Beim ersten Tech Forum im Rahmen des Digital Signage Summit Europe drehte sich alles um eine zentrale Frage: Wie sieht die Zukunft von Digital Signage-Software aus – im Zeitalter von Managed Services, AI, Plattformstrategien und Cloud-basierten Diensten? Branchenexperten diskutierten genau das – hier die wichtigsten Erkenntnisse des Tages.
Digital Signage wird zum Dauerprojekt
Früher war Digital Signage oft ein „Set-it-and-forget-it“-Projekt: Software installiert, läuft schon. Heute ist das anders. Die Branche verändert sich – und das deutlich. Immer mehr setzen Unternehmen auf Managed Service Provider (MSPs), also Dienstleister, die den Betrieb dauerhaft übernehmen. Dabei steht das „S“ für mehr als nur „Service“ – es steht für einen neuen Denkansatz. Systeme müssen heute laufend gewartet, aktualisiert und optimiert werden.
Ein zentrales Element dabei: Remote Device Management (RDM). Ohne eine Möglichkeit, Geräte aus der Ferne zu verwalten, ist an professionelles Digital Signage heute kaum noch zu denken. Kurz gesagt: Es gibt kein Managed Signage ohne RDM.

AI – zwischen Hype und Realität
AI ist überall – in der öffentlichen Debatte, in Marketingversprechen, aber auch in realen Anwendungen. Doch während viel über das Potenzial gesprochen wird, ist der tatsächliche Einsatz oft noch zurückhaltend. Viele Unternehmen nutzen AI bislang eher als kleine Hilfe statt als wirklichen Gamechanger.
In einer Nische wie Digital Signage sind Anbieter entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf die großen Sprachmodelle (LLMs) angewiesen. Aber hier zeichnet sich eine Spaltung ab: Während westliche und chinesische AI-Ökosysteme politisch gewollt eigene Wege gehen werden, müssen Softwareanbieter künftig beide Welten unterstützen – was die technische Komplexität und Kosten steigen lässt.
Eine Frage, die sich Unternehmen jetzt schon stellen müssen: Nutzt man AI nur intern zur Effizienzsteigerung – oder als Front-End-Feature zur Interaktion mit Kunden?
DooH: Vom Werbeträger zur Datenmaschine
Auch im DooH-Bereich tut sich einiges. Der Fokus verschiebt sich: weg von reiner Werbeausspielung, hin zur Datenerhebung und -verarbeitung. Je mehr Daten ein Anbieter nutzen kann, desto wertvoller wird sein Angebot – doch gerade kleinere Player tun sich damit schwer. Große Anbieter hingegen rücken zunehmend ihre Technologie anstelle ihres physischen Inventars in den Fokus.
Die Innovationszyklen der Technologie überholen die Infrastruktur – der Fortschritt findet nicht auf der Straße statt, sondern in der Cloud.
Neue Geschäftsmodelle: Plattform schlägt Projekt
Auch wenn projektbasierte Arbeit bei Endkunden weiterhin dominiert, reicht sie nicht aus, um die Skalierung zu ermöglichen, die Softwareanbieter brauchen. Wer wachsen will, braucht Annual Recurring Revenue (ARR). Deshalb setzen immer mehr Anbieter auf standardisierte Produkte und Plattformen statt individueller Projektarbeit.
Große Player wie Samsung (mit VXT) oder Google (Chrome OS) bauen ihre Plattformen gezielt aus, um kleinere und mittlere ISVs zu unterstützen, denen es an Ressourcen für einen breiten Marktzugang fehlt. Die Plattformökonomie bietet Reichweite, Skalierbarkeit und neue Kundengruppen – und wird zum neuen Standard.

Cloud oder On-Prem?
Cloudlösungen setzen sich immer stärker durch: Sie sind schneller einsetzbar, lassen sich leichter aktualisieren und besser integrieren. APIs und standardisierte Container sind heute oft der technische Rahmen.
Dennoch verschwinden On-Premises-Lösungen nicht. Bestimmte Branchen benötigen aus regulatorischen oder betrieblichen Gründen weiterhin lokale Kontrolle. Was sich verändert, ist die Art des On-Prem: auch hier ist fortlaufender Service gefragt.
Alles vernetzt: Die Rolle von Tech-Stacks und APIs
Digital Signage-Software wird modularer – und das wirft die Frage auf: Was ist eigentlich der Kern einer Lösung? Der Content-Composer? Der Player? Das Digital Asset Management (DAM)? Oder doch die Orchestrierung, die alles zusammenbringt?
Die Antwort: Entscheidend ist nicht ein einzelnes Element, sondern wie gut alles zusammenspielt. Moderne Plattformen müssen offen, API-freundlich und flexibel sein. Integration ist keine Zusatzfunktion mehr – sie ist Grundvoraussetzung. In einer vernetzten Welt zählt nicht, was eine Plattform alles kann, sondern wie gut sie sich mit anderen Systemen verbindet.