Das TfL-Busnetz befördert täglich 6,5 Millionen Menschen. Hier werden in weniger als einem halben Jahr für einen Zeitraum von acht Jahren die Werberechte bei JCDecaux liegen. Für den Konzern nur ein erster Schritt hin zu einer weiteren rasanten Digitalisierung.
Jean-François Decaux, Vorstandsvorsitzender und Co-Chief Executive Officer von JCDecaux SA, will ab 2017 die Hälfte der UK-Umsätze digital erwirtschaften.
In Großbritannien hat der heute 56-Jährige den Out-of-Home-Markt aktiv mit weitergetrieben, seit er 2013 bei JCDecaux UK als CEO begann. Parallel verantwortlich ist JFD seitdem auch für die Regionalleitung für Nordeuropa und Australien.
Mit dem Gewinn der Ausschreibung von Transport for London (TfL) ist der weltgrößte Außenwerber manch anderem in Digital-out-of-Home engagierten oder an DooH interessierten Konkurrenten zuvorgekommen. JCDecaux UK kann weiter deutlich wachsen, und dies auf einem entwickelten und weiter boomenden Markt.
Zugleich positioniert man sich für die DooH-Ausschreibung bei Londons U-Bahnnetz. Dort steht im kommenden Jahr die Ausschreibung der Underground-Stationen auf der Agenda: mit einem geschätzen Voöumen von 1,5 Mrd EUR. für eine vergleichbare Laufzeit. Interessant an der kommenden Ausschreibung ist die Neuerung, dass Transport for London die DooH-Infrastruktur besitzen wird. Das ermöglicht ein größeres Teilnehmerfeld und mehr Flexibilität in der Laufzeit. Die Investitionen in den über 100 Jahre alten Tunnelsystem wäre nicht in ein paar Jahren über Werbeeinnahmen refinanzierbar.
Sportlich gesehen: JCDecaux spurtet übers Spiefeld und grätscht dem ein oder anderen Interessenten herein. Denn das börsennotierte Unternehmen hält ab dem 1. Januar 2016 für acht Jahre eine TfL-Konzession, die bislang von Clear Channel UK gehalten wurde. Transport for London investiert in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Britische Pfund in den Ausbau des gesamten Nahverkehrssystems. Gut 4.900 Fahrgastunterstände werden dann dem Portfolio von JCDecaux zugeschlagen. Laut JCDecaux handelt es sich um den weltgrößten Vertrag dieser Art.
Die dafür notwendigen 700 Millionen Euro sind keine Peanuts, auch nicht für JCDecaux. Aber: Das ist sehr gut investiertes Geld. Denn ab dem kommenden Jahr wird JCDecaux seine CLP Netze in London vereinheitlichen können. Dann werden 15.000 der jeweils 2 m² großen, hinterleuchteten Werbeträger an Fahrgastunterständen in London ein großes Netz bilden.
Noch spannender wird es für das Unternehmen und auch die Mitbewerber, wenn es um digitale Außenwerbung geht. Denn die Digital-out-of-Home-Branche in Großbritannien bringt sich in Stellung für das Ringen um die Ausschreibung für DooH-Werbeträger in den U-Bahn-Netzen von TfL. Neben JCDecaux haben Exterion Media und Clear Channel ein großes Interesse. Wer hier gewinnt, wird im in UK boomenden DooH-Geschäft nur profitieren können. Anders rum: Indirekt wird dann über mögliche Übernahmekandidaten oder Schrumpfkuren entschieden.
Schon bislang hat JCDecaux sich digital gut aufgestellt in UK. Nach dem Launch des 120 m² LED Screens am Londoner Bahnhof Waterloo, der digitalen Großfläche am innerstädtischen Verkehrsknotenpunkt Old Street Roundabout EC1 und den Digital Towers am Terminal 5 des Airports Heathrow geht der Außenwerber weiter in die Offensive.
Jean-François Decaux hat eine eindeutige Vision für den Fortgang des Engagements. Dabei konzentriert er sich zunächst auf London, dass er als Treiber für Digital-out-of-Home sieht: „London erlebt zurzeit einen wirtschaftlichen Boom und ein rasantes Bevölkerungswachstum. Die britische Hauptstadt verändert sich heute mit einer Geschwindigkeit wie zuletzt in viktorianischer Zeit. 2030 wird die Stadt 10 Millionen Einwohner haben und damit als Markt für unsere Werbekunden immer wichtiger werden.“
Mit dem neuen CLP Netz wolle manden Weg „für eine maßstabsetzende digitale Transformation“ ebnen. „JCDecaux will London zum weltweiten Schaufenster für digitale Out-of-Home Medien machen. Bereits 2017 werden wir voraussichtlich über 50% unseres Werbeumsatzes in Großbritannien im digitalen Bereich erwirtschaften.”
Neben der britischen Hauptstadt hat JCDecaux begonnen, sich in interessanten Städten mit digitalen Werbeträgern im Bereich Wartehäuschen weiter zu positionieren – zuletzt in Edinburgh.