Wenn Banken selbst Geld in die Hand nehmen, dann um durch Investitionen neue Geschäfte anzustoßen – oder, um durch Investitionen eigene Geschäfte absichern zu können. Etwa, wenn weltweit zahlreiche Start ups oder große Player aus anderen Industrien ihrerseits auf das Parkett drängen. Letzters ist ganz offensichtlich der Fall.
Zum zweiten Mal haben die zur Economist-Gruppe gehörende Economist Intelligence Unit (EIU) und der Softwarespezialist Temenos eine gemeinsame weltweite Studie bei 208 Top-Bankern durchgeführt, bei der es um die wichtigsten Aufgaben geht, die ihre Finanzinstitute im Zeitraum der nächsten fünf Jahre sehen. Die Befragung wurde um 22 weitergehende Interviews ergänzt.

Noch in der letzten Studie hatten die befragten Banker auf Platz 1 der Aufgaben – lies: mögliche Probleme – regulatorische Anforderungen gesehen, die sich weltweit in unterschiedlichem Ausmß verstärkt haben (49 % der Angaben). Allerdings hatten die Führungskräfte das Thema Digital-Strategie vor einem Jahr schon als zweitwichtigstes gesehen (37 %). Jetzt haben sich die Relevanz der beiden Themen stark geändert. Denn inzwischen halten 46 % der Befragten das Thema Digitalisierung für das wichtigste, und 35 % die Aufsichtsthematik (inzwischen Platz 4) für die wichtigste.
Weitere Angaben stützen den Trend: Die Angaben zu Absatzkanälen (Platz 2 mit 39 %) und Größe und Struktur des filialnetzes (Platz 3 mit 37 % der Angaben) zeigen, dass Multichannel, innovative Flagship- und Branch-Konzepte bei den meisten internationalen Banken ebenfalls im Kontext der Digitalisierung gesehen werden.
International gibt es wohl zumindest einen Hauch von German Angst, der durch die Schalterhallen und Vorstandsetagen zieht, den EIU-Analystin Monica Woodley feststellt. Man befürchtet zunehmend, dass Player von außerhalb die Kunden abspenstig machen. Dazu zählen offenbar Internet-Konzerne oder unabhängige Mobile Payment-Anbieter. Woodley zufolge sahen in der ersten Untersuchung noch 22 % das Eindringen bankfremder Digital-Anbieter als wichtigsten Faktor der Veränderung im Retail Banking – jetzt sehen das 35 % der Befragten so.