Auf einer Messe wie der ISE ist es immer leicht, über die neuesten Hardware-Entwicklungen zu schreiben: Man sieht große LED-Wände, man berührt LCD-Displays, man nimmt Mediaplayer in die Hand. Zusammen mit den technischen Daten ist auf diese Weise ein Produkt schnell und gut vorgestellt.
Schwieriger ist es bei der Software. Sie ist visuell nicht präsent – und sind die Entwicklungen in diesem Bereich wegweisend für die nähere Zukunft der Branche. Denn die großen Technologie-Trends sind hauptsächlich softwaregetrieben.
Samsung mit VXT-Cloudlösung
So sprach alle Welt über Samsungs abgeriegelten Stand, der der Öffentlichkeit einen Blick auf die neuesten Displays verwehrte. Unter dem Radar lief dabei eine Ankündigung, die in Zukunft für deutlich mehr Gesprächsstoff sorgen könnte: Samsung stellte ausgewählten Partnern einen cloudbasierten Nachfolger vom hauseigenen CMS Magicinfo vor. Offiziell wird die Lösung, die sich VXT nennt, erst im Mai dieses Jahres lanciert.
In VXT ist auch ein Remote-Management-Tool enthalten. Kein Wunder, denn diese Funktion wird immer wichtiger, gerade für große Roll-outs. Dies erkannte auch PPDS, die auf der ISE 2023 offiziell ihre Software-Plattform Wave starteten. „Für Integratoren ab einer bestimmten Größe ist ein Remote Device Management eigentlich nicht mehr wegzudenken“, betonte Franck Racapé, Head of Global Commercial & Vice President EMEA bei PPDS, im invidis-Gespräch.
LG stellte (noch) keine neuen Software-Lösungen vor – doch war auffällig, dass der Konzern seinen diversen nun auch cloudbasierten Digital Signage und Hospitality-Software-Lösung zum ersten Mal eine größere Fläche auf dem Stand einräumte. Somit war auch hier das Thema Software präsent. Das passte zur jüngsten Strategie-Ankündigung von LG, sich mehr auf Services und Software zu konzentrieren.
Der Trend geht zur Komplettlösung
Somit investieren die großen Display-Player immer mehr in umfassende Software-Lösungen, inklusive wichtigen Tools wie Remote Management – eine Funktion, die ISE-Aussteller SignageOS schon länger bietet. Bisher denkt der Markt bei SignageOS an eine Middleware, doch das Unternehmen baut mit großen Schritten das Device Management aus.
Auch im DooH-Bereich geht der Trend hin zu kompletten Plattformen. Das zeigte Broadsign, die im Januar den Launch von zahlreichen Tools bekanntgaben und somit ihre Software immer mehr zu einer umfassenden Plattform, inklusive analogem OoH, ausbauen. Dazu gehört auch die jüngste Ankündigung, dass Broadsign nun auf LGs WebOS läuft.
Der Trend zu allumfassenden Lösungen ziegt sich auch darin, dass viele große Integratoren bereits mit einer vollintegrierten Software arbeiten, zum Beispiel Visual Art, M-Cube, Mood Media oder Stratacache mit der Scala-Software, die ebenfalls mit einem Stand in Barcelona dabei.
Weitere Trends
Dass Digital Signage-Software ein interessanter Markt bleibt, zeigte die Halle 2 der ISE: Software-Riesen wie Zoom promoteten auf ihrem Stand ein eigenes Basis-CMS, und auf dem Stand von Google war die Sichtbarkeit von Chrome OS noch einmal deutlich größer als 2022.
Ein Gesprächsthema, das die Wochen zuvor schon für große Aufregung in der Öffentlichkeit gesorgt hatte: Generative AI, vertreten durch das Flaggschiff Chat-GPT. Wurde Künstliche Intelligenz bisher analytisch eingesetzt, kann sie nun selbst Content produzieren. Entwickler wie Intuiface stellten erste Ansätze vor, wie und unter welchen Umständen Generative AI in Digital Signage-Software sinnvoll zum Einsatz kommen könnte.
Zudem wird das Thema IT-Security immer wichtiger. Softwareunternehmen, die sie haben, werben auch mit den entsprechenden Zertifizierungen.
Dass sich mittlerweile zwei unterschiedliche Vertriebsmodelle bei Digital Signage-Software durchgesetzt haben, zeigte sich anschaulich am Beispiel der Vertiseit-Töchter: Während Grassfish, das ein Direktvertriebsmodell nutzt, keinen Stand auf der ISE hatte, war Dise präsent, um mit seinen Vertriebspartnern in Kontakt zu treten.