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Breuninger zum Verkauf

Wer übernimmt den Modehändler?

Eine Million Kunden im Treueprogramm, 13 Premium-Kaufhäuser, ein Onlineshop mit 750 Millionen Euro Umsatz und zahlreiche Immobilien: Breuninger entschloss sich überraschend, alles zu verkaufen.
Zu den 13 Breuninger-Filialen gehört diese in Nürnberg, die 2020 modernisiert wurde. (Foto: Screenshot)
Zu den 13 Breuninger-Filialen gehört diese in Nürnberg, die 2020 modernisiert wurde. (Foto: Screenshot)

Die drei Eigentümerfamilien von Breuninger haben sich für den Verkauf der gesamten Unternehmensgruppe entschlossen. Diese überraschende Nachricht überbrachte gestern die Wirtschaftswoche. Der Verkauf soll bereits im Juni eingeleitet worden sein, woraufhin sich 31 Interessenten gemeldet haben sollen. Auf der potenziellen Käuferliste für das Handelsgeschäft stehen Namen wie die spanische Corte Inglés und die französische Galeries Lafayettes, zwei von Europas größten Warenhausketten.

Vorreiter im Multibrand-Einzelhandel

Überraschend kommt der Verkauf deshalb, da Breuninger im Gegensatz zu anderen Multibrand-Stores insgesamt gut dasteht. Das Unternehmen hatte früh erkannt, dass sein Konzept auf der Prüfwaage steht. Da immer mehr Marken sich im letzten Jahrzehnt auf eigene Flagship-Präsenzen konzentrierten, ist Vielfalt alleine keine versprechende Währung mehr für ein Warenkaufhaus.

Mit ihrer Spezialisierung auf Premiummarken, ihrem Kundenbindungsprogramm und dem frühen Ausbau ihres Onlineshops diente die Breuninger Gruppe als positives Beispiel für zukunftssicheren Multi-Brand-Einzelhandel. Der Modehändler hat nach eigenen Angaben rund 2,5 Millionen aktive Kunden, mehr als 1 Million Breuninger-Card-Mitglieder und 200 Millionen Webseitenaufrufe. Damit verfügt Breuninger über eine relevante Reichweite bei Luxus- und Premiumkunden im deutschsprachigen Raum.

Was Breuninger zudem half, war die frühe Verzahnung der Shopping-Kanäle – Stichwort Omnichannel – und der Fokus auf digital gestützte Customer Experience mit atmosphärischen LED-Walls und Way-Guiding-Displays in den Kaufhäusern. Auch in den Bereich Retail Media hatte Breuninger in den letzten beiden Jahren investiert und sein Werbeinventar – online und instore – auf Microsoft Promote IQ verfügbar gemacht.

Mit Microsoft: Breuninger startet Retail-Media-Netz

Zum Verkauf stehen die 13 Breuninger-Kaufhäuser und der Onlineshop – laut Spekulationen für rund 200 Millionen Euro. Den Großteil des Unternehmenswerts machen aber die Breuninger-Immobilien aus: Für die kursiert ein Wert von 1,8 Milliarden Euro. Insgesamt also 2 Milliarden Euro für die gesamte Gruppe, nach Abzug der Schulden.

Diesen Preis sind anscheinend einige Namen auf der Liste der potenziellen Käufer bereit zu zahlen. Für die Übernahme von Handelsgeschäft plus Immobilien sollen sich beispielsweise Amazon und die Central Group aus Thailand interessieren. Angeblich ist auch das Family Office von Richard Baker im Rennen, das bereits die insolvente Galeria-Karstadt-Kaufhof-Kette übernahm.

Andere auf der Liste wiederum wollen das Handelsgeschäft jemand anderem überlassen und sind nur an den Immobilien interessiert. Hier nennt die Erstquelle Namen wie die Investmentbank Morgan Stanley oder die Frankfurter Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment.

Vergangenes Jahr verzeichnete die Breuninger Gruppe 1,5 Milliarden Euro Umsatz, von dem die Hälfte der Onlineshop erwirtschaftet haben soll. Aber auch in das Filialgeschäft hatte das Unternehmen bis zuletzt investiert und vor rund einem Jahr das Konen-Kaufhaus in der Münchner Innenstadt zu seinem dritten Flagshipstore neben den Standorten Stuttgart und Düsseldorf umgebaut.

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