Die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten treiben die Frachtraten für Containerschiffe auf den höchsten Stand seit rund zwei Jahren. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Studie des Kreditversicherers Allianz Trade. Ein Ende dieser Preisentwicklung sei aktuell nicht in Sicht.
Nachdem die Frachtraten zu Jahresbeginn drei Monate in Folge wöchentlich gesunken waren, sind sie seit Mai auf den höchsten Stand seit August 2022 geklettert. Durchschnittliche Frachtraten für einen Vierzigfuß-Container haben sich mit 5.901 US-Dollar seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt und im Vergleich zum Vorjahr nahezu vervierfacht.
„Der Nahost-Konflikt und vor allem die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer sind der wohl größte Preistreiber bei den Frachtraten“, sagt Maria Latorre, Branchenexpertin bei Allianz Trade. „Transitzeiten verlängern sich erheblich durch die Umwege der Schiffe um Afrika herum. Dadurch sind Lieferketten und -zeiten gestört, Häfen teilweise überlastet und Schiffe weit im Voraus ausgebucht. Auch die steigende Nachfrage und daraus resultierende zaghafte Erholung des Welthandels spielen eine Rolle bei den Transportkosten. Diese machen allerdings nur rund 15 Prozent des Anstiegs aus und damit einen geringeren Anteil als die großen Unsicherheiten und Lieferkettenstörungen durch den Konflikt im Roten Meer.“
Ende der hohen Preise nicht in Sicht
Die Ölpreise, die 2022 der Haupttreiber der hohen Frachtraten waren, sind seit ihrem damaligen Höchststand deutlich gesunken und tragen nicht mehr zum Anstieg der Frachtkosten bei.
Ein Ende des Raten-Höhenflugs ist nach Einschätzung von Allianz Trade zunächst nicht in Sicht: „Solange die Spannungen im Nahen Osten und vor allem im Roten Meer andauern, werden die Schifffahrtskosten hoch bleiben – und mit ihnen die Erträge der Container-Reedereien“, sagt Maria Latorre. Die längeren Transportwege zur Umgehung des Suezkanals führen dazu, dass die Gesamtkosten für die Betankung hoch bleiben. Dennoch lägen die derzeit hohen Frachtraten über dem Break-even-Punkt der Reedereien.
Neben den politischen Spannungen dürfte auch der Klimawandel in Zukunft die internationalen Lieferketten beeinträchtigen. Starke Regenfälle und Stürme, die über Südafrika tobten, haben zuletzt einige Schiffe gezwungen, Schutz zu suchen oder sogar den Kurs zu ändern.
Die komplette Studie lässt sich in englischer Sprache auf der Website von Allianz Trade herunterladen.