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Wirtschaftsspionage

Wie China Südkoreas Display-Industrie aus dem Markt drängt

Es liest sich wie ein spannender Wirtschaftsspionagekrimi, wie Südkoreas Displayindustrie von China aus dem Markt verdrängt wird. Zuerst bei LCD und nun auch bei OLED. Displays zählen mit Microchips und Batterien zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Von Business Critical zu Combat Critical und wie MicroLED alles verändern kann.
Spionage bei Displays (Foto: Noelle Otto / Pexels)
Spionage bei Displays (Foto: Noelle Otto / Pexels)

In der Digital Signage-Branche spricht man von geschäftskritisch (Business Critical), wenn Display-Technologien für den alltäglichen Geschäftsbetrieb notwendig sind. Doch Displays spielen auch außerhalb von Retail, Corporate oder Command-&-Control-Rooms eine wichtige Rolle. Im anbrechenden Zeitalter autonomer Fahrzeuge und Waffen sowie VR/XR haben hochauflösende Displays eine kritische Rolle in militärischen Systemen der nächsten Generation. Sowohl der Westen (inklusive Südkorea und Taiwan) als auch China wollen die Entwicklung der Schlüsseltechnologie Display beherrschen.

Über ein Jahrzehnt waren Südkoreas Displayhersteller wie Samsung und LG absolut marktführend in der Displaypanelentwicklung und -produktion. Fast egal welches Logo auf dem Bezel klebte, in der Regel waren Panels „Designed in Korea“ integriert. Die Produktion von LCD- und OLED-Panels ist komplex und sehr kapitalintensiv. Eine Panelfabrik kann schon mal einen hohen einstelligen Milliardenbetrag kosten.

Heute beherrschen chinesische Anbieter wie BOE und CVTE den Display-Markt, während Samsung Display und LG Display sich fast komplett aus der Panelproduktion zurückgezogen haben. Wie konnte es soweit kommen, und sind Displays nun Conflict- oder sogar Combat Critical?

Ein Wirtschaftsspionagekrimi rund um BOE, Hyundai Display und Samsung, von dem die Financial Times (Artikel hinter Paywall) berichtet, gibt Einblicke, wie strategisch chinesische Displayanbieter Know-how um Displayentwicklung und Produktion aus dem Westen abzogen. Oft total legal, wie mit der Übernahme von Hyundai, manchmal über Wirtschaftsspionage mit leitenden Mitarbeitern eines Tochterunternehmens von Samsung Display. Bei LCD ist der Kampf schon entschieden. Nun droht, dass Korea auch bei OLED – insbesondere kleine Anwendungen für Automotive und VR/XR – von chinesischen Anbietern aus dem Markt verdrängt wird.

Displays sind systemkritisch

Bisher spielt die Display-Industrie in den Debatten über wirtschaftliche Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette eine deutlich geringere Rolle als Halbleiter oder Batterien. Aber die Bedeutung von Displays (LCD, OLED) geht weit über Auflösung hinaus. Im Rahmen von Wirtschaftsspionage wurden laut Regierungsangaben seit 2016 von chinesischen Unternehmen erfolgreich mehr Technologie aus dem südkoreanischen Display-Sektor gestohlen als aus jeder anderen Branche außer dem Chip-Sektor.

BOE baut OLED-Fabrik

Die beiden koreanischen Displayhersteller haben immer noch einen technologischen Vorsprung bei OLED-Displays, aber dieser wird möglicherweise nicht lange anhalten. Denn BOE strebt nach der Marktführerschaft im LCD-Markt nun auch danach, im OLED-Markt Samsung und LG von der Spitze zu verdrängen. Für 9 Milliarden USD entsteht in China zur Zeit die modernste OLED-Fabrik der Welt.

MicroLED bleibt eine Ausnahme

Im Gegensatz zu den panelbasierten Displaylösungen war China bei der Entwicklung von LED – auch Chip-on-Board – von Anfang im Markt dabei. Samsung entwickelte mit The Wall ein eigenes MicroLED-Produkt, das sowohl in Vietnam als auch in der Slowakei produziert wird. Produktionsstätten für MicroLED kosten nur ein Zentel von Panel-Fabriken. Ein Grund warum, auch Chris Riegel von Stratacache mit großem Aufwand eine eigene Produktionsstätte an der US-Westküste aufbaut.