Als 2022 die Energiesparverordnung das nächtliche Abschalten von DooH-Displays vorschrieb, lautete ein Gegenargument der Außenwerber: Leuchtende Screens sind mehr als Reklameflächen – sie spenden Sicherheit in dunklen Straßen. Oder zumindest verbessern sie das subjektive Wohlbefinden.
Im südkoreanischen Seoul aber verlässt man sich nicht auf passive Lichtspender, sondern lässt nachts die Hologramm-Polizei Wache halten. Zwischen 19 und 22 Uhr erscheinen lebensgroße Projektionen uniformierter Offiziere in einem Innenstadtpark. Installiert hat sie die Seoul Metropolitan Police im Oktober vergangenen Jahres, um Überfällen und nächtlicher Gewalt vorzubeugen.
Die Technologie stammt von der britischen Firma Hologramica. Man kennt sie eigentlich eher aus dem Entertainment, etwa von Hologramm-Konzerten der Black Eyed Peas oder Tokio Hotel. Anstatt zu singen oder zu tanzen, wiederholen die virtuellen Ordnungshüter immer wieder das gleiche Sätzchen: „Im Falle eines Notfalls wird die Polizei in Echtzeit verständigt. Hier ist eine Videoüberwachung installiert“.
Nach zwei Minuten verschwinden sie und tauchen an einer anderen Stelle im Park auf. Damit echte Polizisten mitbekommen, wenn es wirklich brenzlig wird, sind an denselben Punkten AI-gestützte Kameras aufgebaut.
Obwohl Seoul allgemein als sichere Stadt gilt, soll es in dieser Gegend immer wieder zu Vorfällen gekommen sein. Seit die Hologramm-Polizei dort „patrouilliert“, sank die Kriminalitätsrate um 22 Prozent, wie ein Offizier der South China Morning Post mitteilte.
Auch in Amsterdam nutzte die Polizei die reale Wirkung solcher holographischer Technologien – allerdings nicht zur Prävention, sondern zur Aufklärung: Die 3D-artige Computervisualisierung der ermordeten Prostituierten Betty sollte mögliche verbleibende Zeugen dazu bewegen, mit der Polizei Kontakt aufzunehmen.