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Mark Quiroz, Sharp USA

Chancen im turbulenten Displaymarkt

Es war ein schwieriges Jahr für die US-amerikanische Display- und LED-Branche. Doch trotz der Handelsspannungen mit China gab es auch Lichtblicke. Mark Quiroz von Sharp erklärt im Gespräch mit invidis, wie der Displayhersteller Turbulenzen in Chancen verwandelt, und stellt den Masterplan für die Zukunft vor.
Mark Quiroz, Senior Vice President und General Manager Displays bei Sharp, sagt, dass die Entwicklung von Multi-Sourcing-Strategien oberste Priorität habe. (Foto: Sharp)
Mark Quiroz, Senior Vice President und General Manager Displays bei Sharp, sagt, dass die Entwicklung von Multi-Sourcing-Strategien oberste Priorität habe. (Foto: Sharp)

Als Mark Quiroz im November 2024 die Leitung der Display-Sparte von Sharp für Nord- und Südamerika übernahm, war seine Aufgabe eindeutig: Er sollte das Wachstum des gesamten Portfolios vorantreiben – von LED und LCD bis hin zu Projektion und Desktops. Eine Neuausrichtung der Lieferstrategien stand dabei zunächst nicht auf der Agenda.

Doch der wiederaufgeflammte Handelskonflikt mit China stellte alles auf den Kopf. Für Sharp war das nicht nur eine schlechte Nachricht. Der japanische Hersteller, der in diesem Jahr seine vollständige Fusion mit NEC abschließt, sieht darin auch neue Chancen – vor allem bei Regierungsprojekten, bei denen chinesische Anbieter ohnehin ausgeschlossen sind.

„Es ist eine große Chance für uns, aber die Lage ändert sich ständig“, erklärt Mark Quiroz. Die Einhaltung der US-Anforderungen verlange eine fortlaufende Anpassung von Beschaffungs- und Produktionsstrategien.

Wettbewerb durch Qualität

Sharp/NEC-Displays waren nie die günstigste Option, gelten aber als besonders zuverlässig – vor allem in kritischen Umgebungen wie Flughäfen.

In anderen Bereichen wächst der Preisdruck. Besonders der TV-Markt hat in den letzten Jahren gelitten: Sharp stellte die Produktion von Fernsehern im vergangenen Jahr komplett ein. Eigentümer Foxconn, einst größter Auftragsfertiger weltweit, hat den Wettbewerb gegen koreanische und vor allem chinesische Hersteller verloren.

Während das TV-Geschäft nicht mehr zu retten war, sieht Mark Quiroz im ProAV-Segment großes Potenzial – vor allem durch die kombinierte Produktpalette von Sharp und NEC.

Eine Branche im Wandel

Mark Quiroz ist in der Display-Welt kein Unbekannter. Er leitete mehrere Jahre das Produkt- und Servicemanagement für Samsungs Mobile-Experience-Sparte in den USA. Nach einer anderthalbjährigen Branchenpause kehrte er als Senior Vice President & GM of Displays bei Sharp zurück – und fand eine Branche vor, die sich in einer Phase intensiver Konsolidierung befindet.

Besonders in der AV-Integration rücken IT und AV dank privater Investoren enger zusammen als noch vor wenigen Jahren.

Einige Entwicklungen überraschten Mark Quiroz jedoch: LED wächst, hat LCD aber noch nicht verdrängt – zu groß bleibt der Preisvorteil und die einfachere Handhabung von LCD. Auch Projektion, der viele einen Niedergang vorausgesagt hatten, zeigt sich widerstandsfähig.
„Es gibt Anwendungen und Preissegmente, in denen Projektoren weiterhin gut funktionieren – etwa im Bildungsbereich oder bei komplexen Installationen“, sagt er.

Gerade der Bildungsmarkt hat neue Display-Technologien langsamer angenommen als erwartet. Widerstände bei Lehrkräften und starre Lehrpläne bremsen die Umstellung – Projektoren bleiben daher eine attraktive Lösung.

In anderen Märkten setzt sich LED weiter durch. Vor allem Fine-Pitch-Lösungen treiben das Wachstum in Premium-Umgebungen wie Einzelhandel, Hotellerie und Kontrollräumen voran. Doch der Fachkräftemangel erschwert Installationen. Deshalb setzt Sharp auch stark auf All-in-One-Lösungen, die einfacher zu implementieren sind.

Service, Software und SoC

Neben dem Hardware-Portfolio baut Sharp auch seine Software- und Softwarestrategien aus. Ein wichtiges Erbe von NEC ist das globale Kundendienstprogramm, das heute ein zentraler Bestandteil der Marke ist.

Im Software-Bereich bleibt Sharp bewusst agnostisch. Nur das eigene Remote-Management-System Naviset ist proprietär. Beim Thema CMS verfolgt das Unternehmen eine Integrationsstrategie: Statt eigene Anwendungen zu verkaufen, wie Samsung oder LG es tun, setzt Sharp auf Partnerschaften mit führenden Softwareanbietern. Ein eigenes CMS sei aber nicht ausgeschlossen, wenn Kunden das künftig fordern, sagt Mark Quiroz.

Zudem investiert Sharp stärker in SoC-Lösungen, da Kunden zunehmend Systeme mit weniger externen Geräten bevorzugen.

Strategien gegen Zölle

Eine der größten Herausforderungen bleibt die Diversifizierung der Produktion – bei gleichbleibend hoher Qualität. „Ohne Qualität fällt alles auseinander“, betont Mark Quiroz. Multi-Sourcing-Strategien zur Stärkung der Lieferkette haben deshalb oberste Priorität, auch der Bau neuer Fabriken außerhalb Chinas nicht offiziell bestätigt wurde,

Um die Auswirkungen der Zölle abzufedern, legte Sharp Vorräte an und suchte den engen Austausch mit Partnern und Kunden. „Die größte Schwierigkeit ist die Planung. Sobald Kunden verstehen, was auf sie zukommt, können sie fundierte Entscheidungen treffen.“

Nachhaltigkeit als Vorteil

In Europa gilt Sharp als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im ProAV-Bereich – ein Ansatz, der auch die Strategie in den USA prägt. Langlebigkeit und Second-Life-Programme sind zentrale Bausteine. Viele Displays halten tatsächlich über zehn Jahre.

Laut Quiroz verbrauchen die neuen LED-Modelle von Sharp bis zu 60 Prozen weniger Energie als Produkte der Konkurrenz. Auch Verpackungen werden nachhaltiger gestaltet. Zudem experimentiert Sharp viel mit den E-Paper-Technologien von E Ink – etwa für energiesparende E-Poster mit integrierten Solarzellen, die auf der ISE 2025 vorgestellt wurden.

Globale Zusammenarbeit und Partnerschaften

Für die Zukunft setzt Sharp verstärkt auf globale Kooperation. Die Abstimmung über Zeitzonen hinweg sei zwar anspruchsvoll, doch Konsistenz über Märkte hinweg – bei Produkten, Garantien und Preisen – sieht das Unternehmen als große Stärke.

Sharp arbeitet eng mit internationalen Integratoren wie AVI-SPL, Diversified, Kinly und NEOs zusammen, um multinationale Kunden zu unterstützen. „Wir verfolgen zwei Ansätze“, erklärt Mark Quiroz. „Wir bieten globale Einheitlichkeit für Endkunden und arbeiten mit Integratoren zusammen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.“

In einer Zeit der Konsolidierung könnte gerade diese Kombination aus Qualität, Nachhaltigkeit und globalem Service zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

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