Digital Signage wird oft in erster Linie als Teil der Panel-Industrie wahrgenommen. Es handelt es sich aber bei professionellen Displays – LCD, LED, IFP-Touchscreens und Videowänden – um hochintegrierte Embedded-Computing-Systeme. Aufgrund ihrer Abhängigkeit von DRAM, NAND und anderen Speicherkomponenten ist die Branche anfälliger für Angebotsschwankungen und Preisspitzen.
Die rasche Verlagerung der Produktionskapazitäten hin zu High-Bandwidth-Memory (HBM) für AI-GPUs beschleunigt das Ungleichgewicht. Da Hyperscaler und Halbleiterhersteller AI-zentrierten Kunden Vorrang einräumen, wird die Speicherzuweisung für Embedded- und Display-Anwendungen in der Lieferwarteschlange nach unten gedrängt. Die Folge: steigende Komponentenpreise und unsichere Verfügbarkeit.

Speicherpreise steigen um 180 Prozent
Wie ernst die Situation ist, wird deutlich, wenn man sich die Schwergewichte der Unterhaltungselektronik ansieht. Mehrere Berichte deuten darauf hin, dass sogar Apple – ein Unternehmen, das für seine Dominanz in der Lieferkette bekannt ist – bis zu 180 Prozent mehr für den Speicher der neuesten iPhone-Generation bezahlen muss.
Anfang dieses Jahres zahlte Apple Berichten zufolge 25 bis 29 US-Dollar pro LPDDR5X-Chip. Heute soll Samsung bis zu 70 US-Dollar verlangen. Diese Preiserhöhungen dürften sich zwar nicht unmittelbar auf die Verkaufspreise des iPhones auswirken, unterstreichen jedoch den extremen Druck auf dem DRAM-Markt.
Die Situation verschlechtert sich rapide: Seit September haben sich die Speicherpreise innerhalb von nur drei Monaten mehr als verdreifacht. Branchenanalysten sehen derzeit keine Entspannung vor 2028, da AI-Rechenzentren weiterhin enorme Mengen an Speicher für das Training und den Betrieb großer Sprachmodelle wie ChatGPT und Gemini verbrauchen.
Indirekter Druck auf B2B-Displays nimmt zu
Für Digital Signage bedeutet dies ein herausforderndes Umfeld in allen wichtigen Display-Kategorien, wie das Marktforschungsunternehmen Omdia berichtet:
- Professionelle LCD-Bildschirme sind mit höheren Materialkosten konfrontiert
- IFP Touch-Displays und -Bildschirme im Bildungsbereich sind stark von Embedded-Computing-Systemen abhängig
- DV-LED-Displays integrieren zunehmend Onboard-Controller und SoCs, die auf DRAM und NAND angewiesen sind
Auch wenn die Preise für Displays vorerst stabil bleiben, werden sich die steigenden Kosten für Controller, Medienprozessoren und eingebettete Boards letztendlich auf die Preise der Endprodukte auswirken.
Unmittelbare Auswirkungen begrenzt – vorerst
Für Hersteller von Digital Signage-Lösungen, denen die Kaufkraft von Unternehmen wie Apple fehlt, ist die Lage schwieriger. Viele Beschaffungsteams sehen sich bereits mit längeren Lieferzeiten, sich verändernden Prioritäten bei Komponenten und zunehmendem Margendruck konfrontiert.
Für das gesamte Digital Signage-Ökosystem stellt der Speicherengpass eine weitere strukturelle Herausforderung dar, nachdem es bereits seit Jahren zu Schwankungen bei der Panel-Versorgung, Logistikstörungen und einer zunehmenden Komplexität der SoCs gekommen ist.
Dynamik dauert an
Da die Nachfrage nach Speicher für AI-Anwendungen weiterhin die globale Kapazitätsplanung dominieren wird, muss sich der Markt für professionelle Displays auf erhöhte Speicherkosten bis weit in die zweite Hälfte des Jahrzehnts einstellen. Die Anbieter melden bereits moderate Preiserhöhungen, aber weitere Anpassungen sind wahrscheinlich, da die Lagerbestände an preisgünstigeren Speicherkomponenten Anfang 2026 zur Neige gehen werden.
Eines ist klar: Die Digital-Signage-Branche ist zunehmend mit der globalen IT- und Halbleiter-Versorgungsdynamik verflochten – und die Folgen des AI-Booms sind mittlerweile nicht mehr zu übersehen.
Die andere Seite
In einem Gastbeitrag schildert Mike Finckh, Geschäftsführer von Concept International, die Speicherknappheit aus Sicht eines Distributors – und schlägt eine Alternativlösung vor.


