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Digitalisierung

Live Stream aus dem Stall in den Supermarkt

Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser: Erstmals überträgt ein deutscher Supermarkt Live-Bilder aus Hühner- und Schweineställen seiner Lieferanten an den PoS.
Anhand des Live Feeds aus dem Schweinestall kann sich jeder Konsument von den Argumenten für Slow Food und Regionalität überzeugen lassen (Foto: REWE Richrath)
Anhand des Live Feeds aus dem Schweinestall kann sich jeder Konsument von den Argumenten für Slow Food und Regionalität überzeugen lassen (Foto: REWE Richrath)

In Deutschland setzt jetzt der erste Lebensmittelhändler auf eine sehr transparente Lösung, die das Thema artgerechte Haltung auch dort behandelt, wo es idealerweise ebenfalls hingehört: am Point-of-Sale.

REWE Richrath, ein Händler aus Nordrhein-Westfalen mit inzwischen 15 Filialen und insgesamt 140-jähriger Geschichte geht die Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl strategisch an und bezieht dies nun auch in die Kommunikation via Digital Signage ein.

Seit etwa 5 Jahren nutze REWE Richrath Digital Signage, so Marketingchef Lars Walbrecht im Interview mit invidis. „Wir konzentrieren uns darauf, Screens in der Obst- und Gemüseabteilung zu nutzen.“

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Und seit einiger Zeit setzt sich das Unternehmen auch mit verantwortungsvollem Umgang mit Lebensmitteln auseinander. So ist der Händler in der Slow Food-Bewegung engagiert, die allein in Deutschland mehr als 12.000 Mitglieder in rund 80 lokalen Gruppen hat. Ziel von Slow Food: jeder Mensch soll Zugang zu Nahrung haben, die sein Wohlergehen sowie das der Produzenten und der Umwelt erhält.

Schon seit mehreren Jahren beteiligt sich LE-Händler Richrath auch in einem Netzwerk, um Einkauf und der Verkauf von Schweine- und Rindfleisch, Eiern, Bier, Honig, Fleischkonserven, Milcherzeugnissen, sowie Obst und Gemüse aus der Region gewährleisten zu können. „Bei uns kommen diese Produkte aus einem Umkreis bis 50 km“, so Walbrecht. Derzeit gebe es etwa 35 Partner und 250 Produkte, von der Aprikose bis hin zum Spargel.

Dies kommuniziert der Food Retailer in allen analogen und digitalen Medien, die er nutzt. Jetzt auch in Digital Signage und in Kooperation mit tierwohl.tv, einer Initiative der Online Software AG, die künftig auch via 5G arbeiten wird. Auf der tierwohl.tv-Website finden sich für Interessierte (Landwirte, Verbraucher, Einzelhändler) weitere Infos.

Die dahinter stehende Idee kam bereits vor einigen Jahren auch schon andernorts zum Einsatz: Live Feeds aus dem Tierstall, um zeigen zu können, wie Tiere gehalten werden, deren Produkte Verbraucher nutzen. So hatte der britische Lebensmittelhändler Waitrose mit „Waitrose Live from the farm“ bereits mit Live-Inhalten in Social Media experimentiert (vgl. eingebetteten Link unten).

REWE Richrath zeigt die Inhalte seiner Lieferanten an dieser und an dieser Stelle im Netz, sowie auf den Large Format Displays in allen Filialen. Technisch muss für die Übertragung der Inhalte einiges an Aufwand getrieben werden. Dazu wurden durch Dienstleister und Händler durchaus verschiedene Wege getestet, bevor man die vor Ort jeweils passende Lösung gefunden hatte, so Lars Walbrecht gegenüber invidis.de. So werden die Signale der derzeit live gezeigten Aufnahmen aus dem Schweinestall eines Bauern auch via Satellit transportiert. Denn vor Ort wäre eine Leitung zwischen Hof und Stall nicht praktikabel gewesen. Andere Tests, in dem Fall bei einem mobilen Hühnerstall, bei denen via Mobilfunk (eben noch kein 5G, sondern 4G bzw. LTE) gestreamt wurde, waren nicht perfekt. Hier konnte letztlich eine kabelgebundene Lösung eingesetzt werden.

Mit der transparenten AV- und Signage-Lösung kann sich der Händler von all den „Ich bin voll Bio“ schreienden Produkten und Kampagnen abheben, die letztlich alten Wein in neuen Schläuchen mit Fantasie-Labeln verkaufen – und vom Gros der Kunden als das identifiziert werden, was sie sind.

Dass das Thema Tierwohl in den kommenden Jahren auch bei der Politik mehr Gehör finden könnte, deutet der Beitrag an, den das Magazin Westpol des WDR am vergangenen Sonntag im TV ausstrahlte. Dort ging es um Antibiotika-Resistenzen in der Tierhaltung und den Verdacht nachfolgender Grund- und Trinkwasserverseuchung durch Produzenten und verarbeitende Schlacht-Fabriken.

Womöglich wird es in wenigen Jahren keinen Stall und keinen Schlachtbetrieb mehr ohne Live Camera Feed geben – oder nur bei den schwarzen Schafen in Landwirtschaft, Weiterverarbeitung und Handel. Spätestens dann werden Produzenten und Händler, die schon jetzt einen ökologisch, ökonomisch und gesundheitlich anderen Weg gehen, alle Früchte ihrer Arbeit ernten. REWE Richrath darf sich zu dieser Avantgarde zählen; zumal man eine smarte digitale Lösung einsetzt, die Verbrauchern die Kontrolle ermöglicht und dem Unternehmen eine progressive Kommunikation.

PlakaDiva 2016: Live von der Farm auf den DooH Screen gestreamt

Transparenz in Bildern: Live-Aufnahmen aus dem Hühnerstall (Foto: REWE Richrath)
Transparenz in Bildern: Live-Aufnahmen aus dem Hühnerstall (Foto: REWE Richrath)
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