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Digital Signage in der Coronakrise

"Wie eine Vollbremsung von 200 auf 0"

Kein Bereich in der Digital Signage / ProAV-Branche ist von der Krise schneller und härter betroffen als die Veranstaltungs- und Eventspezialisten. Jürg Schwarz, CEO der Schweizer Habegger AG mit Niederlassungen in Österreich und Qatar, spricht im Interview Klartext zur aktuellen Situation.
Habegger CEO Jürg Schwarz im Interview (Foto: Habegger)
Habegger CEO Jürg Schwarz im Interview (Foto: Habegger)

Wie geht es dir heute?

Wie nach einer Vollbremsung von 200 auf 0 – aber trotzdem noch am Vollgas geben. So in etwa fühlt sich das an. Wir waren extrem gut auf Kurs und müssen uns nun neu orientieren. Wir tragen die Verantwortung für alle Mitarbeitenden und deren Familien. Auch sind viele Freischaffende und Zulieferer von uns abhängig. Gleichzeitig sind auch die Interessen unserer Aktionäre zu wahren. Alle haben Fragen, Ängste und wollen Klarheit. Für mich und mein Kernteam gilt es nun, diesen Spagat zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen zu meistern und Lösungen zu erarbeiten.

Wie viele Events wurden bis jetzt abgesagt?

Bis heute wurden rund 150 Events storniert. Die Zahl steigt täglich. Es gibt aber auch einige, die wurden verschoben oder reduziert. Andere konnten wir in hybride Konzepte weiterentwickeln oder mit Streaming durchführen.

Wie hart hat das Habegger getroffen?

Es hat uns hart getroffen, aber es geht weiter. Wir sind mit unseren verschiedenen Kompetenzen – von der Kreation bis hin zur technischen und baulichen Umsetzung – sehr breit aufgestellt und es sind viele Projekte im Gange, die bisher nicht Gefahr laufen, abgesagt zu werden.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern?

Wir spüren von allen Seiten eine große Solidarität. Die Zusammenarbeit läuft daher sehr gut. Obschon alle die gleichen Sorgen und Probleme haben, versucht man sich gegenseitig zu helfen. Und es gibt ja noch eine Zeit danach – darum setzen wir alles daran, mit unseren Kunden, Partnern, Lieferanten und Freelancern faire Lösungen zu finden. Wir versuchen proaktiv zu kommunizieren und haben ein offenes Ohr für jeden. Im Rahmen unserer Aktion „Rette den Event“ verhandeln wir intensiv mit all unseren Partnern und Freelancern, um spezielle Stornierungskonditionen anbieten zu können, sodass unsere Kunden die Absage ihrer Events weiter herauszögern können und nicht schon weit im Voraus stornieren müssen.

Wie ist die Stimmung intern?

Die Situation schweißt uns extrem zusammen. Es ist schön zu sehen, wie viele Profis wir im Team haben, die selbst in der Krise über sich hinauswachsen. Das gibt Halt. Da seit Montag alle Mitarbeitenden im Home-Office arbeiten, ist eine regelmäßige und transparente Kommunikation umso wichtiger. Wir informieren aktiv via Stream und das wird sehr geschätzt. Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeitenden wissen, dass Kurzarbeit zur Erhaltung der Arbeitsplätze dient. Wir hatten bisher ein gutes Geschäftsjahr und das war nur dank jedem Einzelnen möglich.

Wie schaust du in die Zukunft?

Voller Zuversicht. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich ein sehr positiver Mensch bin. Wir werden gerade heftig durchgerüttelt – darin sehe ich auch eine Chance für die Zukunft. Es werden sich dadurch neue Ideen und Lösungen ergeben, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Den Rückhalt, den ich verspüre seitens der Mitarbeitenden, Partner und meinem privaten Umfeld, gibt mir große Kraft.