Mit einer ersten Early-Access-Version hat Google eine neue Variante von Chrome OS angekündigt. Chrome OS Flex ist ein Cloud-First-Betriebssystem für Windows PCs und Macs und soll vollständig kompatibel mit dem Google Cloud Management sein; Google sieht es vor allem bei Unternehmen und Schulen im Einsatz. Das kostenlose Chrome OS Flex basiert auf Cloudready, einer Plattform des Entwicklers Neverware, den Google 2020 übernahm.
Mit dem neuen OS ist es möglich, Chrome OS auch auf nicht Chrome-OS-proprietären Geräten zu betreiben. Vorteil von Chrome OS Flex ist laut Google neben einer intuitiven Bedienbarkeit auch regelmäßige Systemaktualisierungen die synchron zu denen von Chrome OS laufen, sodass alle Geräte in einem Netzwerk auf dem gleichen Stand sind.
Der Clou: Chrome OS Flex soll sich auch für spezifische Hardware wie E-Kiosks und Digital-Signage-Displays eignen, die über ein Cloud-First-System laufen sollen.
Nach 2015 ist dies der zweite Versuch von Google, im Digital Signage-Segment mit Chrome OS Fuß zu fassen. Der erste Versuch von Google im Jahr 2015 war nicht von Erfolg gekrönt, auch wenn viele namhafte Mediaplayer-Anbieter wie HP, Asus, Acer, Aopen und Dell die Plattform unterstützten. Doch die CMS-Anbieter zogen nicht mit, statt Chrome OS lag der Fokus auf dem Google Mobil- und SoC-System Android.
Potenzial und Abwägung
Aus der Sicht von Brancheninsidern könnte Googles zweiter Markteintritt 2022 erfolgreicher werden: Vereinfachung und Vereinheitlichung bieten viel Potenzial. „Chrome Flex OS stellt eine Entlastung für den Systemintegrator dar“, erläutert Marco Wassermann. „Die Digital Signage-Anbieter können sich voll auf die DS-Anwendungen konzentrieren und müssen sich nicht mit dem Betriebssystem, seiner Überwachung und Aktualisierung beschäftigen.“
Markus Deserno hebt die Vorteile einer zentral gemanagten Plattform hervor: „Wenn das Kassensystem, die Kioske, die Digital Signage-Screens und alle anderen eingebundenen Plattformen auf Google-Systemen laufen, ist ein zentralisiertes Reporting möglich.“
Doch Google stellt Chrome OS Flex nicht aus purer Menschenliebe zur Verfügung. Dem Tech-Riesen geht es vor allem um eines: Daten. „Der Integrator gibt ein Stückchen Wertschöpfung in fremde Hände und somit auch Daten. Und Daten sind das neue Gold“, betont Marco Wassermann.
Für Google stellt das Business-Umfeld eine höchst interessante Datensammelquelle dar, wie Markus Deserno hervorhebt. Eine neue Form, auch Daten von diesen Systemen zu erheben. Diese Daten sind in der Tat wertvoll, denn durch das gemeinsame System lassen sich die Businessdaten mit den Daten der Smartphones anreichern, die die Kunden mit sich tragen. So entsteht ein höchst interessanter Datenpool, sowohl für den Geschäftsinhaber als auch für Google.
Daher müsste bei einem derartigen Modell die Frage der Datensouveränität geklärt werden. „Hier muss gezielt abgewogen werden und gegebenenfalls der Kunde mit ins Boot geholt werden“, sagt Marco Wassermann.
In den nächsten Monaten soll eine erste kommerzielle Version erhältlich sein. Alle Cloudready-Klienten werden dann automatisch auf Chrome OS Flex umgestellt.