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Was ist DISCAS?

Displays und Content planen mit System

Standards werden im AV-Sektor immer wichtiger. DISCAS oder die „Bildgröße von Displays/Monitoren für 2D-Inhalte in audiovisuellen Systemen“ ist ein solcher Standard und berücksichtigt bei der Planung von AV-Systemen und deren Content das menschliche Sehvermögen. Warum so eine Planung auf der Basis von wissenschaftlich fundierten Vorgehensweisen einfach und schnell Klarheit schafft, erläutert AV-Projektleiter und Trainer Holger Wiesenberg, CTS. Branchenverband AVIXA bietet zum Thema auch Kurse an.
Symbolbild: Digital Signage trifft Retail Tech (Foto: invidis)
Symbolbild: Digital Signage trifft Retail Tech (Foto: invidis)

Gerade im professionellen AV-Bereich ist es wichtig, standardisiert vorzugehen. Internationale wissenschaftliche Standards für den AV-Bereich werden daher nicht nur innerhalb der AV-Technik, sondern zusammen mit Fachleuten aus anderen Disziplinen entwickelt. Beim DISCAS-Standard – steht für „Display Image Size for 2D Content in Audiovisual Systems“ – waren dies Augenärzte, Psychologen und anderen Spezialisten, um nicht nur Technik und gängige Praxis, sondern auch den Menschen, und insbesondere das menschliche Sehvermögen zu berücksichtigen.

Anhand des DISCAS-Standard können die erforderliche Bildgröße einer Anzeige und die relativen Betrachtungspositionen gemäß Betrachtungsanforderungen bestimmt werden. Er kann so beispielsweise verwendet werden, um einen neuen Raum zu planen oder einen vorhandenen zu bewerten/verändern, und zwar basierend auf Plänen oder dem Raum selbst. Der Standard gilt gleichermaßen für permanent installierte wie auch temporäre Systeme. Er bezieht sich nicht auf die Leistung oder Effizienz bestimmter Komponenten.

Solche Standards bilden eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zum Planen und Entwerfen von Video-Systemen, dem Bestimmen von Betrachtungswinkeln und zum Ermitteln von Display- und Leinwandgrößen im Verhältnis zu den Raumanforderungen. Dabei wird natürlich auch der jeweilige Einsatzzweck des AV-Systems berücksichtigt. Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob „nur“ eine Powerpoint Präsentation verstanden werden soll, oder beispielsweise medizinische Daten auf Pixelebene analysiert werden müssen.

AVIXA Event: Medientechnik in der Architektur

In diesem Zusammenhang werden, anders als bei den in der Vergangenheit verbreiteten Faustregeln zur Bildberechnung (z.B. 4-6-8-Regel), nicht nur die nun erheblich höheren Auflösungen, sondern auch die Abhängigkeit von den dargestellten Inhalten in Betracht gezogen.
Hierfür bietet der DISCAS Messgrößen, um passend zu Raum- und Bildgröße sinnvolle Elementgrößen zu planen oder zu empfehlen.

Vor dem Beispiel müssen wir noch kurz die Begriffe ADM und BDM erläutern: Es handelt sich dabei die Betrachtungskategorien ADM (analytical desicion making / analytische Entscheidungsfindung) und BDM (basic decision making / grundlegende Entscheidungsfindung), die für verschiedenen Einsatzzwecke geschaffen wurden. ADM dient dabei der vorgenannten Entscheidungsfindung auf Pixelebene, BDM ist dagegen auf die Inhaltliche Aufnahme von Präsentationen oder Dokumenten ausgelegt.

Beispiel: Display mit FullHD-Auflösung im Vergleich zu 4K

Wir vergleichen ein Display mit 1920 x 1080 Auflösung zu einem mit 3840 x 2160, um in Zahlen zu sprechen. Unser Bildschirm ist dabei 160cm breit und 90 cm hoch (72 Zoll Diagonale). Bei einer Bildhöhe von 90 cm berechnen wir den entferntesten Betrachter (Farthest viewer FV mit dem Sehstärkefaktor 3438) für medizinische Details (ADM).

FV = 90/1080*3438 ⇒ FV = 90/2160*3438

FV = 286,5 cm ⇒ FV = 143,25 cm

Jedem dürfte sofort klar werden, dass die Informationen kleiner werden, wenn wir doppelt so viele Pixel auf gleichen Raum „pressen“. Hieraus ergibt sich, dass bei einer 4K/UHD Auflösung der entfernteste Betrachter nur halb so weit entfernt sein sollte wie bei FullHD. Dies wird in keiner der alten „Faustregeln“ beachtet, da diese zumeist in Zeiten entstanden sind, in denen Auflösung und Seitenverhältnis keine große Rolle gespielt haben.

Wer sich selbst ein Bild machen möchten, kann einfach den Online Rechner für DISCAS des AV-Branchenverbands AVIXA ausprobieren. Weitere Beispiele und Erläuterungen gibt es auch in den Kursen von AVIXA.

Was bringt dieser Standard Planern, Integratoren oder Kunden?

Allen dreien bringt er Vergleichbarkeit und objektive Bewertungs- und Qualitätskriterien. Der Kunde kann somit ein objektiv prüfbares, gut funktionierendes System erwarten, der Planer kann es vorschlagen, danach planen, es fordern und auch die erbrachten Leistungen prüfen. Der Integrator kann, durch standardisiertes Vorgehen, die eigene interne Qualität kontrollieren, anheben und dieses Vorgehen von allen Mitarbeitern erwarten und einfordern. Dies ermöglicht reproduzierbare Ergebnisse und zwar nicht aus „Zufall“, sondern weil mit System und systematischen Vorgaben und Qualitätskriterien gearbeitet wird.

Sowohl Integrator als auch Planer können zudem aus der Masse herausstechen, indem Sie zeigen, dass sie sich nicht auf Faustregeln und Pi-mal-Daumen-Aussagen verlassen, sondern mit internationalen Standards arbeiten und somit auch helfen, die Qualität der Branche zu erhöhen.