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Entwickler in Kyiv und Minsk

Krieg gefährdet Zukunft von CMS-Anbietern

Belarus und die Ukraine sind Zentren der europäischen Software-Entwicklung. Die Software-Entwickler dort stehen jetzt vor dem Nichts und werden in der Ukraine zur Armee eingezogen. Vielen europäischen Digital Signage CMS-Anbietern fallen wichtige Entwicklungs-Ressourcen weg.
Digital Signage-Entwickler sind rar (Foto: Fotis Fotopoulos / Unsplash)
Digital Signage-Entwickler sind rar (Foto: Fotis Fotopoulos / Unsplash)

Belarus und die Ukraine waren das Entwicklungsparadies schlechthin – kaum ein Softwareanbieter, der nicht im Osten Europas kostengünstig Software entwickeln ließ. Für anspruchsvolle Projekte wurden auch Entwicklungsteams in Russland engagiert. Die europäische Digital Signage-Branche ist auf IT-Fachkräfte aus der Ukraine und Belarus angewiesen. Denn selbst gegen gutes Geld sind Entwickler in West- und Nordeuropa kaum zu bekommen. Der Markt in Deutschland, Schweden, UK oder Frankreich ist seit Jahren wie leergefegt, wie die meisten Digital Signage-Unternehmen schmerzhaft beim Recruitment erleben mussten. Nur einige wenige größere CMS-Anbieter wie Grassfish in Wien und Telelogos in Angers (Frankreich) unterhalten niedrig-zweistellige lokale Entwicklerteams am Unternehmenssitz.

In der Ukraine und Belarus gibt es zusammen 400.000 IT-Entwickler, nur in Russland ist das Repertoire an Entwicklern noch größer. Auch wenn aktuelle Vergleichszahlen fehlen: IT-Entwickler kosten in der Ukraine und Belarus nur ein Bruchteil von vergleichbaren Mitarbeitern in Westeuropa. Laut dem Bitkom-Verband lagen die Lohnkosten 2005 in den beiden Ländern um sagenhafte 89 Prozent niedriger. Der Unterschied wird heute weniger sein, doch mit Monatsgehältern von 1.000 bis 1.500 Euro für die Jahrgangsbesten sind die Unterschiede immer noch signifikant.

Die Mitarbeiter konnten weiterhin in ihren Heimatländern zu geringen Kosten wohnen und bleiben dank Zoom, Teams & Co. in engen Austausch mit ihren Arbeitgebern beziehungsweise Auftraggebern in London, Paris oder Düsseldorf.

Zur Zeit steht natürlich die Sorge um die Mitarbeiter im Vordergrund. Insbesondere da die meisten Entwickler männlich sind und zur Armee eingezogen werden. Auch große Umsiedlungsangebote wie sie größere Konzerne ihren weiblichen ukrainischen Entwicklern jetzt anbieten, kann sich die mittelstandsgeprägte Digital Signage-Branche in der Regel nicht leisten.

Ein Ausweg kann die Türkei sein. In den vergangenen Monaten richtete sich das Recruiting vieler westeuropäischen Unternehmen Richtung Türkei, wo bei 50 Prozent Inflation immer mehr Entwickler remote für westeuropäische Arbeitgeber arbeiten. Andere Alternativen wie das kostengünstige Indien oder das kanadische Montreal – mit attraktiven Subventionen – sind erheblich weiter entfernt und aufwendiger zu betreiben.

Der Marktaustritt weiterer europäischer Digital Signage CMS-Anbeter wird wohl unausweichlich, da Innovationen mangels Entwickler auf der Strecke bleiben.

Digital Signage in Ukraine und Russland: Wie der Krieg die Branche trifft

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