Das nordamerikanische Digital Signage-Geschäft hat sich nach der Pandemie normalisiert, und die Probleme in der Lieferkette sind größtenteils gelöst. Doch die Führungskräfte der Branche betonen, dass sie immer noch in einer wackeligen, unsicheren Wirtschaftsumgebung arbeiten.
„Ich denke, dass viele Dinge mit den Zinssätzen zusammenhängen und die Leute ein wenig vorsichtig aufgrund der Rezessionsgefahr sind“, bemerkt Jeff Hastings, CEO von Mediaplayer-Hersteller Brightsign. Er erläutert, dass 2022 ein Wachstum von mehr als 20 Prozent zu verzeichnen war, aber dass 2023 langsamer anfing. „Der Markt wächst nicht so schnell, wie aus meiner Sicht die meisten Leute nach dem vergangenen Jahr vorausgesagt haben – aber er ist immer noch sehr solide.“
Weiterlesen im invidis Jahrbuch 2023
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Marktüberblick „Nordamerika: Feeling the Pulse“ von Dave Haynes/ Sixteen-Nine. Sie finden ihn im aktuellen invidis Jahrbuch ab Seite 32. Das Jahrbuch können Sie in unserer Download-Sektion kostenlos herunterladen.
Jeffrey Weitzman, Managing Director des Softwareentwicklers Navori, erklärt, dass ein großer Teil des Volumens – zumindest in Bezug auf die Größe der Rollouts – von QSR, dem Einzelhandel und in letzter Zeit von OoH-Netzwerken angetrieben werde. „Was das Volumen an Deals und Aktivität angeht, so kommt dies wahrscheinlich von den AV- und IT-Wiederverkäufern für Unternehmenskommunikation, Regierung und Education.“
Der Fachverband Avixa, der die Infocomm-Messe veranstaltet und Miteigentümer von Integrated Systems Europe ist, sagt, dass sich sein monatlicher ProAV Sales Index im Jahr 2023 wie erwartet entwickelt hat, aber die jüngsten Insolvenzen bei technologieorientierten US-Banken die Verfügbarkeit von Krediten eingeschränkt und einige Unternehmensinvestitionen abgekühlt haben.
Lieferkette normalisiert sich
Die befragten Führungskräfte aus der Branche gaben im Allgemeinen an, dass sich die Probleme mit den Lieferketten und die eskalierenden Transportkosten der Jahre 2020 bis 2022 weitgehend gelöst haben und die Versorgung mit Komponenten und Fertigprodukten wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht hat.
„Aus logistischer Sicht hat sich das Geschäft für uns wieder normalisiert“, sagt Nick Belcore, EVP des in Chicago ansässigen Herstellers Peerless-AV. „Die Preise für Container und die Vorlaufzeiten für die Beschaffung von Produkten oder Komponenten sind auf dem Niveau vor der Pandemie oder nahe daran. Aus Gesprächen weiß ich, dass die Branche und auch die Vertriebskanäle volle Lagerbestände aufweisen.“
Reshoring: Produktion in Nordmexiko
Ein Teil der normalisierten Lieferkette ist wahrscheinlich dem weit verbreiteten „Reshoring“ der Produktion zu verdanken. Denn Technologieunternehmen erkannten in der Covid-Ära die Herausforderungen, die sich daraus ergaben, dass ihre Produktionskapazitäten und Lieferungen auf der anderen Seite des Pazifiks angesiedelt waren. Viele Unternehmen, darunter auch chinesische Hersteller, haben Produktionsstätten in Nordmexiko eröffnet, um näher am nordamerikanischen Binnenmarkt und seinem Verkehrsnetz zu sein.
„Was die Versorgungsketten betrifft, so scheint es, dass wir wieder zur Normalität zurückgekehrt sind, auch wenn die Preise für Non-Commodity-Hardware, die wir benötigen, gestiegen sind“, sagt Alex Epshteyn, CEO des in New York ansässigen Softwareunternehmens Zignage, zu dessen Kunden die NY Stock Exchange gehört. „Wir beobachten leider auch langsamere Entwicklungszeiten bei der Hardware; aber das kann eine zyklische Sache sein, die nichts mit der Covid-Ära zu tun hat.“
Großprojekte werden aufgeschoben
Die Inflation und die Zinsmaßnahmen der US-Notenbank haben die Kosten im Allgemeinen unter Druck gesetzt, sagt Ney Corsino, CEO des LED-Display-Herstellers Nanolumens aus Atlanta. „Der eine Aspekt, der viel Aufmerksamkeit erfordert, ist das Verhältnis von Inflation und Leitzinsen“, fügt er hinzu.
„Die wirtschaftliche Unsicherheit beginnt sich in Verzögerungen bei der Umsetzung von Großprojekten zu manifestieren“, fügt Nick Belcore hinzu. „Wir haben mehrere Projekte im mittleren sechs- und niedrigen siebenstelligen Bereich, deren Inbetriebnahme für das erste Quartal dieses Jahres vorgesehen war, die aber auf das vierte Quartal und in einigen Fällen auf das erste Quartal 2024 verschoben wurden. Es ist derzeit ein Käufermarkt da draußen.“
Anforderungen für den Drive-Thru
Die Pandemie hat sich auf die eine oder andere Weise auf alle vertikalen Marktsegmente für Digital Signage in Nordamerika ausgewirkt. Doch die größten Auswirkungen sind wohl im Bereich der Schnellrestaurants zu beobachten. Die Kombination aus Lockdowns und Einschränkungen, Arbeitskräftemangel und sich verändernden Betriebsabläufen hat zu einer starken Nachfrage nach der Digitalisierung dieser Umgebungen geführt.
Während viele Burger- und Kaffeeketten seit langem Drive-Thru-Bestellungen und Abholoptionen für Kunden anbieten, mussten Fast-Food- und Fast-Casual-Betreiber wie Chipotle, Shake Shack und Panera umschwenken und Drive-Thrus eröffnen, weil der Zugang zu den Geschäften eingeschränkt war. Sie hatten auch mit einer sich verändernden Mentalität zu kämpfen, da sich die Verbraucher an den minimalen Kontakt und die Bequemlichkeit von Drive-Thrus gewöhnt hatten.
Positives von Covid-19
Rick Mills, CEO von Creative Realities, stellt insgesamt einen stark verkürzten Verkaufszyklus fest: „Vor Covid-19 dauerte die Akquisition neuer Kunden oft mehr als 18 Monate. Bei den Kunden, die wir im laufenden Jahr gewonnen haben, betrug der längste Umstellungszyklus sechs Monate – von der Einführung bis zum Abschluss eines Rahmenvertrags für Dienstleistungen und der ersten Bereitstellung.“
„Die Covid-Periode war für uns im Nachhinein betrachtet ziemlich arbeitsreich“, beschreibt auch Alex Epshteyn. Einige unserer größeren Kunden nutzten die ‚Ausfallzeit‘, um größere Projekte durchzuführen.
Ney Corsino erklärt, sein Unternehmen habe von den Infrastrukturinvestitionen der Regierung profitiert, vor allem in zahlreichen Flughäfen, deren Modernisierung und Erweiterung überfällig war. In neuen oder renovierten Transportknotenpunkten werden viele LED-Technologien eingesetzt, von der Fahrgastinformation und -navigation bis hin zu künstlerisch gestalteten Elementen.
Veränderte Käuferprofile
Auch die Profile der Endkunden haben sich verändert, stellt Jeff Hastings fest. Wenn man ein Jahrzehnt zurückblickt, hatten seine Vertriebspartner im Verkaufs- und Planungsprozess hauptsächlich mit Marketing- und Visual-Merchandising-Mitarbeitern zu tun. IT/IS-Mitarbeiter waren nur selten beteiligt. Jetzt sind sie stark involviert und leiten oft die Projekte. „Die Endkunden erkennen schnell, dass die IT-Abteilung für diese Dinge zuständig ist und dafür sorgt, dass sie jeden Tag funktionieren“, sagt Jeff Hastings.
Ein Teil der Rolle der IT-Abteilung ist den Risiken geschuldet, die mit der Einführung neuer, cloudbasierter Technologien in ihre Netzwerke verbunden sind. „Sicherheit ist heute einfach ein enormes Thema“, betont der Brightsign-CEO. „Bei so gut wie jeder großen Implementierung, die wir jetzt vornehmen, führen wir umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen durch.“