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ISE 2015

invidis Analyse - Zurück auf die Schulbank

Amsterdam | Auf einer Messe muss man auffallen. Am besten gelingt dies in der Regel mit Superlativen, aber die wahren Highlights und was dies für das zukünftige Digital Signage Geschäft bedeutet, erkennt man meist nur auf den zweiten Blick.

Die ISE ist die wichtigste AV und Digital Signage Messe in ganz Europa. Alle Aussteller eifern daher um die Aufmerksamkeit der Besucher und greifen dazu meist in die bewährte Trickkiste: höher, schneller, weiter.

Bei den Display-Anbietern wird mit riesigen 98“ UHD-Geräten geprotzt. Damit will ich nicht sagen, dass es dafür keine Projekte gibt. Wirklich wichtig sind allerdings andere Produkte. Wie beispielsweise Small Signage Displays von 10-32“. Und wer es mag, bekommt sogar 24- und 32-Zoll Displays mit UHD-Auflösung.

Überhaupt bekommt man auf der Messe das Gefühl, dass das gute Full-HD Schnee von gestern ist. Dabei wären die meisten Integratoren froh, wenn Kunden ihre Displays heute mit gescheiten Full-HD bespielen würden. Die Frage nach der Produktion und vor allem der Wiedergabe von 4K-Inhalten gerät im Anbetracht der Very Large Formats schnell in den Hintergrund. Dabei gibt es gerade hier technische Herausforderungen, um eine optimale Bildqualität zu gewährleisten. Denn Mediaplayer benötigen einen h.265 Decoder, um die beste Bildqualität in 50/60 FPS über einen HDMI 2.0 Ausgang an die Bildschirme zu senden und gleichzeitig die Datengröße im Rahmen zu halten.

Videowalls sind dann noch eine ganz eigene Hausnummer. Sollen die Media-Walls nativ bespielt werden erfordert dies spezielle Hardware in Form von Controllern, welche die Signage aufbereiten und verteilen. Wer hier flexibel sein will, benötigt zumeist noch eine Software wie bspw. Vuwall, die sogar die Bildumschaltung und Einspielung via App vom Mobilfunkgerät ermöglicht. Auch dies ein Gebiet, auf dem sich der Digital Signage Integrator unbedingt das passende Know-How aneignen müssen, um beim Kunden entsprechende Umsetzungen zu realisieren.

Am anderen Ende des Gerätespektrums werden immer noch Geräte benötigt, die kostengünstig sind, um in der breiten Masse ausgerollt werden zu können. Hier könnten professionelle Raspberry PI Mediaplayer eine mögliche Lösung sein, wie sie von Tiny Green PC gezeigt werden. Die gepimpten Mediaplayer sind wahlweise als OPS-Einschubmodul zu haben und verfügen sogar über eine kleine, eingebaute USV, die einen Hot-Swap ermöglichen oder aber Dateischäden auf der SSD verhindern bei einem Stromausfall garantieren. Mit Aperture ist eine Render-Engine implementiert, die das Maximum aus der GPU herausholt. Damit sind die Mini-Rechner ohne weiteres in der Lage Full-HD mit Video-Overlays auszuspielen. Der Hersteller ist so von seinen Geräten überzeugt, dass er gleich 5 Jahre Garantie gibt.

Aber zurück zu den Superlativen: 1,1 mm Pixel-Pitch gibt es bei Samsung als Prototyp zu sehen. Eine echte Neuerung für die Koreaner, da bei dieser Auflösung die LEDs den LFD Wettbewerb im eigenen Hause machen. Weniger Pitch gibt es von Aoto bei Lang zu sehen. Hier sind sagenhafte 0,75 mm das Maß der Dinge. Die Bildqualität ist erstaunlich. Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass LED in den nächsten Jahren immer häufiger den Weg in Indoor-Installationen findet. Für Integratoren ist es also an der Zeit sich mit dem Thema LED zu beschäftigen. Hitzeentwicklung, Ansteuerung, Brandlasten und Verbauung sind einige der Themen, die auf dem Lehrplan stehen sollten.

Obwohl die Branche laut dem letzten DBCI dem Thema HDBase-T und transparenten Displays skeptisch gegenüber steht, lohnt es sich doch mit beidem auseinander zu setzen.

Aktuell kämpfen Anbieter vereinzelt noch mit technischen Herausforderungen. Aber HDBase-T wird von allen Display-Anbietern gepuscht und zukünftig für viele Integratoren das Leben stark vereinfachen.

Waren transparente Display vor ein paar Jahren ein echter Hingucker zeigen heute erste Anbieter (Samsung und Eyevis) transparente OLEDs. Damit wird das Thema Transparenz wiederbelebt und OLED neues Leben eingehaucht. Totgesagte leben bekanntlich länger.

Ein weiterer Superlativ ist die Helligkeit von Display. 2.500 nits sind mittlerweile von der Stange zu haben. Wer mehr benötigt bekommt Displays bis 7.000 nits von Dynascan und 10.000 nits sind möglich und werden von Eikeo gezeigt. Es wird sich allerdings zeigen ob im Schaufenster oder im Outdoor wirklich mehr als 5.000 nits Sinn machen. Zumal die Bildwiedergabe – rein subjektiv betrachtet – durch das extrem helle Backlight nicht wirklich besser wird. Und wo viel Licht erzeugt wird, fällt in der Regel auch viel Hitze an, die abgeführt werden muss. Das Ganze wird dann unter Umständen sehr laut und teuer.

In einer ganz anderen technischen Liga spielt daher das 32“ Color Eink, das bei GDS zu sehen ist. Aktuell handelt es sich dabei noch um einen Prototypen. Allerdings soll spätestens bis Anfang 2016 ein Produkt für den Outdoor-Einsatz am Markt verfügbar sein, das insbesondere für den Bereich Transportation interessant ist.

Fazit

Das Leben für Digital Signage Integratoren wird einfacher und komplexer zugleich. Einfacher, wenn es darum geht simple Digital Signage Projekte auf Basis von gängigen Screen-Größen umzusetzen. Hier gibt es mittlerweile viele Out-of-the-Box Produkte, die ohne großen Aufwand zu installieren sind.
Wollen Kunden aber das technisch Machbare ausschöpfen wird es schnell komplexer. Software-Integration, Einbindung von unterschiedlichsten Endgeräten und die Ansteuerung von elektronischen Preisschildern bis hin zu Mega-Media-Walls erfordern ein breites und tiefes Wissensspektrum, damit eine zentrale Bespielung und Verwaltung effektiv möglich ist.