Seit dieser Woche haben Innovations-Unwillige oder Bewahrer des „Haben wir schon immer so gemacht“-Prinzips leider eine Ausrede weniger. Der Rest kann sich dafür über eine neue gute Chance freuen, an hochfrequenten Standorten Zielgruppen zu erreichen, die eher dem Onlinekauf oder der Mobil-Welt zugeneigt sind – und die man deshalb besonders gerne an den Point of Sale (zurück) bringen möchte.
Die gern genutzten und altbekannten Abwehr-Argumente „Gibt’s nicht“ und „Kostet zu viel“ entfallen ab jetzt. Denn. Geht wohl – und kost‘ (fast) nüscht.
Mit dem derzeit größten öffentlich zugänglichen Beacon-Feld an Deutschlands Bahnhof mit der sechsthöchsten Frequenz an Fahrgästen können ab jetzt Teilmengen der täglich etwa 250.000 Fahrgäste erreicht werden.
Wie beim Einsatz von Beacons üblich, kommt es auf die jeweilige App an. Nur derjenige, dessen App auf den Smartphones der Nutzer ist – und dessen App entsprechende Funktionen integriert hat – erreicht über die kleinen nach Bluetooth Low Energy-Standard funkenden Sender seine Zielgruppen.
Ist der Einsatz am Point of Sale schon interessant, wird es natürlich andernorts erst richtig sexy. Denn an Bahnhöfen, Flughäfen oder beliebigen anderen Orten erreichen die Marken ihre Kunden unterwegs. Etwa, um ihnen neue Angebote zu machen, die so unwiderstehlich sind, dass es die Käufer an den PoS zieht. Oder, um Zusatzinfos und Nutzwertiges automatisiert zuzusenden.
So könnte jetzt etwa auch die Deutsche Bahn am Hbf Düsseldorf entsprechend ihre App noch besser nutzen – sind doch bereits auch Beacons an den Bahnsteigen selbst installiert worden. Damit ließen sich auch fernab von Abverkaufs-orientierten Szenarien Nutzer erreichen. Etwa um Bahn-App-Nutzern bei Ankunft mitzuteilen, dass sie 200 Meter vom aktuellen Standort einen Servicepunkt wegen eines Streiks oder eines Unwetters finden. Oder dass sie als Vielfahrer die neu eröffnete Bahn Lounge lediglich 300 Meter weiter finden. Auf invidis-Nachfrage konnte das Unternehmen ad hoc keine Auskunft darüber geben, ob und in welchem Umfang da etwas für Düsseldorf geplant werde.
Der nun öffentlich gemachten Umsetzung in Düsseldorf jedenfalls gingen gemeinsame Überlegungen zwischen Bahn und Außenwerber voraus. Der Ströer-Konzern, der in der jüngeren Vergangenheit diverse Onlinespezialisten zugekauft hatte, braucht sich nun nicht mehr für verrückt erklären zu lassen – Open Playground ist ein Beispiel für Ströers Rejustierung des Unternehmens, das mit der herkömmlichen Außenwerbung ein altes und mit Mobile ein sehr junges Medium miteinander verbinden will. Was Ströer COO kürzlich in einem invidis-Interview über den Aufbau digitaler Werbenetze sagte, gilt mit dem Open Playground nun in noch stärkerem Maße: „An den deutschen Bahnhöfen erreichen wir einen Großteil der Bevölkerung und können Marken und Markenbotschaften auf einen Schlag sichtbar machen.“
Die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit Werbewirtschaft, Konsumgüterhersteller und andere Interessierte das von Ströer, DB, Sensorberg und den Partnern Bitkom, IKS Hamburg sowie der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften annehmen. Agenturen und Werbungtreibende können sich bei Ströer registrieren, das von Sensorberg stammende SDK für Developer herunterladen und weitere Infos anfordern.
Theoretisch lässt sich das Konzept an den etwa 230.000 Werbeträgern von Ströer deutschlandweit umsetzen. Prädestiniert sind hochfrequente Standorte jeder Art, bei denen entsprechend ihrer Bauart und der Anzahl der Passanten genügend Sender in den richtigen Abständen verbaut werden müssen, um optimale Reichweite und gutes Tageting zu erlauben. Ströer und seine Projektpartner haben nun mit der einer verfügbaren interessanten Infrastruktur vorgelegt – nun sind Kreative und Marken am Zug.