Auf der Mobilitätsmesse IAA in München werden jedes Jahr die neuesten Automobil-Modelle gezeigt. Doch mittlerweile ist das Innere des Wagens fast genauso wichtig wie das Äußere: Die Fahrerkabine hat sich in den vergangenen Jahren Stück für Stück digitalisiert – und ist zum Zentrum der Automotive Experience geworden. Immer größere Screens beherrschen die Konsole, das klassische Armaturenbrett verschwindet zusehends.
Diese Entwicklung weiter voranzutreiben: das hat sich LG auf die Fahnen geschrieben. Der Konzern kann nicht nur mit Expertise in Sachen Displays aufwarten, sondern ist auch im Bereich Automotive aktiv. Das Mobilitätsgeschäft von LG konzentriert sich auf drei Bereiche: elektrische Antriebssysteme, die von LG Magna e-Powertrain, einem Joint Venture zwischen LG und Magna International, entwickelt werden – hier verkündete LG eine neue Produktionsstätte in Ungarn –, Fahrzeugbeleuchtungssysteme, die von LGs Tochtergesellschaft ZKW Group entwickelt werden, und Infotainmentsysteme für Fahrzeuge, die von der Visual-Solutions-Sparte hergestellt werden.
Interior als „Digital Cave“
In einer Pressekonferenz auf der IAA erläuterte William Cho, CEO von LG, die Unternehmensvision einer digitalisierten Automotive Experience – auch im Hinblick auf autonomes Fahren. „LG ist seit fast 70 Jahren im Consumer Business tätig. In dieser Zeit haben wir ein umfassendes Verständnis der globalen Konsumenten und ihrer Lebensräume gewonnen, indem wir immer wieder neue Erkenntnisse und Trends entdeckt haben. Dies führte zu zahlreichen Innovationen in der Unterhaltungselektronik“, erklärte William Cho. „Mit unserem umfangreichen Wissen und unserer Erfahrung in diesem Bereich freuen wir uns, unsere neue Sichtweise auf die Mobilität zu präsentieren.“
Zum autonomen Fahren führte LG kürzlich eine Untersuchung durch, bei dem eine Umgebung geschaffen wurde, die das Innere eines echten autonomen Fahrzeugs simuliert. Die Ergebnisse deuten laut LG darauf hin, dass die meisten Menschen das autonome Fahrzeug als einen exklusiven und privaten Raum wahrnehmen, der ihnen die Freiheit gibt, das zu tun, worauf sie gerade Lust haben – zum Beispiel zu spielen oder zu arbeiten. Eingehende Umfragen zeigen, dass Autofahrer heute ähnliche Ansichten über ihre Fahrzeuge und die Zeit, die sie darin verbringen, haben: 72 Prozent stimmen zu, dass Autofahren in erster Linie eine Zeit ist, in der man sich allein entspannen kann; 43 Prozent bezeichnen das Fahrzeug als einen bedeutungsvollen persönlichen Raum.
Auf dieser Grundlage definiert LG das Auto als „Personalized Digital Cave“, als digitaler, personalisierter Rückzugsort. Dieser wird nach Ansicht von LG drei Haupteigenschaften besitzen: „Transformable, Explorable and Relaxable“. Zusammen subsumiert LG die Schlagworte unter dem Begriff „Alpha-able“, der für die Realiserung der vielfältigen Möglichkeiten steht.
Screens werden vorherrschen
Basis dafür wird eine flexible Displaylandschaft sein, die umfangreiche Funktionen und Aufgaben übernehmen kann – und sich dem jeweiligen Zweck anpasst. Als Kernprodukt sieht LG hier kunststoffbasierte, biegbare OLEDs, die die hierfür nötige Flexibilität mitbringen. Die ersten Produkte dieser Art hat LG laut eigenen Aussagen schon in der Produktpipeline.
Zudem will LG weg vom singulären Interface, vielmehr stellt sich der Konzern viele Screen-Lösungen vor, die sich wie Möbel in einer Wohnung neu anordnen lassen können, um die verschiedenen Einsatzszenarien abzudecken. Das löse auch andere Komponenten ab, die bisher als fester Bestandteil eines Auto-Interiors gelten – zum Beispiel das Lenkrad.
Auch beim autonomen Fahren will LG sich als Lösungsanbieter positionieren: Mit der Konzern-eigenen KI sollen interaktive, fahrzeuginterne Sprachassistenten möglich sein, die den Fahrer oder die Fahrerin unterstützen. Dadurch wird auch die Windschutzscheine zu einer interaktiven Augmented-Reality-Benutzeroberfläche. Möglich machen das transparente OLED-Displays.