Auf einmal erscheinen Projektmanagement, Logistik, Installation, Gewährleistung, Service Level Agreements und Rechtssicherheit in ganz neuen Dimensionen. Ein Spielfeld, auf dem sich die Generalunternehmer (GU) wohl fühlen.
Darum wird invidis Ihnen in den nächsten Monaten die GU vorstellen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Digital-Signage-Szene bestimmen. Den Anfang macht die Media Broadcast GmbH. invidis sprach mit Hans-Jörg Wehner, Leiter Competence Center Corporate Communications Solutions.
Herr Wehner, können Sie uns zum Einstieg einen kurzen Überblick über Media Broadcast geben?
H.-J. Wehner: Media Broadcast ist technischer Dienstleister für die Rundfunk- und Medienbranche und kann auf eine lange und traditionsreiche Historie zurückblicken, die vor mehr als 50 Jahren mit der Deutschen Bundespost startete. Nach dem Übergang in die Telekom folgte 2000 der Wechsel in die T-Systems International GmbH und 2007 der Übergang zur T-Systems Media Broadcast GmbH. Seit 2008 ist die Media Broadcast GmbH ein Mitglied der französischen TDF-Gruppe.
Eine bewegende Historie. Was macht denn Media Broadcast genau?
H.-J. Wehner: Media Broadcast ist in der Rundfunk- und Medienbranche zu Hause und hauptsächlich tätig für Rundfunk- und Fernsehsender. Seit Anfang der 90er-Jahre gehören auch Lösungen und Dienste für die audiovisuelle Unternehmenskommunikation zu unserem Angebot. Früher nannte man das Business-TV – der Begriff hat sich allerdings verfeinert. Heute gehört dieser Bereich zu Corporate Communication Solutions (CSS), zu dem auch unsere Produkte und Dienstleistungen im Bereich Digital Signage gehören.
Da sind wir schon beim Thema: Digital Signage. Sie haben dem Kind allerdings einen anderen Namen gegeben!
H.-J. Wehner: Bei uns heißt der Bereich „Screen World Solution“. Dahinter steht unser Digital-Signage-Angebot, das komplett in unsere Prozesse und Services integriert ist.
Was heißt das genau?
H.-J. Wehner: Sie können sich vorstellen, dass ein Unternehmen wie die Media Broadcast nicht so eben ein Produkt mit in ihr Portfolio aufnimmt. Bevor wir dem Kunden ein Produkt anbieten, durchläuft es bei uns gewisse Standardisierungsprozesse. Dies ist ein Invest, den wir tätigen, da Mitarbeiter darauf geschult und Services und Prozesse aufgesetzt werden müssen. Ohne zu technisch werden zu wollen: Wir sprechen von unserem Umbrella Fault Management. Darunter verstehen wir das komplette Überwachungs- und Störungsmanagement, dessen Fäden in unserem Kontrollzentrum in Usingen zusammenlaufen.
In Usingen steht doch die Satellitenfarm der Media Broadcast, oder?
H.-J. Wehner: Genau, die Antennen sind sehr auffällig. Wichtiger ist aber das, was im Inneren abläuft. Dort laufen die unterschiedlichen Netzwerke aus dem Broadcast- und seit einiger Zeit aus dem Digital-Signage-Bereich zusammen. Unsere Mitarbeiter überwachen dort rund um die Uhr diese Netzwerke. Auf Video-Walls werden alle Prozesse und deren Status überwacht. Von dort aus wird das gesamte Netzwerk gesteuert – das kann nicht jeder von sich behaupten.
Und wie sieht es mit den Services außerhalb ihres Kontrollzentrums aus?
H.-J. Wehner: Als Dienstleister für die Broadcast-Branche haben wir 40 Servicestandorte in ganz Deutschland aufgebaut. Insgesamt stehen uns mehr als 400 eigene Servicetechniker zur Verfügung, außerdem betreiben wir in Hannover ein eigenes Logistikzentrum, das über ein intelligentes Ersatzteilmanagement verfügt.
Ziemlich viel Aufwand, rechnet sich dieser?
H.-J. Wehner: Ja, denn wir erbringen diese Leistungen auch für andere Anbieter. Media Broadcast ist außerdem der Geschäftsbereich innerhalb der TDF, der das Thema Digital Signage europaweit weiter entwickelt – die Auslastung unserer Technik wird also immer besser.
Welche weiteren Vorteile bietet Media Broadcast als GU?
H.-J. Wehner: Wir haben eine gewisse finanzielle Performance. Das ist gerade in den jetzigen Zeiten für Kunden sehr wichtig. Sollte es zu Verzögerungen in einem Projekt kommen und sollten sich entsprechend die Projektziele verschieben, so können wir darauf reagieren. Denn: Unvorhergesehene Dinge können Projekte in kleineren Unternehmen ernsthaft gefährden. Als GU müssen sie oft in finanzielle Vorleistung gehen, zum Beispiel wenn sie mit Lieferanten verhandeln, die immer Sicherheit haben wollen – da hatten wir noch nie Probleme.
Reden wir doch über die Digital-Signage-Lösungen, die Sie unter dem Begriff „Screen World“ anbieten.
H.-J. Wehner: Screen World ist ein Out-of-the-Box-Produkt. Die Kunden bekommen von uns einen Mediaplayer, die Lizenzfreischaltung, einen Zugang zum Redaktionsserver – und schon kann es losgehen. Es handelt sich dabei um ein monatliches Mietsystem, Kunden können aber zusätzliche Services buchen, wie zum Beispiel Displays und Installation. Die Lösung ist komplett skalierbar. Wir starten aber mit einer Lizenz und skalieren das System bis zu mehreren tausend Playern.
Bei Ihnen gibt es also die Lösung für den Bäcker von nebenan?
H.-J. Wehner: Nicht ganz. Wenn Sie auf eine der vier Lösungen aufsetzen, die wir alle in Usingen betreiben, dann ja. Falls ein Kunde seine eigene Lösung bei uns betreiben will, dann lohnt sich dies für uns erst ab einer gewissen Zahl von Endstellen, da wir die Lösung in unsere Prozesse integrieren müssen.
Welche Digital-Signage-Lösungen bekomme ich denn als Kunde bei Ihnen zurzeit?
H.-J. Wehner: Wir arbeiten derzeit mit vier unterschiedlichen Softwareprodukten: dimedis, 42media group, VI-Technology und Cittadino. Wir schauen uns den Markt allerdings genau an und prüfen genau, was darüber hinaus Sinn machen würde.
Im Ausland kommen Sie mit Software aus Deutschland nicht weit, oder?
H.-J. Wehner: Wir treiben das Thema aus Deutschland und bieten unsere Produkte in ganz Europa an. Damit werden in Zukunft unsere Softwarelösungen auch im Ausland eingesetzt. Wir haben schon einige Anfragen aus Polen und Finnland. Die Kunden sehen, dass sie von unseren Einkaufssynergien und Kostenstrukturen profitieren. Außerdem lassen sich die von uns eingesetzten Lösungen an internationalen Maßstäben ohne Weiteres messen.
Wie sieht es denn mit dem Thema Content aus?
H.-J. Wehner: Das ist nicht unsere Baustelle. Wir sind ganz klar der technische Service Provider. Unsere Partner übernehmen die redaktionelle administrative Arbeit – also die zeitgenaue Verteilung und Auslieferung der Inhalte. Ab einer kritischen Masse übernehmen wir dies auch intern. Wir selbst erstellen aber keine Inhalte und vermarkten auch nicht.
Und bei der Installation?
H.-J. Wehner: Die Installation ist nur Mittel zum Zweck. Unser Geschäft ist der Betrieb, die Überwachung sowie der Service. Daher arbeiten wir mit Subunternehmen zusammen, welche die Installation übernehmen. Wir sorgen dabei für das komplette Management. In unserem Logistikcenter in Hannover wird die Technik der Endstellen vorkonfiguriert und über DHL an die Installationsfirmen ausgeliefert. Auf Wunsch arbeiten wir auch mit Partnern der Kunden zusammen. Sobald der Installateur das Haus des Kunden verlässt, hat dieser das Programm auf dem Bildschirm und die entsprechende Endstelle ist sofort in unserem Field- und Störungsservice in Usingen integriert.
Wie unterscheidet sich Media Broadcast nun von anderen Generalunternehmern wie IBM oder T-Systems?
H.-J. Wehner: Wir kommen aus der Audio- und Videowelt und verfügen über die entsprechenden Erfahrungen. Eines unser Kerngeschäfte ist die europaweite Verteilung von Unternehmensdaten via DSL und Satellit. Beides zusammen ergibt einen Erfahrungsvorsprung im Aufbau und Betrieb von Datennetzwerken. In unterschiedlichsten Projekten haben wir schon mit UMTS/GPRS gearbeitet und auch hybride Netzwerke aus DSL und Satelliten aufgebaut.
Vielen Dank für das Interview.
(eca)