Vergangene Woche berichtete invidis über einen Betrugsversuch in der Digital Signage-Branche, den das Unternehmen komma,tec redaction publik gemacht hatte: Displays im Wert von knapp 100.000 Euro wurden angeblich von einem Großunternehmen bestellt. Doch hinter der Bestellung steckten Betrüger, die die Ware ohne Bezahlung verschwinden lassen wollten.
Die Betrugsmasche ist nicht neu: Nach dem Artikel meldeten sich zwei invidis-Leser, deren Unternehmen vor circa zwei Jahren jeweils Ziel einer ähnlichen Attacke wurden. Auch hier kamen die Anfragen aus Frankreich, auch hier wurde vorgegaukelt, Teil eines bekannten Unternehmens zu sein. Unsere erste Quelle berichtete, dass die Domain der Mailadresse zwar auf die Seite der echten Firma weiterleitete, aber dort der Zusatz der Adresse in keiner anderen Mail-Adresse vorkam. Verdächtig war auch, dass das erste Angebot sofort ohne jede Verhandlung angenommen wurde – was im Volumengeschäft eigentlich nicht vorkommt.
Nach einer direkten Nachfrage im Einkauf der Firma war der Betrugsfall klar. Dennoch war er gut geplant: Es gab eine schriftliche Bestätigung, mit täuschend echt wirkendem Stempel, außerdem wurde der angebliche Besteller auf Linkedin auch bei der Firma gelistet. Denn jeder kann sich bei einer Firma als Mitarbeiter eintragen, es gibt keine Freischaltung oder Benachrichtigung. Das Unternehmen müsste aktiv alle seine gelisteten Mitarbeiter durchgehen – gerade bei großen Firmen ein Ding der Unmöglichkeit.
Fachwissen täuschte Seriösitat vor
Der zweiten Quelle kam damals die Bestellung auch von Anfang an verdächtig vor. Allerdings konnte der vermeintliche Auftraggeber mit Fachwissen über die Displays aufwarten; es handelte sich auch um relativ seltene Spezial-Displays, was wiederum für ein seriöses Angebot sprach.
Zudem wurde beim Display-Hersteller informell angefragt, ob weitere Bestellungen dieser Art eingegangen waren. Ein anderer Händler, der die gleiche Anfrage bekommen hatte, behauptete
allerdings, dass er bereits an diesen Abnehmer verkauft und dieser ihn auch schon in seinem Showroom besucht hätte. Wie sich nachträglich herausstellte, war dies eine Behauptung, um exklusive Preise für die angefragten Produkte zu bekommen. Eine Information einer befreundeten Spedition und eine direkte Erkundigung im Einkauf des realen Unternehmens deckte dann den Betrug letztendlich auf.
Daher ist es wichtig, das eigene Unternehmen und die Mitarbeiter für derartige Betrugsversuche zu sensibilisieren. Denn fällt man drauf herein, ist die Chance, die Täter im Nachhinein zu ergreifen, gleich Null. Oft sind die beteiligten Speditionen selbst ein Betrugsopfer und bleiben danach auf den Transportkosten sitzen. Die Ware wird mehrmals umgepackt und verschwindet dann ohne Chance auf Rückverfolgung.
Mehr Aufmerksamkeit für das Thema
Auch komma,tec redaction witterte im aktuellen Fall rechtzeitig die Gefahr und konnte die Bestellung noch zurückziehen. „Die Betrüger bauten hier ebenfalls eine geschickte Tarnung auf“, sagt Fabian Scholz, Geschäftsführer von komma,tec redaction. „Sie bildeten die Internetseite des angeblichen Auftraggebers nach und verlinkten in der Mail auf sie.“ Letztendlich war hier auch ein Zusatz bei Website und E-Mail-Adresse ein Indikator für den Betrug.
Das Digital Signage-Unternehmen war schon in der Vergangenheit Ziel von Betrugsattacken. Daher ist es dem Geschäftsführer wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen. Auch kann er sich vorstellen, dass bei der Prävention die Display-Hersteller und -Distributoren eine größere Rolle spielen könnten: „Wenn plötzlich mehrere Bestellungen derselben Art eingehen, könnte man seine Partner darauf aufmerksam machen und so Schaden von der Branche abwenden.“
So wappnen Sie sich gegen B2B-Betrug
- Stoßbetrug, Mantelbetrug und CEO Fraud: Informieren Sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten eines wirtschaftlichen Betrugs (Informationen hierzu gibt es beispielsweise hier).
- Achten Sie bei Geschäftsanfragen auf verdächtige Details, zum Beispiel Zusätze in der Mail-Adresse oder einen fehlenden Buchstaben im Unternehmensnamen (xyz@beispil.com). Auch unübliche Vorgehensweisen, den Prozess möglichst schnell abzuschließen, sollten argwöhnisch machen – zum Beispiel das verhandlungslose Annehmen des Angebots oder eine zuvor bereitgestellte Bonitätsauskunft. Ebenfalls ein Indikator: seltsame Lieferadressen, auf die manchmal auch kurz vor Liefertermin gewechselt wird.
- Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter. Die Täter setzen darauf, dass der Auftrag bei einem arglosen Mitarbeiter landet oder bestimmte Kommunikationswege nicht eingehalten werden.