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Tesco hat einen hemmenden Einfluss

Interview mit Ronni Guggenheim, Minicom – Teil 2

Minicom hat es in den letzten Jahren geschafft, sich als Global Player im Bereich Digital Signage zu positionieren. Wie wichtig ist dieser Geschäftsbereich im Vergleich zu den klassischen IT-Feldern (KVM)? Ronni Guggenheim: Das Geschäftsfeld mit Digital Signage ist stark wachsend. Im letzten Jahr lag der Anteil in unserem Unternehmen bei 35 %, wir erwarten für dieses Jahr einen Anteil von 40 bis 45 %.

Das Gefährliche in diesem Bereich ist, dass die Zahlen mit nur einem Projekt kippen können. Darin liegt ein hohes Risiko. Sehr viele Partner lassen sich durch die großen Projekte blenden. Die kommen – oder auch nicht. Bis zu fünf Jahre können diese Projekte dauern. Daran sind schon einige zugrunde gegangen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Digital-Signage-Marktes in Deutschland? Sehen Sie Unterschiede zur Entwicklung in der Schweiz und in Österreich?

Ronni Guggenheim: Deutschland ist träge, gerade wenn es um Großprojekte geht. Wir sehen noch sehr viel Taktik im Markt. Dies betrifft die Positionierung der einzelnen Player und den Umstand, dass diese sich und die Hersteller gegenseitig ausspielen. Wenn man den Kern des Marktes betrachtet, stellt man fest, dass noch sehr viel gegeneinander gekämpft wird. Das schadet am Ende allen Marktteilnehmern. Man blickt seitwärts, noch nicht vorwärts. Ich denke, das kann sich sehr schnell ändern, wenn eines der Großprojekte endlich abhebt. Man hat eben noch kein einziges Tesco-Projekt in Deutschland.

Sie führen Tesco als positives Beispiel an? Viele sind bestimmt anderer Meinung.

Ronni Guggenheim: Vielleicht ein ungünstig gewähltes Beispiel. Ich glaube, dass Tesco in Deutschland einen hemmenden Einfluss hat. Der Markt hat großen Respekt vor den Investitionen und dem entsprechend noch nicht vollkommen nachweisbaren ROI.

Wie wirkt sich dieser Respekt in der Praxis aus?

Ronni Guggenheim: In dem Mangel an großen Investoren in Deutschland. Meiner Meinung nach ist Neo Advertising zurzeit der größte Investor im Markt. Größer als EDEKA, Metro etc. Das spricht schon für sich.

Es gibt zwar im Markt eine gewisse Awareness. Die Digital Signage Expo in Essen hat dies bestätigt. Ich glaube allerdings, dass es noch ein bis zwei Jahre dauern wird, bis der große Durchbruch kommt.

Was fällt Ihnen auf, wenn Sie die Schweiz und Österreich mit Deutschland vergleichen?

Ronni Guggenheim: Die Schweiz und Österreich haben den Vorteil, dass sie kleiner sind. Es sind keine Investitionen in vielfacher Millionenhöhe notwendig, um einen nationalen Roll-out umzusetzen. Wir haben schon vor sechs Jahren mit der Schweizer Post einen nationalen Roll-out umgesetzt. In Deutschland wären dafür wesentlich höhere Investitionen erforderlich gewesen.

Ist Minicom mit der Entwicklung im Digital-Signage-Markt zufrieden?

Ronni Guggenheim: Wir sind zufrieden, weil wir in den Schlüsselprojekten involviert sind. Und vor allem, weil wir uns so aufgestellt haben, dass wir kleine und mittlere Projekte bedienen können.

Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten zwölf Monate gesteckt?

Ronni Guggenheim: Minicom hat das Ziel, in seiner Nische die Nr. 1 zu bleiben und diesen Status weiter auszubauen. Wir betrachten uns als Plattformhersteller, wir werden nie den Content berühren. Wir werden weitere innovative Lösungen auf Plattformebene auf den Markt bringen und unsere Position festigen. Wir wollen in sämtlichen Schlüsselprojekten über Partner, sowohl OEM als auch Distributionspartner, präsent sein. Und dass unsere Produkte als prefered solutions zum Einsatz kommen.

Erläutern Sie uns bitte Ihre Vision, wie und wohin sich Digital Signage in Europa entwickeln wird.

Ronni Guggenheim: Mein persönliches Ziel: Wenn irgendein Marktplayer ein Großprojekt in Deutschland – neben UK die größte Wirtschaftsmacht in Europa – an Land zieht, dann können wir alle ruhiger schlafen. Es geht in diesem Zusammenhang nicht um die Minicom–Produkte, obwohl wir gut aufgestellt sind, um ein solches Großprojekt auszustatten. Wir versuchen durch unser Investment in dieses Marktsegment und unseren Einsatz vor Ort (z.B. auf Messen) unseren Teil dazu beizutragen. Und ich denke, wenn einmal so ein Projekt kommt, dann ist das für uns alle ein Riesendurchbruch.

Wir bedanken uns für das Gespräch. (osc)