Digital Signage-Kiosks

Lego-Baukasten statt von der Stange

Die Nachfrage nach Standard Digital Signage-Kiosk-Lösungen und -Stelen bleibt enttäuschend. Europäische Marken erwarten individuelles Design und QSR-Ketten brauchen komplexe Anbindungen an Backendsysteme sowie länderspezifische zertifizierte Bezahlsysteme. Der Markt für Lösungen von der Stange war bisher wenig relevant, doch jetzt kommt Bewegung rein.
Alpine Kiosk setzt auf Kiosk-Baukasten und Design (Foto: AlpsAV)
Alpine Kiosk setzt auf Kiosk-Baukasten und Design (Foto: AlpsAV)

Dass die Nachfrage nach Billigstelen mit 08/15-Design in Europa überschaubar bleibt, ist wenig überraschend. Im harten Retail-Alltag müssen Stelen robust sein, europäischen Sicherheitsvorgaben entsprechen und die Screens ausreichend Helligkeit bieten. Beim Design und Verarbeitung sind europäische Kunden anspruchsvoll – die meisten Billigstelen „Made in China“ sind in Europa nicht wettbewerbsfähig.

Alpine Kiosk setzt auf Kiosk-Baukasten und Design (Foto: AlpsAV)
Alpine Kiosk setzt auf Kiosk-Baukasten und Design (Foto: AlpsAV)

Table-Top-Formfaktor bisher wenig beliebt

Auch Kiosklösungen aus Korea – Samsung und LG – konnten sich bisher im europäischen Markt noch nicht durchsetzen. Table-Top-Lösungen sind zwar technisch ausgereift und sicher, doch der Formfaktor ist typisch ostasiatisch und bisher noch nicht etabliert in westlichen Märkten. Die wirkliche Herausforderung liegt allerdings in der bisher mangelnden Anbindung von Peripherie.

Kiosk-Systeme sind Transaktionsterminals, die um Zahlterminals, Bon-Drucker, Barcode-Scanner und andere Peripherie ergänzt werden. Jedes Einzelhandels- oder Transportunternehmen hat seine eigenen Speziallieferanten, jedes Land seinen eigenen Zahlungsverkehrsbestimmungen, Vorgaben zur Barrierefreiheit unterscheiden sich,  ganz abgesehen von kulturellen UI-Präferenzen. Standards bleiben dabei reines Wunschdenken.

Doch die Digital Signage-Welt dreht sich weiter und Koreas Elektronikkonzerne haben verstanden. Samsung bietet neben Tizen nun auch Windows an, was die Peripherie-Kompatibilität schon erheblich vereinfacht. Mit der IoT-Plattform Samsung Smart Things Pro steht nun ein Framework zur Verfügung, das die sichere und einfache Anbindung von Peripherie ermöglicht.

Samsung bietet mit der Sicherheitsplattform Knox eine weltweit anerkannte und zertifizierte Verschlüsselung, auch wenn noch nicht alle Features in Samsungs Digital Signage-Lösungen integriert wurden. Der koreanische Weltmarktführer hat die Herausforderungen europäischer Kunden offensichtlich verstanden. Wann mit einer weiterentwickelten Kioskgeneration zu rechnen ist, ist bisher noch nicht bekannt.

Auch die Displaygrößen verändern sich und dominieren zunehmend das Design. Self-Checkout-Lösungen bei Inditex sind teilweise mit bis zu 42“ großen Touchscreens ausgestattet, Displays der ÖPNV-Fahrkartenautomaten wachsen auf 32“. Größere Screens bieten mehr Platz für Informationen, intuitivere Bedienung und sind einfacher barrierefrei zu gestalten. Ab Sommer 2025 tritt der European Accessibility Act in Kraft, der erstmals europaweit gleiche Standards für Barrierefreiheit vorschreibt. Analog zur US-amerikanischen ADA-Regelung, legt der EAA klare Standards für die Zugänglichkeit von Produkten und Dienstleistungen.

Um Barrierefreiheit zu ermöglichen, müssen Kiosksysteme sowohl für stehende als auch sitzende Menschen erreichbar sein. Monolithische Stelen-Lösungen werden zukünftig im Indoor-Einsatz weniger gefragt sein als heute. Es gibt also Potenzial für Table-Top-Design mit variablen Standfüßen und Podesten.

Europäische Lösungen – von Alpine Kiosk bis Vangenhassend

Mit einem modularen Baukasten-System versucht der österreichische Industrie-Automations-Spezialist Reingroup, den Markt aufzurollen. Die Alpine Kiosk getauften modularen Lösungen lassen sich leicht an die Anforderungen von Kunden anpassen und nach einigen Jahren mit aktueller Hardware upgraden.

E-Kiosk aus Dresden und Pyramid aus Freiburg sind dagegen als klassische Kiosk-Vollanbieter seit Jahren im Markt fest etabliert. Maßgeschneiderte Kundenlösungen werden entwickelt, im Prototypenbau getestet und auch in Kleinserien assembliert. Die Produktion größerer Stückzahlen wird ins billigere Ausland ausgelagert.

Am Niederrhein entwickelt Vangenhassend dagegen Wegeleit- und Informationssysteme, die auch digital und interaktiv eingesetzt werden können. Auch hier werden primär nach Kundenvorgaben maßgeschneiderte Lösung im individuellen Unternehmensdesign entwickelt und produziert.