Seit Beginn der Corona-Krise haben Videokonferenz-Apps wie Zoom, Microsoft Teams und Google Meet einen Boom erlebt. Der Aktienkurs etwa von Zoom hat sich im vergangenen Jahr allein fast vervierfacht und dem Unternehmen einen Marktwert von mehr als 100 Milliarden USD beschert. Während allerdings immer mehr Menschen von Zuhause arbeiten, hat sich eine neue Art von Volkkrankheit etabliert: die nach der Konferenz-Plattform benannte „Zoom-Fatigue“, die sich durch Müdigkeit vom Medienüberkonsum und Stress auszeichnet.
Eine Studie der renommierten Stanford Universität in Kalifornien hat sich mit dem Krankheitsbild beschäftigt und erstmals die Zoom-Fatigue aus psychologischer Sicht dekonstruiert, wie die Financial Times berichtet. Jeremy Bailenson, Professor für Kommunikation und Gründer des Stanford Virtual Human Interaction Lab führte die Forschung an. Seinen Ergebnissen zufolge sind die „exzessive Menge an Blicken aus der Nähe“ und die „erhöhte Selbsteinschätzung durch das ständige Anstarren von Videos von sich selbst“ die Hauptursachen für die Symptome.
„Die Benutzer von Videokonferenz-Tools sehen Spiegelungen von sich selbst in einer Häufigkeit und Dauer, die es in der Geschichte der Medien – und wahrscheinlich auch in der Geschichte der Menschen – so noch nicht gegeben hat“, schreibt Bailenson in der Studie. Frauen seien von der Zoom-Fatigue dabei stärker betroffen als Männer. Laut Bailenson helfen Zoom und Co zwar sehr dabei, der Pandemie zu begegnen, haben sich aber auch zum „Sandsack“ für frustrierte Büroangestellte entwickelt.
Glaubt man den Studienergebnissen, können einige der Probleme der Zoom-Fatigue allerdings auch mit eher trivialen Änderungen an der Benutzeroberfläche gelöst werden. Bei eigentlich allen Videokonferenz-Diensten kann das automatische „Selfie“-Fenster einfach ausgeblendet werden. Als weiteren Schritt empfiehlt der Forscher, das Videofenster zu verkleinern. Besonders an Herz legt Bailenson allerdings einen besonderen Tipp: einfach mehr Video-Meetings stattdessen lieber als simple Telefonate führen. Damit entfällt die psychische Belastung, hübsch vor einer Kamera zu sitzen und auf viele digitale Gesichter zu starren – einschließlich unseres eigenen – schließlich komplett.
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