Entwicklung und Verkauf von Hardware allein reicht heute für Elektronikhersteller nicht mehr aus. Das gilt nicht nur für Consumer Electronics wie Smartphones, sondern auch für B2B-Lösungen. Hersteller entwickeln zunehmend plattformbasierte Dienstleistungen, um das Nutzererlebnis zu verbessern, neue Features anzubieten und über den gesamten Produktlebenszyklus die Nutzung zu optimieren.
„LG wird das hardwareorientierte Geschäft, das Umsätze und Gewinne zum Zeitpunkt des Kaufs generiert um ein plattformbasiertes Service-Geschäftsmodell ergänzen, das kontinuierlich Gewinne erwirtschaftet, z. B. mit Content und Services, Abonnements und Lösungen.“ – LGE CEO William Cho
LG-Electronics-CEO William Cho kündigte in dieser Woche in einer Grundsatzrede einen Transformationsprozess an. Das Unternehmen wird künftig einen holistischen Ansatz als Unternehmen für „Smart Life Solutions“ verfolgen. LG will den Umsatz bis 2030 um die Hälfte erhöhen mit „neuen plattformbasierten Services, durch die Erweiterung des Geschäftsportfolios, die Stärkung des B2B-Geschäfts sowie der Erkundung neuer Geschäftsfelder, wie etwa der Ladeinfrastruktur und -technologie von Elektrofahrzeugen sowie Digital Health.”
Vision von LG „Smart Life Solutions“
LG hat sich zum Ziel gesetzt, Innovation mit einem plattformbasierten Service-Geschäftsmodell voranzutreiben und so sein bislang auf Hardwarelösungen fokussiertes Geschäft zu erweitern. Der Fokus soll zukünftig ein auf Kundenbindung ausgerichtetes Geschäftsmodell sein, bei dem Inhalte und Services, Abonnements und Softwarelösungen mit hunderten Millionen LG-Geräten kombiniert werden können, die von Kunden auf der ganzen Welt verwendet werden.
invidis Kommentar von Florian Rotberg:
Box-Moving reicht nicht mehr aus
Analog zum gesamten IT- und Consumer-Electronics-Markt verändern sich auch die Anforderungen an B2B-Lösungen wie Digital Signage. Ein Display alleine reicht nicht mehr aus – eine Plattform (WebOS, Tizen & Co.), betriebsrelevante Softwarelösungen (zum Beispiel Device Management) und ein CMS sind geschäftskritisch geworden.
In den Anfängen der Digital Signage-Zeit war die Rollenverteilung einfach: Visual-Solutions-Anbieter lieferten das Display, Projektion & Co., und der Integrator kümmerte sich um Installation, Mediaplayer und Software. Die Welt war damals ein Silo und Digital Signage in den meisten Fällen „Nice to Have“. Ein ausgefallener Screen war in den Regel kein Beinbruch – selbst bei DooH war genug unverkauftes Inventar vorhanden, um die Spots später abzuspielen.
Heute ist Digital Signage häufig unternehmenskritisch und nicht mehr im Silo – ausgefallene Displays kosten direkt Umsatz. Also müssen die Systeme stabiler sein, gegen Cyber-Attacks abgesichert und von Remote managebar. Third-Party-Applikationen können häufig nicht auf alle Features eines Displays zugreifen, die Hersteller allerdings schon. Außerdem sind Displays und auch Teile des LED-Markts zur Commodity geworden, die Produkte haben kaum noch Unterschiede.
LG Electronics und Wettbewerber müssen sich neu am Markt positionieren, mit Plattformen statt Produkten und lebenslangen Services statt „Hang and Bang“. Veränderungen in der Wertschöpfungskette sind dabei unausweichlich. Nach Software und Hardwareherstellern müssen sich nun auch Integratoren neuerfinden. Ein paar große internationale Anbieter zeigen, wie es gehen kann; viele andere Integratoren kämpfen sichtbar mit den neuen Rahmenbedingungen.