Digitale Außenwerbung in Paris genehmigt zu bekommen; das ist schwieriger als in München oder in Zürich – ebenfalls zwei Städte mit strengen Reglements.
Eigentlich hatte JCDecaux in Paris 2017 mit mehr als 1.600 Werbeträger, 15% davon als Digital-out-of-Home Screens, auf den Straßen der Hauptstadt starten zu wollen. Über die Firma SOMUPI, an der JCDecaux 66% der Anteile hält, wäre der Kontrakt mit Paris gelaufen. Das wollte sich die Konkurrenz nicht bieten lassen. Es kam zu dem was man „Die zwei Gallischen DooH-Kriege“ nennen könnte: Diverse Verfahren, da es eine nicht-kompetetive Ausschreibepraxis gegeben hatte („Krieg“ Nr. 1) und die nachfolgende Auseinandersetzung, da die Stadt Paris und SOMUPI ab 2018 für eine Übergangsphase bis zur nächsten Entscheidung gleich noch einmal einen Deal unter Freunden durchdrücken wollten („Krieg“ Nr. 2).
Im Frühjahr 2019 ging der Vertrag dann an Clear Channel. Doch auch hier war klar: DooH Screens sind vorerst nicht erlaubt (wohl noch eine Folge aus den juristischen Auseinandersetzungen, in denen es etwa um Stadtratsbeschlüsse aus den vergangenen Jahren und deren Interpretation bei neuen Technologien ging). In der Zukunft könnte sich das ändern: In den Verträgen zwischen Clear Channel und der Stadt Paris wurde vereinbart, dass bei einer Neuvergabe im Jahr 2024 für die Zeit der dann beginnenden Olympischen Sommerspiele digitale Screens die 1.080 CLPs – das Gros der 1.630 Werbeträger – zu großen Teilen ersetzen könnten.
Das sind viele Konjunktive und noch viele Umsätze, die den Media Ownern so durch die Lappen gehen, da sie nicht auf öffentlichem Grund ihre Screens installieren können.
Hier sitzen die beteiligten Außenwerber, die sich zuvor bekriegt hatten, also alle im selben Boot.
Doch Außenwerbung ist in Paris digitaler, als man denkt. Die Media Owner haben eine pragmatische Lösung für sich gefunden. Da sie alle den gleichen Trick nutzen, werden sie sich auch gut überlegen, hier ihren jeweiligen Konkurrenten vor den Kadi zu ziehen.
Die Außenwerber schließen Verträge mit Retailern, um Screens in deren Schaufenstern aufstellen zu können, und so Werbeinhalte zu vermarkten. Damit haben sich die Media Owner durch Partnerschaften einen eigenen Markt geschaffen, der nach den aktuell geltenden Pariser Spielregeln toleriert wird:
- Zuletzt startete Exterion Media France (inzwischen zu Global gehörend) zusammen mit Nicolas, einem weltweit operierenden Retailer für Wein, sowie Vice Media eine Kooperation. Während Vice redaktionelle Inhalte liefert, werden auf 500 Screens (55-Zöller oder 75″ Screens) auch Werbeinhalte ausgespielt. Das Netzwerk soll 2020 auf 700 Screens anwachsen und wird unter dem Namen „CATCH“ vermarktet. Die Partner setzen zudem datenschutzkonforme Detection mit „Privacy by Design“ ein (etwa: Age, Gender) ein, die von Datakalb stammt. Hinzu kommen weitere Data Feeds fürs Targeting, etwa Open Source Geo-Daten. Gebucht werden können 10-Sekünder
- Bereits seit Mai 2018 haben Fashion Retailer Monoprix und JCDecaux ein Netzwerk aufgebaut. Auch dieses Netz ergänzt bestehende Kontrakte mit Shopping Malls. Etwa 100 Screens – genutzt werden große 85″ Displays – sollen in Eingangsbereichen der Stores integriert werden. Während der Retailer 40% der Screen Time nutzt, können andere Werbungtreibende in den verbleibenden 60% ihre Kampagnen fahren. Auch hier setzt man auf Kontextualisierung der Kampagnen
- Clear Channel hatte schon vor Beginn seiner Etatgewinne in diesem Jahr (Monaco, Paris) im vorigen Jahr ein allgemeines DooH Retail-Netz von etwa 2.000 Screens aufgebaut. In diesem Jahr kam ein kleiner, aber feiner DooH-Vertrag im Herzen von Paris hinzu: Clear Channel wird im Carrousel du Louvre 7 DooH Totems installieren, der Shopping Mall direkt beim gleichnamigen Museum
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