Klinikgruppe in den Vereinigten Staaten, bei der nun die erste Installation dieser Technologie abgeschlossen wurde. In 7 Krankenhäusern in 4 US-Bundesstaaten setzt Landmark Hospitals auf die Lösung.

Was Foxconn / DCI ebenso wie andere Anbieter als ein schlagendes Argument für ihre Lösungen nutzen, ist der Vorteil der Eineindeutigkeit in der Kommunikation, die screen-basierte Lösungen mit sich bringen. Dazu gehören klar lesbare Diagnosen (etwa das Problem mit der sprichwörtlichenkrakeligen „Doktorschrift“) und die Erweiterung der Kommunikationskanäle (Sprache, Bild, Schrift, Möglichkeit, auch in nahezu Echtzeit in der Arzt-Patienten-Kommunikation Übersetzungen aus anderen Sprachen auch in kleinen Praxen oder Kliniken anbieten zu können).

Ein von CRICO Strategies, einer Abteilung der Risikomanagement-Stiftung der Harvard Medical Institutions, durchgeführtes Survey untersuchte 2015 den Zusammenhang zwischen Fehlbehandlungs-Risiken und Kommunikationsfehlern. Die Untersuchung ergab, dass schätzungsweise 30% der zwischen 2009 und 2013 aufgetretenen Fälle von Fehlverhalten auf Kommunikationsfehler zurückzuführen sind. In dieser Studie führten 44% dieser Fälle von Kommunikationsfehlern und Fehlverhalten entweder zu einer ernsthaften Schädigung des Patienten oder zu dessen Tod.

Darüber hinaus hat Accenture im Jahr 2017 errechnet, dass US-amerikanische Krankenhäuser allgemein wegen mangelnder Kommunikation jährlich rund 12 Milliarden US-Dollar an Zusatzkosten ausgeben, wie Forbes an dieser Stelle berichtete.