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invidis Jahreskommentar 2022/2023

Rudolf Sosnowsky | Hy-Line

Welche technischen Möglichkeiten es gibt, Digital Signage in Zukunft nachhaltiger zu gestalten, analysiert Rudolf Sosnowsky, Leiter Technik bei Hy-Line Computer Components  im invidis Jahreskommentar 2022/2023.
Rudolf Sosnowsky, Leiter Technik bei Hy-Line Computer Components, im invidis Jahreskommentar 2022/2023 (Foto: HY-LINE)
Rudolf Sosnowsky, Leiter Technik bei Hy-Line Computer Components, im invidis Jahreskommentar 2022/2023 (Foto: HY-LINE)

Nachhaltigkeit hat auch in der Elektronik einen höheren Stellenwert eingenommen. Rohstoffe sind knapp, Lieferketten unterbrochen, die Energieversorgung kurz vor dem Limit. Wie kann Digital Signage zur ökologischen Nutzung von Ressourcen beitragen?

TFT-Displays

Digital Signage lebt von großen und hellen Displays. TFTs haben beim Betrieb einen ökologischen Nachteil: Der Großteil der Energie wird im Backlight umgesetzt, denn die Transmission eines TFTs liegt bei nur 5 bis 10 Prozent. Dies bedeutet, dass mehr als die 10-fache Lichtleistung, die auf der Vorderseite sichtbar ist, in das Panel eingespeist werden muss. Ansätze zur Steigerung des Wirkungsgrades sind die Verwendung eines zu RGB zusätzlichen weißen Segments, das besonders bei hellen Bildinhalten zur Steigerung der Gesamthelligkeit beiträgt. Ein anderer Ansatz ist das Local Area Dimming, das bei TV-Panels verwendet wird, um dort den Farbraum in Richtung schwarz zu erweitern. In Digital Signage-Anwendungen kann es seine Stärken nicht ausspielen, da dort meistens vollflächige und nicht dunkle Inhalte dargestellt werden.

Andere Display-Technologien wie E-Paper sind erst im Kommen. Displays mit großen Diagonalen wie 75 Zoll sind noch nicht verfügbar; zurzeit liegt die Obergrenze bei 30 bis 42 Zoll. E-Paper benötigt Energie nur bei Änderungen des dargestellten Inhalts und braucht im hellen Auflicht keine Hintergrundbeleuchtung. Dafür müssen diese rein reflektiv arbeitenden Displays zwischen Dämmerung und Nacht separat beleuchtet werden.

Optical Bonding

Beim Optical Bonding wird der Zwischenraum zwischen Frontglas und Display mit einer transparenten Substanz geschlossen. Der Brechungsindex des Materials ist dem von Glas ähnlich. Der Effekt ist eine deutlich verringerte Reflexion an den Grenzschichten, die zu einem gesteigerten Kontrast führt. Der gesteigerte Kontrast – die vom Betrachter empfundene „Ablesbarkeit“ – wiederum erlaubt den Betrieb des Displays mit einer geringeren Helligkeit.

Diese führt zu einer niedrigeren Energieaufnahme und einer verlängerten Lebensdauer. Der gesteigerte Aufwand bei der Verarbeitung wird durch die Vorteile das Optical Bonding mehr als kompensiert: Nicht nur ist das Standard-Display in der Anschaffung günstiger – wenn eine High-Brightness-Alternative überhaupt verfügbar ist! –, auch die Stromversorgung kann schwächer dimensioniert werden, und die Entwärmung wird vereinfacht. Die Einsparung der Energiekosten kann sich bei einer Vielzahl installierter Säulen, zum Beispiel in Filialketten, zu einem deutlichen Betrag summieren. Unser Beispiel führt bei einer Basis von 1.000 installierten Displays in einem Lebensmittelmarkt oder einer Tankstelle zu einer Einsparung von 100.000 Euro in den Anschaffungskosten und von mehr als 60.000 Euro für Energie.

Computer

Für die Rechner zur Ansteuerung gibt es Stromsparmechanismen, die auch vom Desktop-PC her bekannt sind. Jedoch muss der Rechner immer für den Update des Contents bereit sein, und im Falle eines TFT auch das Bild 60-mal pro Sekunde auffrischen. Die zeitgesteuerte Abschaltung zu Nachtzeiten ergibt noch den messbarsten Effekt auf die Energie-Einsparung.

Recycling

Ein anderer Aspekt der Nachhaltigkeit tritt beim Recycling auf: Die Komponenten wie Display und Computerboard lassen sich häufig keiner Zweitverwertung zuführen. Bei den Displays sind die Backlights verbraucht, und der Polfilter entweder mechanisch beschädigt oder durch UV-Strahlung in seiner Effizienz vermindert, sodass die optische Qualität (Ablesbarkeit) zu wünschen übriglässt. Eine Trennung der Komponenten in unterschiedliche Materialien wie Kunststoffe, Metall und Glas muss manuell erfolgen. Oft bleibt nur die thermische Verwertung unter Aufgabe des Recyclings möglicher Rohstoffe. Rechnerboards werden besser auch ersetzt, denn neue Generationen setzen CPUs mit kleineren Strukturen ein, die energieeffizienter als ihre Vorgänger sind.

Fazit

Auf die Gestaltung der Displays hat der Anwender nur einen geringen Einfluss, lediglich mit der Auswahl kann er sich ökologisch profilieren. Es bleibt eine Steigerung der Effizienz der verwendeten Materialien, zum Beispeil einer höheren Transparenz, oder neuer technologischer Ansätze wie dem zusätzlichen „Weiß“-Segment. Neue Technologien wie E-Paper bekommen dank niedrigen Energieverbrauchs eine Chance.

Digital Signage & DooH: Die invidis Jahreskommentare 2022/2023