Die Vorstellung, dass Digital Signage ohne AI auskommen könnte, ist in den letzten Jahren schnell verblasst. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wo AI-Tools als erstes integriert werden sollten. Vor allem Generative AI ist längst in fast alle Unternehmensbereiche vorgedrungen – von internen Prozessen bis hin zu Marketing und Produktentwicklung.
Jason Cremins, CEO von Signagelive, gilt als einer der AI-Vordenker der Branche. Das liegt nicht nur an der modularen, headless CMS-Plattform seines Unternehmens, sondern auch an der konsequenten Offenheit gegenüber neuen Technologien.
Schon seit über zehn Jahren setzt Signagelive auf eine API-first-Strategie und hat Anfang dieses Jahres seinen kompletten Tech-Stack auf AWS umgestellt.
Für Cremins ist klar: Je mehr sich AI in sämtlichen Workflows verankert, desto stärker werden Softwareanbieter gezwungen, ihre Systemarchitektur zu überdenken. Ohne datenreiche APIs ist AI-Integration nicht möglich. Künftig wird AI ein fester Bestandteil jeder modularen, servicebasierten Plattform sein.
Von wildem Tool-Mix zu strukturierter Integration
Die AI-Landschaft geht gerade in geordnetere Sphären über: Noch 2024 war sie ein chaotischer Mix aus Tools und Plattformen. Inzwischen wandern AI-Anwendungen zunehmend in etablierte Frameworks wie AWS – mit mehr Sicherheit und Regelwerken. Zwar entstehen permanent weiter neue Tools, doch offene Standards wie Model Context Protocol (MCP) oder Googles Agent2Agent (A2A) helfen, Struktur und Konsistenz in einen wilden Tool-Mix zu bringen.
Anthropic, die Macher von Claude und MCP, nennen MCP passenderweise den „USB-C-Anschluss für AI-Anwendungen“. MCPs vereinfachen die Integration von AI in bestehende Softwarelösungen. Je mehr API-Endpunkte eine Plattform über MCPs als Tools bereitstellt, desto mehr AI-getriebene Funktionalitäten lassen sich freischalten – ein zentraler Vorteil moderner Digital Signage-Systeme.
Durch MCPs kann Digital Signage-Software künftig ganz anders genutzt werden: User interagieren per natürlicher Sprache mit der Plattform und erhalten genau die Informationen oder Bilder, die sie in dem Moment brauchen – statt sich durch starre CMS-Oberflächen klicken zu müssen.
Halbautomatisierung durch AI-Agenten
Für Cremins liegt der nächste große Schritt in AI-Agenten, die Arbeitsprozesse teilautomatisieren. Das Potenzial ist riesig – aber nicht ohne Risiko. Entscheidend ist: Am Ende muss immer ein Mensch eingreifen können, etwa durch Freigaben oder integrierte Kontrollmechanismen.
Ist der Markt bereit für automatisch generierte Inhalte? Cremins meint: Ja – solange es klare Regeln und Kontrollsysteme gibt, zum Beispiel durch Flagging. Die Einrichtung solcher Sicherheitsmechanismen ist zwar ein immenser Aufwand, kann aber perspektivisch auf bestehende Frameworks aufbauen oder auf Basis allgemeiner Standards erfolgen.
Zum Schluss teilt Jason Cremins seine derzeitigen sechs Top-AI-Tools:
Notebook LM – Wandelt eigene Dateien in ein personalisiertes Sprachmodell um.
Gemini – Googles vielseitiges AI-Modell für verschiedenste Anwendungsbereiche.
Zapier Agents + MCP – Automatisieren interne Abläufe, etwa die Anreicherung von CRM-Daten in Salesforce mit Hintergrundinfos für den Vertrieb via Slack.
Claude Desktop – Die B2B-freundliche Alternative zu ChatGPT mit eingebauter MCP-Unterstützung für agentengesteuerte Workflows.
Zapier + MCP – Für die nahtlose Verbindung verschiedener MCP-fähiger Anwendungen.
Snipd – Eine Podcast-App mit AI, die automatisch Highlights erkennt, Zusammenfassungen erstellt und Inhalte mit Readwise, Kindle und Webseiten kombiniert.
